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Straya Mate – Schnelldurchlauf März bis April

Hallo!

Ich habe lange nichts gepostet – es war so viel los! Jetzt werde ich euch im Schnelldurchlauf die letzten Wochen präsentieren, denn meine Zeit auf The Brook nähert sich rasant dem Ende zu ist bereits zu Ende! Ich bin schon in Townsville – aber bevor es die aktuellen Begebenheiten gibt, ein paar “alte Neuigkeiten”:

Kurz nach dem Ausflug zum Creek gab es die Schulhalbjahresabschlussfeier der Kinder – am 23. März wurde der Klassenraum dekoriert, ihre besten Arbeiten zur Präsentation ausgelegt und die Nachmittage vor dem Ereignis waren vermehlt, verschokoladet und verlimonadet, denn Emily und die Kids schwangen Kochlöffel und alle möglichen weiteren Utensilien. Abends kamen dann alle vorbei und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen, mit den Kids als Gastgeber. Ich wurde von Darcy überrumpelt und musste eine Rede halten – warum ich The Brook so gerne habe. Und der Abend war ein perfektes Beispiel für mein Warum: Gemeinschaft und Familiengefühl, alle verbringen zusammen einen spaßigen Abend und jeder trägt dazu bei. Ich fühle mich eingebunden und gewollt und es ist eine wohlwollende, gefühlsvolle, ermutigende Atmosphäre. Wir haben gesungen, gegessen, gelacht – und ich habe mich einfach wohl gefühlt, etwas, das mir lange gefehlt hat. Am Ende hat mich Darcy dann umarmt (das kommt alle Jubeljahre mal vor) und gesagt, wie gut es ist, mich wieder bei ihnen zu haben. Das war Balsam für meine Seele.

Am 25.03., Samstagabend, haben Dale, Emily und ich beschlossen, gemeinsam zu kochen und es uns gemütlich zu machen, statt dass jeder für sich selbst kocht und isst. Wir haben beschlossen, einen mexikanischen Abend zu machen: es gab Nachos mit allem Drum und Dran. Wir haben draußen den Tisch gedeckt und es wurde ein richtig toller Abend.

Am 06.04. hatte die Familie einen Termin in Townsville und ich bin mitgefahren, weil ich mein Handy reparieren lassen musste – hat zwar nicht geklappt, und hinterher war es kaputter als vorher, aber immerhin konnte ich ein paar andere Dinge erledigen. Wir wollten eigentlich nicht lange bleiben, aber dann hat die Familie sich für ein komplettes Wochenende entschieden – ich hatte keine Transportmöglichkeit zurück nach Hause, sodass ich auch in der Stadt geblieben bin. Lynda hat netterweise für mein Hostelzimmer bezahlt – das meine ich damit, dass es ein Gefühl von Familie ist. Da wird nicht groß diskutiert und ein Problem aus einer Situation gemacht, sondern einfach gehandelt und auf mich “aufgepasst”. Und nicht nur das, ich wurde sogar eingeladen, am 08.04. mit zum Footie-Spiel der Cowboys zu kommen. Das war mein erstes Rugby-Spiel im Stadion und ich habe mich mega gefreut. Lynda und Darcy hatten VIP-Plätze in einer Kabine und ich bin mit den Kids auf dem Rasen geblieben. Wir hatten gute Plätze und haben das Spiel genossen. Den Morgen habe ich bei Jess verbracht, die ich bei meiner Ankunft im Hostel kennengelernt habe. Ich habe ihr spontan geschrieben und da sie eine OP hinter sich hatte, die sie daran hinderte, sich viel zu bewegen, habe ich mich auf den Weg zu ihr gemacht. Wir haben stundenlang gequatscht und schließlich kam noch eine Arbeitskollegin aus dem Hostel dazu, die ich auch schon kennengelernt hatte. Das tat so richtig gut, mal wieder mit ein paar verrückten Mädels abzuhängen und Unsinn zu reden. Ich hab mich viel besser gefühlt, viel normaler.

