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Straya Mate – Die letzten Tage in Australien

Hallo liebe Lebensmaler!

Wow, ich habe ja schon lange nichts mehr geschrieben! Mir geht es aber gut, alles noch dran nach meiner Reise durch Kolumbien 🙂 Seit dem 06.07. stehe ich wieder mit beiden Beinen auf deutschem Boden, wenngleich ich mit dem Kopf – und vor allem mit dem Herzen – noch in Kolumbien bin. Deswegen möchte ich euch in den nächsten Posts auch an meinen letzten Tagen in Australien und den Abenteuern des letzten Monats in Kolumbien teilhaben lassen. Es war so gut, wieder zurück zu sein und das Land alleine zu entdecken, frei nach Lust und Laune dorthin zu reisen, wohin es mich gelockt hat und auf mich selbst aufpassen zu müssen – und zu können!

Ich möchte jetzt damit beginnen, euch von der letzten Woche in Australien und meinen Reisevorbereitungen zu berichten. In den nächsten Posts werde ich euch meine geplante Reiseroute durch Kolumbien vorstellen und dann erzählen, was ich wo gemacht habe! 🙂

¡Vamos!

Lynda, meine Gastmama, war mit Ingrid schon eine Weile in Charters Towers, sodass Emily und ich auf Dan und Grace aufgepasst haben, während Darcy in der Stadt gearbeitet hat und Greg, ein Arbeiter, auf der station die Stellung hielt. Am 25.05. abends gab es eine kleine Abschiedsfeier für mich, an der Grace, Dan und Emily schon den ganzen Tag gewerkelt hatten. Sie hatten alles mögliche an Essen vorbereitet, Ballons aufgepustet und für mich gebacken und gebastelt. Abends saßen wir also alle zusammen, haben gegessen und gelacht – viel Unsinn haben wir angestellt 🙂

Am Freitag, 26.05. kam Lynda morgens, um Grace und Dan abzuholen und am 27.05. packten Emily und ich unsere 7 Sachen in ihr Auto (bei mir waren es eher 25 Sachen) und fuhren nach Charters Towers, wo wir später am Abend die Familie treffen sollten. Ingrid spielte im Theaterstück “Oliver Twist” eine Rolle – wir wollten uns das Stück alle  diesen Samstag anschauen und vorher zusammen Abendessen. Als Abschiedsessen sozusagen.

Emily und ich fuhren auf einen Campingplatz und bauten ihren Campertrailer auf – das ist ein Anhänger, der ein kleines Wohnzelt beherbergt. Ich hatte beschlossen, wieder im SWAG zu schlafen – ein letztes Mal unter freiem Himmel. Ich sprang in den Pool des Campingplatzes, lag in der Sonne, tauschte ein paar Bücher, die im book exchange-Regal standen und abends machten wir uns fertig zum Weggehen.

Emily sah richtig, richtig schick aus und erntete viele anerkennende Blicke. Wir trafen die Familie im Restaurant, bestellten und erzählten eine Weile. Helen Carter, eine Nachbarin, die ich schon kannte, war auch dabei, was mich sehr gefreut hat. Ich bekam eine Karte geschenkt mit Grüßen von jedem einzelnen der Familie, mein Taschengeld und eine riesige Tüte – mit einem echten Cowboyhut!! Sowas cooles 🙂 Am meisten hat mich aber die Karte gefreut und darin der Gruß von Darcy – sehr, sehr persönlich alles. Wir schauten uns das Theaterstück an und mischten uns danach noch etwas unter die Leute. Für mich war das eher anstrengend, da ich eigentlich die meisten Leute nicht kannte oder nicht mitreden konnte. Schließlich wurden aber alle müde, sodass Emily und ich uns darauf einigten, schon zu fahren. Ich suchte die Kids und verabschiedete mich von ihnen – und schließlich ließen Darcy, Lynda und ich noch ein Foto von uns machen. Es gibt nämlich kein einziges, weder von damals noch von diesem Mal.

