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Straya Mate – Outback Life

Zuallererst mal: eine riesige Huntsman-Spinne lebt irgendwo in meinem Zimmer – seit über einer Woche …! Willkommen im Outback!

Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Da waren wir im letzten “Straya Mate”-Post stehengeblieben – und mittlerweile lebe ich schon seit über 6 Wochen auf der cattle station.
Lynda und ich luden meinen Koffer, meinen Rucksack und meine Reisetasche in den Kofferraum ihres Autos, fuhren zum Supermarkt und kauften riesige Mengen an Lebensmitteln ein. Mindestens 3 Einkaufswagen waren gefüllt mit essbarem Allerlei, das wir dann ebenfalls in den Kofferraum und auf dem Rücksitz verteilten. Und dann ging die knapp dreistündige Fahrt “nach Hause” los. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt und ich freute mich, bekannte Landschaft und Straßen wiederzusehen.

drivein

Fletcher Vale Road – auf dem Weg ins Outback

Einen Großteil der Strecke müssen wir auf einer “dirt road” zurücklegen – das bedeutet, wir verlassen die asphaltierte Straße und fahren auf rotem Sand, Kies oder einem Mix aus beidem – ca. 120km. Wir fuhren in die Sonne und je näher wir kamen, desto aufgeregter wurde ich. Schließlich bogen wir von der Fletcher Vale Road ab auf die “The Brook Road”, passierten die Mailbox/den Briefkasten und rasten die letzten 20km auf einen großen Wassertank zu, in dem die Kids ein Bad nahmen. “Die Kids”, das sind: Grace (11), Ingrid (9) und Daniel (5). Alle 3 riefen und winkten und konnten gar nicht schnell genug aus dem Wasser klettern, um mich zu begrüßen. Das war so schön, alle drei kamen angelaufen und riefen “Katharina!!! You’re back! You’re here!” und umarmten mich (mit triefenden T-shirts und Haaren). Auch Darcy drückte mich und machte mir eins der äußerst seltenen, ernst gemeinten Komplimente: “You look great!”

Weiter ging es nach Hause, wir luden alle Lebensmittel und alles Gepäck von Lynda aus, begleitet von vielen Umarmungen und Fragen und entzückten Ausrufen der Kids. Schließlich fuhr Lynda mich in mein neues zu Hause, wo ich meine Habseligkeiten 4 Stufen hinauf in eine kleine Kabine samt angeschlossenem Bad hievte. Das war neu für mich. Das letzte Mal waren wir als Team im alten Haus der Familie untergebracht, wo auch die Schulräume waren. Die Familie hat allerdings kurz nach unserer Abreise einen Container-Klassenraum bauen lassen und einen weiteren Container mit 2 Zimmern – eins davon wird von Emily bewohnt, sie ist 37 und die Lehrerin/Governess der Familie. Sie habe ich erst später getroffen, weil sie zum Zeitpunkt meiner Ankunft mit ihrem Labrador Elvis unterwegs war.

Ich war auf den ersten Blick sehr zufrieden mit meinem Zimmer – ein Doppelbett (samt Nachttisch) direkt unter’m Fenster! Ein Schreibtisch und ein Bücherregal (das ich dieses Mal auch füllen konnte, ich hatte in den 2nd-hand-Shops zugeschlagen ❤ )!! Ein normaler Schrank! Und ein angeschlossenes Bad! Doch, alles wunderbar – klein und fein, und nicht steril wie in Kolumbien, hier würde ich mich wohlfühlen. Ich räumte meine Kleidung in meinen Schrank, schob meine Schuhe unter’s Bett, reihte meine Tuben und Tiegel, Dosen und Flaschen im Badezimmer auf, verstaute dieses und jenes in Schubladen und sortierte alles weitere in’s Bücherregal.

Als ich im Bad den Vorhang herunterließ, erschreckten mich zwei sehr laute “PLOPPS!” und an zweien der Wände saß je ein Frosch, dessen Herz ebenfalls wummerte. Ich lachte auf den Schreck und beschloss, meine beiden Mitbewohner Bob und Claire zu nennen, in Gedenken an die zwei Frösche, die ich das letzte Mal so ins Herz geschlossen hatte. Da ich mittlerweile schon über 6 Wochen hier bin, kann ich mich nicht mehr allzu genau erinnern, was wie passiert ist, aber ich erinnere mich, dass es gegen 19 Uhr bei Lynda und Darcy Abendessen gab. Emily habe ich vorher noch getroffen und wir waren uns einig, dass wir gut miteinander klarkommen würden. Das merkt man ja eigentlich recht fix, ob es eine “naja, wird schon”-, eine “oh neee”- oder eine “jo, das läuft mit uns!”-Konstellation wird. Ich würde sagen, bei uns ist es zwischen “naja, wird schon” und “jo, das läuft mit uns!”. Jedenfalls wurde mir bei Lynda und Darcy von den Kids noch Dale vorgestellt, ein 19-jähriger Australier, der mit Darcy arbeitete.

Die Kids waren allesamt sehr aufgeregt, umarmten mich oft und sagten: “I can’t believe that you’re actually here!” (In den nächsten Wochen würde ich lernen, dass actually in so ziemlich jeder Unterhaltung vorkommen würde.) Ich antwortete jedes Mal: “Me neither, but isn’t it just fantastic?!” Wir aßen zu Abend und Darcy erzählte peinliche, weil nicht der Wahrheit entsprechende, Anekdoten meines letzten Aufenthaltes. Die Kids sprangen natürlich sofort darauf an, wir lachten viel und es war ein schöner Abend und eine gute Ankunft. Später fiel ich totmüde ins Bett – um am nächsten Morgen zu einem wundervollen Sonnenaufgang aufzuwachen – mein erster Arbeitstag auf der station konnte beginnen!