Am Sonntag ging es dann zurück nach Hause und ich lernte Emma kennen, Dales Freundin, die ihn für 1.5 Wochen besuchen gekommen ist. Zuerst haben wir nicht viel von einander gesehen, aber als wir am Freitag, 14.04., zu einer Geburtstagsfeier auf der benachbarten station Felspar (45-60 Minuten Fahrt) gefahren sind, haben wir mehr Gelegenheit gehabt, miteinander quatschen. Allie, die jüngste Tochter der Familie Carter, wurde 21 und das musste groß gefeiert werden. Wir sind viel zu spät losgekommen, weil Darcy noch eine Menge zu tun hatte, aber das machte nichts, es war so viel los, dass es gar nicht auffiel. Emma und ich sprachen ganz viel miteinander und obwohl sie erst 17 geworden ist, war sie ziemlich clever und wir hatten ganz viele gemeinsame Meinungen. Sie rettete mich dann auch immer wieder vor Brice, einem Australier, der auf einer weiteren station arbeitete und es auf mich abgesehen hatte. Immer wieder rückte er in Gesprächsrunden näher an mich heran, legte den Arm um mich oder versuchte, mit mir zu tanzen, als schließlich die Tanzfläche eröffnet wurde, obgleich ich freundlich, aber deutlich Desinteresse signalisierte. Die Aufmerksamkeit an sich war ja nett, aber ich war wirklich nicht interessiert. Die Party endete für Grace, Emma und mich unter einem mit Lichterketten geschmückten Baum auf weichen Kissen, weil uns gegen 1.30 Uhr morgens dann einfach der Saft ausging. Um 3 Uhr waren wir schließlich zu Hause. Viele Fotos gibt es nicht dieses Mal, weil es einfach eine tolle Party war, die ich nicht durch die Linse, sondern live genießen wollte.

Am Samstag haben wir alle ausgeschlafen und uns entspannt, während die Familie zu einer Schulveranstaltung fahren musste – die Armen! Nachmittags kam Dale vorbei, um nach Medizin für Emma zu fragen, ihr ging es nicht gut, schon die ganze Woche über nicht. Ich konnte ihm viele kleine Hilfen aus meinem Medizinköfferchen geben, aber geholfen hat es nicht ganz so viel, leider. Am Sonntag gab es dann ein gemeinsames Abendessen mit Emma, Dale, Emily und mir. Emma ging es nicht wirklich besser, obwohl die gemeinsame Mahlzeit sie etwas abgelenkt hat.

Später haben wir uns entschieden, die Flying Doctors anzurufen. Das ist der Arztservice für Familien, die durch die Distanz ihres Wohnsitzes zur Stadt keinen direkten, einfachen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Man ruft den “Royal Flying Doctor Service” an und die Ärzte machen dann eine Telefonkonsultation. Sie rieten Emma, ins Krankenhaus zu fahren – wogegen Dale sich wehrte und sie schließlich klein beigab. Emily und ich sprachen uns dafür aus, aber man kann den Esel ja nicht zum Brunnen tragen. Das Ende vom Lied war, dass Emma sich die ganze Nacht übergab und am Nachmittag des Montags schließlich doch ins Krankenhaus wollte. Da es aber durch Dale verursachte Probleme mit dem Toyota von Darcy gab, war alles komplizierter und anstrengender, als es eigentlich sein müsste. Um es abzukürzen: schließlich fuhr Darcy Emma und Dale mitten in der Nacht ins Krankenhaus nach Charters Towers, in Lyndas Auto. Er war überhaupt nicht begeistert, da 1. sein Toyota kaputt war, 2. er ein superanstrengendes Wochenende mit der Familie hinter sich hatte, 3. er nachmittags 5 Stunden in der sengenden Hitze im Auto verbracht hatte und 4. heute sein und Lyndas Hochzeitstag war und sie einfach nur zusammen auf der Couch sitzen und atmen wollten.