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Lynda und Darcy, die besten Gasteltern der Welt

Danach fuhren Emily und ich zurück auf den Campingplatz, machten uns fertig und kuschelten uns in unsere jeweiligen Betten. Mir passierte jedoch noch ein Unglück, bevor ich schlafen konnte – meine Brille zerbrach. Jetzt, im Rückblick, sage ich: “Zum Glück nur das Gestell und nicht die Gläser”, aber für mich zerbrach buchstäblich meine Welt. Ich sehe doch ohne Brille nichts! Emily versuchte, mich zu beruhigen und redete beschwichtigend auf mich ein, während ich schweren Herzens meine furchtbare Ersatzbrille aus dem Koffer suchte, die ich glücklicherweise für jede Reise einpacke. Ich würde die Brille in Townsville reparieren lassen müssen. Ich kroch in meinen Schlafsack und schaute zu den Sternen hoch, wohl wissend, dass dies erneut das letzte Mal für eine lange, lange Weile sein würde, dass ich diesen glitzernden Himmel sehen würde. Mir wurde ganz wehmütig ums Herz.

Am nächsten Morgen (sonntags) standen wir zeitig auf, frühstückten und Emily fuhr mich in die Stadt, wo ich für 50$ ein Zimmer im Royal Private Hotel bezahlte. Ich ordnete meine 7 Sachen und wanderte zur Tourist Information, um meinen Bus nach Townsville zu buchen. Ich saß vorm PC, versuchte zu buchen und nichts klappte. Die Website stürzte ständig ab, nahm meine Daten nicht oder zeigte die gewünschte Verbindung nicht an. Ohne diese Buchung würde ich aber am nächsten Tag nicht fahren können. Einer der Mitarbeiter half mir und suchte mir die Nummer für den Zug heraus, der ebenfalls fuhr – da hatte ich schon fast alles gebucht, bis mir gesagt wurde, es sei nicht erlaubt, Kartons mitzuführen und auch nur eine Tasche pro Person sei gestattet. Ich weinte einfach nur noch schniefend vor mich hin und muss so erbärmlich ausgesehen haben, dass der nette Mitarbeiter anbot, mich zu fahren, das sei kein Problem. Ich nahm das Angebot schluchzend an, suchte im Hotel mein Hab und Gut zusammen und sagte Bescheid, dass ich abreisen würde. Die Besitzerin kannte den Mitarbeiter und sagte, mit ihm würde ich keine Probleme haben. Ich rief Jess an und fragte, ob es okay sei, wenn ich schon Sonntagabend käme statt Montag – kein Problem!

Chad, wie der Mitarbeiter hieß, holte mich gegen 17 Uhr ab, lud alles, was ich an Krimskrams dabei hatte in seinen Kofferraum und fragte, ob es okay sei, wenn sein Bruder mitkäme. Als ob ich “Nein” gesagt hätte! Im Laufe der Fahrt erfuhr ich, dass er extra für mich fuhr – also ehrlich, wie viel Glück kann ein Mensch eigentlich haben? Wir fuhren so ca. 1.5 bis 2 Stunden und erzählten zu dritt über Gott und die Welt. Chad setzte mich direkt vor Jess’ Haustür ab und sie konnte es auch nicht fassen, wie viel Glück ich hatte. Jess wohnt mit ihrem Freund Sonny und ihrer Hündin Hanz zusammen in einem total schönen Haus. Ich schmiss mich einfach komplett fertig auf’s Sofa und atmete so vor mich hin. Hanz legte sich zu mir/auf mich und wir verkuschelten uns die Zeit, bis es Zeit wurde zum Schlafen.

Die nächsten Tage verbrachte ich mit einkaufen, 2nd-hand-shoppen und einigen organisatorischen Dingen. Ich suchte z.B. nach einer Regenjacke, lief von Bank zu Bank, um meine AUS$ in COP umzutauschen und den besten Wechselkurs zu finden, machte Fotos von tollen Graffiti und packte mein “nach Hause”-Paket unzählige Male ein, aus und um. Außerdem suchte ich den Optiker meines Vertrauens auf. Die Frau dort kannte mich schon und bot mir an, die Brille kostenlos zu kleben – was ich auch annahm. Leider brach sie sofort wieder auseinander, als ich sie aufsetzte, und dann war es zu spät, sie nach Brisbane zum Reparieren zu schicken. Schöne Bescherung! Wenigstens hatte es mich nichts gekostet. Ansonsten lief ich mit meinem schlussendlich fertig gepackten und verklebten Päckchen zur Post und schickte es für 60AUS$ mit dem Schiff Richtung Deutschland. Ich nahm einen Termin bei einer Orthopädin wahr, von dem Jess mich abholte, und außerdem fuhr sie mit mir noch zu ihrer Arbeit und auf dem Weg suchten wir einen günstigen Friseur, der mir die Haare schneiden würde, ohne mir ein Vermögen abzuknöpfen. Ich müsste bei den Friseuren in der Stadt an die 70$ bezahlen! Ich war (und bin) Jess so dankbar, dass sie sich so toll um mich kümmerte.

