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Straya Mate – Mein Zimmer und zu Hause

Hallo 🙂

Im letzten Post habe ich euch Fotos einige Fotos von meinem Zimmer gezeigt – dieses hat sich mittlerweile etwas verändert: ich habe Fotos, Sprüche und Notizen an die Wände gepinnt und alles ist etwas heimeliger geworden. Ich zeige euch, wie es jetzt aussieht und auch ein paar Fotos meines restlichen zu Hauses.

Ich fange mal draußen an: zwischen den Containern, die unsere Zimmer bzw. die Klassenräume beherbergen, gibt es eine asphaltierte Fläche, auf der sich allerlei Gedöns befindet. Unsere Waschmaschine steht neben einem Waschbecken auf der Seite unserer Zimmer und rüttelt und schüttelt jedes Mal ordentlich gegen die Metallwände, wenn es in den Schleudergang geht. Der Rest “unserer” Seite wird von einem Tisch eingenommen, der vollgestellt ist mit allen möglichen Schulutensilien, und Elvis’ kleiner Hütte.

Auf der Seite des Schulcontainers stehen eine kleine Bank, ein alter, von Spinnennetzen verschleierter Schrank und ein paar Gartenmöbel. In der Mitte steht ein großer Holztisch, der zu verschiedenen Dingen genutzt wird. Ich finde es schrecklich unordentlich und es nervt mich, dass fast jegliche Fläche für die Schule oder Projekte verplant ist und es nicht einfach mal Platz gibt, der nur für uns ist. Wenn ich mich draußen zum Lernen oder Essen hinsetzen will, muss ich Kram vom Tisch räumen. Wenn ich etwas waschen will, muss ich das Waschbecken von Pinseln, Farbresten oder Schwämmen befreien. Wenn ich mich sonnen will, muss ich dieses und jenes aus dem Weg schaffen, damit die Möbel Platz auf dem Rasen haben … und so weiter. Ich habe mich irgendwie damit arrangiert, aber als störend empfinde ich es doch. An meiner Wand, die nach hinten rausgeht, ist die Wäscheleine angebracht und quietscht und knarrt ordentlich, wenn es mal etwas windiger wird – das stört mich überhaupt nicht, sondern ist wie ein Schlaflied. 😉

Im Schul-Container werden Dan, Ing und Grace unterrichtet, außerdem ist ein kleiner Teil davon so eingerichtet, dass er einer Küche samt Wohnfläche ähnelt – auch hier wird fast sämtliche Fläche von der Schule/Projekten beansprucht und es macht mich wahnsinnig. Die Küche hat zusätzlich ihre Tücken, was den Platz angeht, und gerade letzte Woche habe ich umgeräumt, damit wir mehr Raum zum Arbeiten haben: der kleine Herd/Ofen wanderte auf das Rollregal links an der Wand, sodass er nicht mehr in der Mitte der Arbeitsfläche stand. Er ist wirklich anstrengend zum Kochen: man kann den Ofen und den Herd nicht gleichzeitig nutzen und man fällt geschätzt 2x in Ohnmacht, bis die Platten heiß genug sind, um irgendetwas zuzubereiten. Kochen macht mir deswegen und auch wegen des begrenzten Platzes eher weniger Freude. Der hintere Teil des Containers ist komplett als Schulraum eingerichtet.