scoobDale blieb eine ganze Weile in der Stadt mit Emma, da die Untersuchungen länger dauerten. Sie hatte eine Leberentzündung, die eine Antibiotikum-Behandlung erforderte. Seinen Hund Scooby hatte er bei uns gelassen und ich liebte dieses Riesenbaby. 1x habe ich mich abends draußen auf unseren Gartenmöbeln niedergelassen und Scooby legte sich quer über mich. Ich kraulte und massierte ihn für bestimmt 20 Minuten – es war schwer zu sagen, wem es danach besser ging. Was das Kuscheln anging, kümmerte ich mich um Scooby, aber Emily übernahm das Füttern. Wir hörten wenig von Dale, sicher auch, weil seine Beschwerden und sein Gejammere bei uns nicht die gewünschte Reaktion hevorriefen. Er ist nicht wirklich ein Idiot, sondern hat Probleme, die ihn mit seinen 19 Jahren überfordern und zu viel geworden sind. Weglaufen war seine Antwort, obwohl er bei Darcy und Lynda auf das Verständnis und die Unterstützung hoffen konnte, die er nötig hat in seinem chaotischen, schwierigen Leben. Als Emily und ich am 24.04. nachmittags in die Stadt fuhren, kamen Dale und sein Vater uns im Auto entgegen. Seitdem ward er nicht mehr bei uns gesehen – und Scooby auch nicht, der mir sehr ans Herz gewachsen war.

Warum fuhren wir in die Stadt? Am 25.05. ist ANZAC-Day, ein Feiertag, der in Australien und Neuseeland begangen wird. Grace ist School Captain und musste ihre Schule bei den Feierlichkeiten in der Stadt repräsentieren. Davon werde ich euch im nächsten Post erzählen – das war erstmal der Schnelldurchlauf von Mitte März bis Mitte April!

Straya Mate – Outback Life

Zuallererst mal: eine riesige Huntsman-Spinne lebt irgendwo in meinem Zimmer – seit über einer Woche …! Willkommen im Outback!

Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Da waren wir im letzten “Straya Mate”-Post stehengeblieben – und mittlerweile lebe ich schon seit über 6 Wochen auf der cattle station.
Lynda und ich luden meinen Koffer, meinen Rucksack und meine Reisetasche in den Kofferraum ihres Autos, fuhren zum Supermarkt und kauften riesige Mengen an Lebensmitteln ein. Mindestens 3 Einkaufswagen waren gefüllt mit essbarem Allerlei, das wir dann ebenfalls in den Kofferraum und auf dem Rücksitz verteilten. Und dann ging die knapp dreistündige Fahrt “nach Hause” los. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt und ich freute mich, bekannte Landschaft und Straßen wiederzusehen.

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Fletcher Vale Road – auf dem Weg ins Outback

Einen Großteil der Strecke müssen wir auf einer “dirt road” zurücklegen – das bedeutet, wir verlassen die asphaltierte Straße und fahren auf rotem Sand, Kies oder einem Mix aus beidem – ca. 120km. Wir fuhren in die Sonne und je näher wir kamen, desto aufgeregter wurde ich. Schließlich bogen wir von der Fletcher Vale Road ab auf die “The Brook Road”, passierten die Mailbox/den Briefkasten und rasten die letzten 20km auf einen großen Wassertank zu, in dem die Kids ein Bad nahmen. “Die Kids”, das sind: Grace (11), Ingrid (9) und Daniel (5). Alle 3 riefen und winkten und konnten gar nicht schnell genug aus dem Wasser klettern, um mich zu begrüßen. Das war so schön, alle drei kamen angelaufen und riefen “Katharina!!! You’re back! You’re here!” und umarmten mich (mit triefenden T-shirts und Haaren). Auch Darcy drückte mich und machte mir eins der äußerst seltenen, ernst gemeinten Komplimente: “You look great!”

Weiter ging es nach Hause, wir luden alle Lebensmittel und alles Gepäck von Lynda aus, begleitet von vielen Umarmungen und Fragen und entzückten Ausrufen der Kids. Schließlich fuhr Lynda mich in mein neues zu Hause, wo ich meine Habseligkeiten 4 Stufen hinauf in eine kleine Kabine samt angeschlossenem Bad hievte. Das war neu für mich. Das letzte Mal waren wir als Team im alten Haus der Familie untergebracht, wo auch die Schulräume waren. Die Familie hat allerdings kurz nach unserer Abreise einen Container-Klassenraum bauen lassen und einen weiteren Container mit 2 Zimmern – eins davon wird von Emily bewohnt, sie ist 37 und die Lehrerin/Governess der Familie. Sie habe ich erst später getroffen, weil sie zum Zeitpunkt meiner Ankunft mit ihrem Labrador Elvis unterwegs war.