Des Weiteren hatte ich ein Wechselbüro gefunden, das mir zu den besten Konditionen mein Geld umtauschen würde. Ich hatte mit der Dame dort abgesprochen, dass ich am Mittwoch meine AUS$ vorbeibringen würde und sie mich am Donnerstagnachmittag anrufen würde, damit ich meine Pesos abholen könnte. Freitag morgens um 6 Uhr würde mein Flug gehen. Ich wartete also am Donnerstag auf den Anruf, machte mich gegen 12 Uhr mal probehalber auf den Weg, um nachzufragen – die Dame sagte mir, noch sei keine Geldlieferung aus Brisbane gekommen, sie würde mich anrufen. Später rief sie an – es gäbe da ein Problem … Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Und aus. Und ein. Die Dame erklärte mir, der Fug, mit dem das Geld aus Brisbane nach Townsville kommen sollte, sei gecancelt worden, ohne dass sie davon in Kenntnis gesetzt worden sei. Ahja. Hervoragend. Ich stand am Vorabend meines Fluges ohne jegliche Pesos da. Groooßartig. Die Dame bat mich, vorbeizukommen. Ich kam vorbei. Sie sagte, sie würde mir helfen. Sie half mir. Ich bekam meine AUS$ zurück ausgezahlt, sie tauschte sie mir zu Mitarbeiterkonditionen in US$ um und einen Minimalbetrag in Pesos – ein bißchen hatte sie noch da. Das erwies sich später als pures Glück, in dem Moment jedoch fand ich es nicht ganz so prickelnd.

Ich lief wieder nach Hause, um die letzten Stunden mit Sonny, Jess und Hanz zu genießen. Die Hündin liebte mich und ich liebte sie. Sie sprang immer zu mir auf’s Sofa, lief mir nach, legte sich abends vor meine Tür, wo sie morgens noch immer wartete und war dann überglücklich, wenn ich sie zum morgendlichen Kuscheln hineinließ. So viel Liebe tat mir unglaublich gut. Jess und Sonny hatten mir auch angeboten, mich zum Flughafen zu fahren, morgens um 5 Uhr. Wir mussten am Vorabend unzählige Male bei verschiedenen Fluggesellschaften anrufen, um herauszufinden, zu welcher Uhrzeit ich am Flughafen sein musste. Die Callcenter-Frauen waren überfordert und verwiesen uns immer weiter – Jess meisterte die Situation souverän mit einem Glas Rotwein in der Hand und lautem Fluchen, während Warteschleifenmusik vor sich hindudelte. Ich habe so ein Glück mit den Freunden, die ich auf meiner Reise getroffen habe! Am nächsten Morgen gegen 4 Uhr schlüpfte ich für den Flug in meinen schwarzen Jumpsuit mit Palmendruck – Jess trumpfte noch auf und stieg im Spiderman-Onesie ins Auto. Wie ich diese Fraue liebe … ❤

Ich umarmte Sonny, Jess brachte mich hinein, wir drückten uns ganz fest, winkten und dann stand ich alleine da …. auf nach Kolumbien!  🙂 🙂

 

 

 

 

Straya Mate – Beauty

Abends bin ich oft spazieren oder laufen gegangen und neben dem Gefühl, etwas erreicht zu haben, war der Sonnenuntergang eigentlich immer das Schönste an dieser Zeit. Viel Regen gab es in meiner Zeit auf The Brook nicht – eines Abends war es aber bewölkt und ziemlich grau. Die Landschaft sieht gleich viel anders aus – zerfurcht und rauh, aber trotzdem wunderschön. Irgendwie melancholisch und nostalgisch, und die Bilder scheinen mir so, als könnte ich mich in sie fallen lassen und in dem Moment, in dem ich sie aufgenommen habe, wieder auftauchen, den Wind spüren und den Geruch einatmen, den ich bis jetzt nur dort draußen gefunden habe. Schon jetzt fehlt mir die Unbeschwertheit, die es dort draußen gibt, und die Abgeschiedenheit, die Ruhe und Frieden mit sich bringt.