Nachdem ihr jetzt die Teile meines zu Hauses gesehen habt, die ich mit Emily teile, nehme ich euch mit in mein Zimmer. Hier fühle ich mich echt wohl, weil es eben nicht schnieke und wie aus einem Katalog ist. Der PVC-Boden hat schon Risse und Flecken, die Wände zeigen diverse Löcher, die für etwas gebohrt wurden, das jetzt nicht mehr montiert ist und auch die Möbel sind einfach und zeigen definitiv Gebrauchsspuren. Hier macht es nichts, wenn ich Flecken addiere oder irgendwo anecke – aus Versehen natürlich, ich würde nie mit Absicht etwas schmutzig oder kaputt machen! Außerdem bin ich selber dafür verantwortlich, wann ich wie putze und wasche und muss mich an keinen anpassen. Das macht es mir sehr viel leichter, mich zu entspannen.
Die Kleiderstange in meinem Schrank kapitulierte direkt nach 2 Tagen unter dem Gewicht meiner Kleidung – ich habe sie provisorisch-notdürftig repariert und alle paar Wochen macht es “RUMMS!” und ich muss mir etwas Neues überlegen. 😀 Das ist lustiger, als es sich anhört und es macht mir überhaupt nichts aus, da ich die Freiheit habe, mir selbst etwas zu überlegen oder Lynda und Darcy um Hilfe zu bitten. Ich mag den (im wahrsten Sinne des Wortes) “lockeren” Lifestyle hier. Auch der Duschvorhang im Bad erforderte ein bißchen kreatives Werkeln, denn er war ca. 15 cm zu kurz, sodass ich bei jeder Dusche das Bad überschwemmte. Ich behalf mir mit Paketschnur – jetzt klebt mir der kalte Vorhang zwar immer am Po, weil der heiße Wasserdampf nicht ordentlich entweicht, aber immerhin trete ich nicht mehr in Wasserlachen, wenn ich aus der Dusche steige, sondern auf eine weiche Badematte 🙂

Meine Tiegel, Tuben und sonstige Hygienartikel des täglichen Gebrauchs habe ich fein säuberlich auf der Ablage vor meinem Spiegel aufgebaut. Um meine Ketten anzubringen, habe ich die Knäufe, die den Spiegel halten, etwas rausgedreht, um sie als Haken zu verwenden. Der Nachteil dieser Wohncontainer ist eindeutig, dass ich nicht einfach fix einen Nagel in die Wand schlagen kann. Aber frau ist ja nicht auf den Kopf gefallen 😉 Alle anderen Badezimmernotwendigkeiten habe ich in einem Karton auf dem Boiler untergebracht.

Was mein Zimmer angeht, hat sich auch einiges verändert. Zum einen habe ich jetzt einen kleinen flauschigen Teppich, in den ich morgens meine Füße gerne kuschele. Unter’m Bett findet meine gewachsene Schuhsammlung ihr zu Hause – ich trage meist nur die schwarzen Matrosenschuhe, weil die anderen Paare einfach zu schick sind für die station. An der Wand neben meinem Bett habe ich ein paar Fotos der Freunde angebracht, die meine Zeit in Kolumbien viel schöner gemacht haben. Außerdem gibt es ein paar Fotos von schönen Orten oder Momenten, an die ich gerne denke und natürlich findet auch Caramelo (mein Adoptivhund) seinen Platz – den vermisse ich echt.

An den Rohren über meinem Nachttisch findet ein weiterer Teil meiner Schmucksammlung seinen Platz. Die rote Kette und die Sonnebrille habe ich in einem der tollen second-hand-Shops in Townsville gekauft, die Ohrringe in Blumenform waren das Abschiedsgeschenk von Maria Elizabeth und die Viereck-Kette habe ich in Chinácota in einem second-hand-Shop gekauft. Die bunten Ohrringe stammen auch aus Kolumbien, die silbernen Ohrringe waren ein Geschenk meiner Mama. Neben diesem improvisierten Schmuckeckchen hängt das erste Mandala, das ich hier angefertigt habe. Es ging mir in den ersten Wochen hier echt bescheiden und ich habe bemerkt, dass es mich vorrübergehend beruhigt, Formen mit Farbe zu füllen. Das Zitat, mit dem ich das Kunstwerk versehen habe, stammt aus diesem unglaublich bewegenden Video. “Take your broken heart and make it into art.”“Nimm dein kaputtes Herz und mach es zu Kunst.”

In meinem Bücherregal steht, liegt und lehnt alles, was ich regelmäßig brauche, von Nagellack über Medizin bis hin zu meiner tollen Kamera und meine Ringe und Armreifen baumeln von einem zweckentfremdeten Tassenhalter. Die Bücher habe ich secondhand gekauft und auch schon viele von ihnen gelesen. Mein Touristenguide über Kolumbien wird demnächst gründlich durchstöbert werden und auch mein Tagebuch habe ich in letzter Zeit wieder öfter in der Hand. Über meinem Schreibtisch kleben viele Zettel: zum einen meine Spanisch-Notizen und mein temporärer Geburtstagskalender, zum anderen eine kleine Notiz über Erfolg, ein Gruß meiner besten Freundin aus Deutschland und ein zweites Mandala, das ich ebenfalls in meiner schwierigen Phase hier gestaltet habe. Den Spruch poste ich euch separat, da er ziemlich lang ist.