Ich war auf den ersten Blick sehr zufrieden mit meinem Zimmer – ein Doppelbett (samt Nachttisch) direkt unter’m Fenster! Ein Schreibtisch und ein Bücherregal (das ich dieses Mal auch füllen konnte, ich hatte in den 2nd-hand-Shops zugeschlagen ❤ )!! Ein normaler Schrank! Und ein angeschlossenes Bad! Doch, alles wunderbar – klein und fein, und nicht steril wie in Kolumbien, hier würde ich mich wohlfühlen. Ich räumte meine Kleidung in meinen Schrank, schob meine Schuhe unter’s Bett, reihte meine Tuben und Tiegel, Dosen und Flaschen im Badezimmer auf, verstaute dieses und jenes in Schubladen und sortierte alles weitere in’s Bücherregal.

Als ich im Bad den Vorhang herunterließ, erschreckten mich zwei sehr laute “PLOPPS!” und an zweien der Wände saß je ein Frosch, dessen Herz ebenfalls wummerte. Ich lachte auf den Schreck und beschloss, meine beiden Mitbewohner Bob und Claire zu nennen, in Gedenken an die zwei Frösche, die ich das letzte Mal so ins Herz geschlossen hatte. Da ich mittlerweile schon über 6 Wochen hier bin, kann ich mich nicht mehr allzu genau erinnern, was wie passiert ist, aber ich erinnere mich, dass es gegen 19 Uhr bei Lynda und Darcy Abendessen gab. Emily habe ich vorher noch getroffen und wir waren uns einig, dass wir gut miteinander klarkommen würden. Das merkt man ja eigentlich recht fix, ob es eine “naja, wird schon”-, eine “oh neee”- oder eine “jo, das läuft mit uns!”-Konstellation wird. Ich würde sagen, bei uns ist es zwischen “naja, wird schon” und “jo, das läuft mit uns!”. Jedenfalls wurde mir bei Lynda und Darcy von den Kids noch Dale vorgestellt, ein 19-jähriger Australier, der mit Darcy arbeitete.

Die Kids waren allesamt sehr aufgeregt, umarmten mich oft und sagten: “I can’t believe that you’re actually here!” (In den nächsten Wochen würde ich lernen, dass actually in so ziemlich jeder Unterhaltung vorkommen würde.) Ich antwortete jedes Mal: “Me neither, but isn’t it just fantastic?!” Wir aßen zu Abend und Darcy erzählte peinliche, weil nicht der Wahrheit entsprechende, Anekdoten meines letzten Aufenthaltes. Die Kids sprangen natürlich sofort darauf an, wir lachten viel und es war ein schöner Abend und eine gute Ankunft. Später fiel ich totmüde ins Bett – um am nächsten Morgen zu einem wundervollen Sonnenaufgang aufzuwachen – mein erster Arbeitstag auf der station konnte beginnen!

Straya Mate – Endlich in Australien

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Nach meiner Marathonreise von fast 50 Stunden stand ich also am 11.03. um 11 Uhr morgens endlich in Shorts und Top im Flughafen von Townsville. townsville-australienTownsville ist eine Stadt mit knapp 190.000 Einwohnern und liegt im Bundesstaat Queensland an der Ostküste Australiens – ziemlich weit oben! Hier gibt es jährlich durchschnittlich 300 Sonnentage – es ist paradiesisch! Besonders für Menschen mit piel de leche (Milchhaut) wie mich ist es aber wichtig, ordentliche Sonnencreme aufzutragen. Touristisch gibt Townsville meiner Meinung nach nicht allzu viel her für mehrere Tage Aufenthalt, und genau darum mag ich die Stadt sehr gerne. Ich kenne mich aus, alles ist in Laufweite, es gibt drei 2nd-hand-Shops direkt nebeneinander und eine wundervolle Strandpromenade, um in der Sonne zu lungern oder einen Morgen-/ Abendspaziergang zu unternehmen. Mit anderen Worten: perfekt zum Entspannen, Runterkommen und Sorgenvergessen!