[02.05.2017]

Straya Mate – ANZAC Day

Rückblick auf den 24./25. April: Emily und ich fuhren in ihrem Auto in die Stadt, die Familie folgte uns in Lyndas Wagen mit einigen Stunden Verspätung.

Der 25. April ist in Neuseeland, Australien und Tonga ein staatlicher Feiertag. ANZAC bedeutet:  Australian and New Zealand Army Corps, und das Ganze war eine Division der Wehrmacht des Britischen Weltreiches im Ersten Weltkrieg. Am 25. April 1915 landete das ANZAC auf der Halbinsel Gallipoli (Türkei), und wie der Name ja schon vermuten lässt, wurde die Divison aus Australiern und Neuseeländern (und Soldaten aus Tonga) gebildet. Sie  kämpfte in der Schlacht von Gallipoli, im Nahen Osten sowie in Frankreich und Belgien. Auch in Belgien und Frankreich wird an diesem Tag der gefallenen Soldaten gedacht.

Schon 1916 wurde der 25. April in Australien offiziell als ANZAC-Day bezeichnet, in den 1920ern zum Gedenktag für die gefallenen australischen Soldaten des Ersten Weltkrieges erklärt und 1927 war er zum ersten Mal landesweit Feiertag. In Neuseeland wird dieser Tag seit 1920 in ähnlicher Form wie in Australien gefeiert.

In ganz Australien gab es an diesem Tag neben den tagsüber stattfindenden Gottesdiensten dawn services (Gedenkgottesdienste während des Sonnenaufganges). Grace ist school captain ihrer Schule und musste im dawn service in Charters Towers ihre Schule vertreten. Da wir nicht mitten in der Nacht aufstehen und in die Stadt fahren wollten, entschieden wir uns, die Nacht in Charters Towers zu verbringen. Die Familie buchte eine Kabine in einem Holiday Park und Emily und ich … well, we swagged it.

SWAGS sind typisch in Australien – ich würde sie als Outdoorschlafsäcke für jede Wetterlage bezeichnen. Sie bestehen aus einer plastik-gummi-artigen Allwetterhülle und beinhalten alles, was man persönlich zum Schlafen braucht: eine Matratze, einen Schlafsack und/oder Bettdecken und ein Kopfkissen. Ich lieh mir Dans Schlafsack aus und Emily und ich schliefen auf dem Rasen vor der Kabine unter den Sternen. Das war so schön!

Wir standen um 5 Uhr auf, machten uns fertig und fuhren zum außerhalb der Stadt liegenden Friedhof, wo um 6 Uhr der Gottesdienst begann. Verschiedene Redner hielten verschiedene Reden, es wurde der Soldaten gedacht, die Nationalhymne wurde gesungen und Kränze und Poppies niedergelegt.

Am ANZAC-Day werden von vielen Australiern und Neuseeländern Mohnblumen (Poppies) getragen, zur Erinnerung an die Gefallenen und an die Soldaten, die immer noch der Armee dienen. Die Mohnblume wird deshalb mit den Kriegsgefallenen assoziiert, da sie die erste Pflanze war, die in der Erde Flanderns (eine der Regionen des Königreichs Belgien) blühte.

Nach dem dawn service machten wir uns getrennt auf den Weg in die Stadt, um zu frühstücken. Emily und ich aßen in einem Café mit superfreundlichen Angestellten und heimeliger Atmosphäre, wo wir Zeitung lasen und die Nachrichten schauten. Danach trafen wir uns im Holidaypark mit der Familie, um uns für die marches vorzubereiten. In der Stadt würde eine Parade stattfinden, mit allen Schulen der Umgebung, Veteranen usw. Grace und Ingrid gingen in ihrer Schulgruppe mit und Emily und ich riefen ihre Namen, pfiffen und jubelten ihnen zu – wieder zu Hause handelten wir uns deswegen natürlich eine Predigt der beiden ein (“Sooooo embarassing!” – “DON’T ever do that again!”). Emily und ich fuhren nach unseren Pfeifeinlagen nach Hause, um uns für den nächsten Tag auszuruhen. Die Familie blieb länger in der Stadt, da die Parade bestimmt 2-3 Stunden dauerte – etwas, das Emily und ich nicht unbedingt haben mussten, so gern wir die Familie auch haben.