Auch den Rest der vertikalen Flächen in meinem Zimmer habe ich mit mutmachenden Sprüchen, Karten oder Briefen verziert. An meinem Schrank klebt eine Einladung der Kids zu ihrer Schulhalbjahresabschlussfeier und darunter ein Bild von mir in Lima, das ich einfach schön finde. Darunter befindet sich ein selbstgestaltetes Zitat: “Si tus sueños no te asustan, no son suficientemente grandes.”“Wenn dich deine Träume nicht erschrecken, sind sie nicht groß genug.”  An meiner Badezimmertür klebt ebenfalls einer meiner Lieblingssprüche, der schon in Kolumbien meine Wand verschönert hat: “Los grandes cambios siempre vienen acompañados de una fuerte sacudida. No es el fin del mundo. Es el inicio de uno nuevo.”“Große Veränderungen kommen immer begleitet von einer starken Erschütterung. Es ist nicht das Ende der Welt. Es ist der Beginn einer neuen.” Meine Zimmertür bot genug Platz für eine Osterkarte meiner Mama, für die Abschiedskarte, dessen Design meine beiden Arbeitsstellen in Deutschland für mich gewählt hatten und für den Abschiedsbrief meiner Spielplatz-Freudin Juliana in Kolumbien.

Nachts wird es besonders schön, wenn ich meine Lichterkette anschalte. Ich bin ein sehr großer Freund von Lichterkettenbeleuchtung und habe mich sehr gefreut, als Emily mir aus ihrem zweiwöchigen Urlaub eine Lichterkette mitgebracht hat. Ich mag eigentlich lieber gelbes Licht, aber hier kann ich nicht wählerisch sein und die Geste zählt. Ich liebe es, im Bett zu liegen und mich wie in einer kleinen Höhle zu fühlen. Warm und sicher und aufgehoben. 🙂

Das war es auch schon! So lebe ich hier, das war die Tour durch mein kleines Reich. Dort werde ich mich jetzt in mein Bett kuscheln und die Vorbereitung der nächsten Posts für morgen aufheben. Bis zum nächsten Post also! 🙂

Straya Mate – Outback Life

Zuallererst mal: eine riesige Huntsman-Spinne lebt irgendwo in meinem Zimmer – seit über einer Woche …! Willkommen im Outback!

Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Da waren wir im letzten “Straya Mate”-Post stehengeblieben – und mittlerweile lebe ich schon seit über 6 Wochen auf der cattle station.
Lynda und ich luden meinen Koffer, meinen Rucksack und meine Reisetasche in den Kofferraum ihres Autos, fuhren zum Supermarkt und kauften riesige Mengen an Lebensmitteln ein. Mindestens 3 Einkaufswagen waren gefüllt mit essbarem Allerlei, das wir dann ebenfalls in den Kofferraum und auf dem Rücksitz verteilten. Und dann ging die knapp dreistündige Fahrt “nach Hause” los. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt und ich freute mich, bekannte Landschaft und Straßen wiederzusehen.

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Fletcher Vale Road – auf dem Weg ins Outback

Einen Großteil der Strecke müssen wir auf einer “dirt road” zurücklegen – das bedeutet, wir verlassen die asphaltierte Straße und fahren auf rotem Sand, Kies oder einem Mix aus beidem – ca. 120km. Wir fuhren in die Sonne und je näher wir kamen, desto aufgeregter wurde ich. Schließlich bogen wir von der Fletcher Vale Road ab auf die “The Brook Road”, passierten die Mailbox/den Briefkasten und rasten die letzten 20km auf einen großen Wassertank zu, in dem die Kids ein Bad nahmen. “Die Kids”, das sind: Grace (11), Ingrid (9) und Daniel (5). Alle 3 riefen und winkten und konnten gar nicht schnell genug aus dem Wasser klettern, um mich zu begrüßen. Das war so schön, alle drei kamen angelaufen und riefen “Katharina!!! You’re back! You’re here!” und umarmten mich (mit triefenden T-shirts und Haaren). Auch Darcy drückte mich und machte mir eins der äußerst seltenen, ernst gemeinten Komplimente: “You look great!”