Der Plan war, ein paar Tage in Townsville zu verbringen, bis Lynda, meine Gastmama, mich abholen würde. Ich bin schon lange Mitglied bei der Reise-Community Couchsurfing (checkt das, es ist wirklich toll!) und hatte mir eine Couch für die ersten zwei Nächte in Townsville organisiert. Mit meinem Couchsurfer namens Lachlan hatte ich ausgemacht, dass er mich vom Flughafen abholen würde, und so begab ich mich nach dem Umziehen hinaus ins tropische Townsville. Lachlan wartete schon und wir fuhren zu seinem Haus, das er mit ein paar Freunden teilte. Ich bekam einen Schlüssel in die Hand gedrückt für mein eigenes kleines Appartment und für das der Jungs, packte ein paar Sachen aus und gesellte mich dann zu “Lockie” und Dan an den Pool. Ich genoss die Aussicht, hielt meine Füße ins Wasser und versuchte, mich an den starken australischen Akzent der beiden zu gewöhnen. Später kümmerte ich mich um meine Wäsche und als Dan anbot, mich zum Supermarkt mitzunehmen, nahm ich das gerne an. In australischen Supermärkten gibt es meist auch Geldautomaten, sodass ich von dort mit meiner Mastercard Geld abheben könnte – ich besaß ganze 15AUS$.

Beim Fahren war alles durcheinander, denn in Australien fahren sie auf der “falschen” Straßenseite,  etwas, an das ich mich auch erst wieder gewöhnen muss, besonders beim Schauen, bevor ich die Straße überquere. Rechts-links-rechts oder links-rechts-links? Jedes Mal komme ich ins Grübeln. Ich schaffte es aber ohne Unfall in’s Innere des Supermarktes und während ich durch die Gänge lief, entdeckte ich eine Menge Lebensmittel, die mir entfallen waren – mir lief das Wasser im Mund zusammen! Ich kaufte aber nur das Nötigste, eine große Überleben-im-Bush-Shoppingtour würde ich später starten. Das war ganz gut so, denn meine Mastercard funktionierte nicht – weder an der Kasse noch am Geldautomaten. Schockschwerenot. Gestrandet in Australien mit 15 Dollar. Dan bot an, meinen Einkauf zu bezahlen und als wir zu Hause ankamen, machte ich mich an eine schier endlose Telefoniererei … ich rief zunächst meine Schwester an, vollkommen vergessend, dass ein immenser Zeitunterschied bestand … sie war dementsprechend begeistert, als ihr Handy um 3 Uhr morgens klingelte. Trotzdem suchte sie mein Passwort zum Abgleich heraus und ich versuchte es erneut – vergeblich. Ich rief bei meiner Mama an, dann bei meiner Bank. Ließ die Karte entsperren und versuchte es an einem anderen Automaten. Hin und her, her und hin – langes Reden, kurzer Sinn: Kreditkarte funktionierte nicht. Mit Schrecken stellte ich fest, dass auch meine EC-Karte mir keine Dienste tun würde: abgelaufen im Dezember 2016! Ach, wie wunderbar. 15 Dollar in der Tasche, 13 Dollar Schulden. Das fängt ja gut an, dachte ich mir!

Dann habe ich aber gemerkt, dass ich das Problem nicht lösen würde, indem ich stresse. Meine Mama hatte angeboten, zur Bank zu gehen mit allen Unterlagen und das zu regeln – da aber Wochenende war und außerdem ein beachtlicher Zeitunterschied, musste das Ganze warten, bis es bei mir Montagabend sein würde. Ich habe also meine Sorgen ein bißchen auf Sparflamme geschaltet, bin zum Strand gegangen, wo ich meine Zehen im Sand vergraben und den Sonnenuntergang über dem Meer bewundert habe.

Ich habe den Sonntag auch ganz entspannt angehen lassen, habe meinen Bikini angezogen und bin die Straße hinunter zur Promenade “The Strand” gegangen, wo ich mich nahe des Wasserspielplatzes ins Gras gelegt und die Sonne meinen Körper bräunen lassen habe. Natürlich war ich verbrannt, als ich nach Hause kam und war doppelt und dreifach dankbar, dass ich in Kolumbien Bodylotion gekauft und das nicht für die Australien-Shoppingliste gelassen hatte. Der Rest des Sonntags war dann ebenfalls ganz entspannt, abends bin ich wieder spazieren gegangen und habe ein paar Fotos vom ANZAC-Memorial Park gemacht, bevor ich noch etwas Zeit mit meinem Couchsurfer und seinen Mitbewohnern verbracht habe. Dann habe ich mich an’s Packen gemacht, denn am nächsten Morgen, Montag, würde ich aus dem Apartment aus- und in ein Hostel einziehen. Dienstagmorgen würde Lynda mich abholen und auf die Farm mitnehmen.