Weiter ging es nach Hause, wir luden alle Lebensmittel und alles Gepäck von Lynda aus, begleitet von vielen Umarmungen und Fragen und entzückten Ausrufen der Kids. Schließlich fuhr Lynda mich in mein neues zu Hause, wo ich meine Habseligkeiten 4 Stufen hinauf in eine kleine Kabine samt angeschlossenem Bad hievte. Das war neu für mich. Das letzte Mal waren wir als Team im alten Haus der Familie untergebracht, wo auch die Schulräume waren. Die Familie hat allerdings kurz nach unserer Abreise einen Container-Klassenraum bauen lassen und einen weiteren Container mit 2 Zimmern – eins davon wird von Emily bewohnt, sie ist 37 und die Lehrerin/Governess der Familie. Sie habe ich erst später getroffen, weil sie zum Zeitpunkt meiner Ankunft mit ihrem Labrador Elvis unterwegs war.

Ich war auf den ersten Blick sehr zufrieden mit meinem Zimmer – ein Doppelbett (samt Nachttisch) direkt unter’m Fenster! Ein Schreibtisch und ein Bücherregal (das ich dieses Mal auch füllen konnte, ich hatte in den 2nd-hand-Shops zugeschlagen ❤ )!! Ein normaler Schrank! Und ein angeschlossenes Bad! Doch, alles wunderbar – klein und fein, und nicht steril wie in Kolumbien, hier würde ich mich wohlfühlen. Ich räumte meine Kleidung in meinen Schrank, schob meine Schuhe unter’s Bett, reihte meine Tuben und Tiegel, Dosen und Flaschen im Badezimmer auf, verstaute dieses und jenes in Schubladen und sortierte alles weitere in’s Bücherregal.

Als ich im Bad den Vorhang herunterließ, erschreckten mich zwei sehr laute “PLOPPS!” und an zweien der Wände saß je ein Frosch, dessen Herz ebenfalls wummerte. Ich lachte auf den Schreck und beschloss, meine beiden Mitbewohner Bob und Claire zu nennen, in Gedenken an die zwei Frösche, die ich das letzte Mal so ins Herz geschlossen hatte. Da ich mittlerweile schon über 6 Wochen hier bin, kann ich mich nicht mehr allzu genau erinnern, was wie passiert ist, aber ich erinnere mich, dass es gegen 19 Uhr bei Lynda und Darcy Abendessen gab. Emily habe ich vorher noch getroffen und wir waren uns einig, dass wir gut miteinander klarkommen würden. Das merkt man ja eigentlich recht fix, ob es eine “naja, wird schon”-, eine “oh neee”- oder eine “jo, das läuft mit uns!”-Konstellation wird. Ich würde sagen, bei uns ist es zwischen “naja, wird schon” und “jo, das läuft mit uns!”. Jedenfalls wurde mir bei Lynda und Darcy von den Kids noch Dale vorgestellt, ein 19-jähriger Australier, der mit Darcy arbeitete.

Die Kids waren allesamt sehr aufgeregt, umarmten mich oft und sagten: “I can’t believe that you’re actually here!” (In den nächsten Wochen würde ich lernen, dass actually in so ziemlich jeder Unterhaltung vorkommen würde.) Ich antwortete jedes Mal: “Me neither, but isn’t it just fantastic?!” Wir aßen zu Abend und Darcy erzählte peinliche, weil nicht der Wahrheit entsprechende, Anekdoten meines letzten Aufenthaltes. Die Kids sprangen natürlich sofort darauf an, wir lachten viel und es war ein schöner Abend und eine gute Ankunft. Später fiel ich totmüde ins Bett – um am nächsten Morgen zu einem wundervollen Sonnenaufgang aufzuwachen – mein erster Arbeitstag auf der station konnte beginnen!