Montagmorgen machte ich mich also mit Sack und Pack auf den Weg in die Reef Lodge. Dort habe ich schon 2013 ein paar Mal gewohnt, als ich das erste Mal in Australien gereist bin und es ist ein wundervolles Hostel. Ich hatte Lynda von meinem Geldproblem berichtet und sie meinte, es sei kein Problem, sie würde dort anrufen und ein Zimmer für mich reservieren und bezahlen. Ich musste recht früh morgens aus dem Apartment ausziehen, und ihre Reservierung war noch nicht eingetroffen, als ich schnaufend meinen Koffer in der Rezeption abstellte. Ich durfte allerdings alles in der Lounge lagern und machte mich mit meiner Liste und einem Plan B auf den Weg in die Stadt. Ich hatte vor, eine Western Union-Stelle ausfindig zu machen und die befand sich in der Post. Mein Plan B ging leider nicht auf, aber zum Glück gab es in der Post eine Geldwechselstelle und ich hatte noch ein paar Pesos dabei, die ich dann allesamt umtauschen musste. Plan C klappte: 272.000 Pesos tauschte ich um zu knapp 100AUS$. Damit konnte ich dann meine Lebensmitteleinkäufe erledigen und auch die second-hand-shops durchforsten. Ich fand einige Dinge, die ich brauchte und andere Dinge, die ich einfach nur wollte und schließlich kam ich vollgepackt im Hostel an. Alles war organisiert, ich musste nur noch in meinen Dorm ziehen. Lynda war so toll, einen 4er-Dorm mit Klimaanlage für mich zu organisieren. Das war echt klasse, und ich verbrachte einen ganz entspannten Tag im Hostel.

Die Nacht war dann leider nicht ganz so entspannt wie der Tag, denn meine 3 Mitbewohner sichtete ich zum ersten Mal gegen 22.30h, als sie ins Zimmer kamen und begannen, ihre Koffer zu packen. Sie knisterten mit Tüten, wühlten durch Kleidung, zerknüllten Papier und zerrissen Prospekte, warfen Dinge in den Mülleimer und hörten partout nicht auf damit. Um 00:30h bin ich dann wieder aufgewacht und bat sie, ob wir dann wohl demnächst mal das Licht ausschalten könnten. Ich meine, wenn man weiß, dass man am nächsten Tag auszieht, fängt man doch etwas früher zu packen an als 22.30h, oder nicht? Irgendwann hatten sie dann auch ihre 7 Sachen zusammen und das Licht ging aus. Keine 5 Minuten später – gefühlt zumindest – klingelte ein Wecker. Ich schrak hoch – es war noch dunkel, was sollte denn das? Die Antwort war ganz einfach: meine Mitbewohner fingen nachts um 3 Uhr an, auszuziehen, mit erneutem Knistern, Rascheln, Räumen und Schieben. Ich war SO genervt! Sie verließen den Raum gegen 4 Uhr, einschlafen konnte ich dann aber erstmal nicht mehr, erst gegen 6 Uhr fielen meine Augen zu. Gegen 8 klingelte mein eigener Wecker und ich machte mich an’s Packen und dann an’s Frühstücken. Hier ein kleiner Einblick in das tolle Hostel:

Ich hatte gerade mein Frühstück beendet, Zähne geputzt und die restlichen Dinge im Koffer verstaut, als die Tür sich öffnete und ein Mädchen reinkam, das den Raum putzen wollte. Wir begannen ein Gespräch und verstanden uns total super – der Beginn einer tollen Freundschaft! Wir tauschten später Kontaktdetails aus, ich parkte mein Gepäck wieder in der Lounge und machte mich auf den Weg in die Stadt, um noch ein letztes Mal in den Shops zu stöbern. Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Von der Fahrt und dem nach-Hause-Kommen berichte ich euch im nächsten Post! 🙂