Was wir an diesem Tag nicht taten, ist ANZAC-Cookies zu backen. Das sind Kekse, die die zu Hause Gebliebenen ihren Liebsten in die weit entfernten Länder schickten. Da sie aus Zutaten bestehen, die nicht verderben, überstanden sie die weite Reise und hielten sich lange. Sie symbolisieren Liebe und Aufmerksamkeit und werden als australische Tradition verstanden. Ich habe nach dem Rezept schon unzählige Male gebacken und die Kekse sind sehr, sehr lecker.

Ihr braucht:                     | Zubereitungszeit: 20 Minuten      | Backzeit: 12 Minuten

1 Tasse Weizenmehl
1 Tasse Zucker (weißer)
1 Tasse Kokosraspeln
1 Tasse Haferflocken

125 gr Butter
2 Esslöffel gelber Zuckersirup / heller Sirup
(wenn ihr nichts anderes habt, könnt ihr auch Honig nehmen)

½ Teelöffel Natron
(gibt’s im Naturkostladen – oder ihr nehmt Backpulver)
1 Esslöffel kochendes Wasser

So geht’s:

Den Ofen vorheizen, entweder auf 160°C Ober-/Unterhitze oder 140°C Umluft. Zwei große Backbleche mit Backpapier auslegen. Butter und Sirup in einen Topf geben und mäßig erhitzen, bis die Butter schmilzt. Dann vom Herd nehmen. Während die beiden Zutaten schmelzen, das Mehl mit dem Zucker, den Kokosraspeln und den Haferflocken in einer Backschüssel zusammenmixen und das Wasser kochen. Natron in eine Tasse / Schüssel geben und mit dem kochenden Wasser mixen, dann zu Butter-Sirup-Mix geben und einrühren. Das alles zu den trockenen Zutaten in der Schüssel geben und durchmixen. Aus dem Gemisch teelöffelgroße Bällchen formen und etwas flach drücken, dann mit Abstand von einander auf die Backpapierbleche drücken. Dann ab damit in den Ofen für 10-12 Minuten oder bis sie goldbraun sind. 5 Minuten abkühlen lassen, bevor ihr sie auf ein Kuchengitter legt, um sie komplett abzukühlen. Guten Appetit!

 

Straya Mate – Schnelldurchlauf März bis April

Hallo!

Ich habe lange nichts gepostet – es war so viel los! Jetzt werde ich euch im Schnelldurchlauf die letzten Wochen präsentieren, denn meine Zeit auf The Brook nähert sich rasant dem Ende zu ist bereits zu Ende! Ich bin schon in Townsville – aber bevor es die aktuellen Begebenheiten gibt, ein paar “alte Neuigkeiten”:

Kurz nach dem Ausflug zum Creek gab es die Schulhalbjahresabschlussfeier der Kinder – am 23. März wurde der Klassenraum dekoriert, ihre besten Arbeiten zur Präsentation ausgelegt und die Nachmittage vor dem Ereignis waren vermehlt, verschokoladet und verlimonadet, denn Emily und die Kids schwangen Kochlöffel und alle möglichen weiteren Utensilien. Abends kamen dann alle vorbei und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen, mit den Kids als Gastgeber. Ich wurde von Darcy überrumpelt und musste eine Rede halten – warum ich The Brook so gerne habe. Und der Abend war ein perfektes Beispiel für mein Warum: Gemeinschaft und Familiengefühl, alle verbringen zusammen einen spaßigen Abend und jeder trägt dazu bei. Ich fühle mich eingebunden und gewollt und es ist eine wohlwollende, gefühlsvolle, ermutigende Atmosphäre. Wir haben gesungen, gegessen, gelacht – und ich habe mich einfach wohl gefühlt, etwas, das mir lange gefehlt hat. Am Ende hat mich Darcy dann umarmt (das kommt alle Jubeljahre mal vor) und gesagt, wie gut es ist, mich wieder bei ihnen zu haben. Das war Balsam für meine Seele.

Am 25.03., Samstagabend, haben Dale, Emily und ich beschlossen, gemeinsam zu kochen und es uns gemütlich zu machen, statt dass jeder für sich selbst kocht und isst. Wir haben beschlossen, einen mexikanischen Abend zu machen: es gab Nachos mit allem Drum und Dran. Wir haben draußen den Tisch gedeckt und es wurde ein richtig toller Abend.

Am 06.04. hatte die Familie einen Termin in Townsville und ich bin mitgefahren, weil ich mein Handy reparieren lassen musste – hat zwar nicht geklappt, und hinterher war es kaputter als vorher, aber immerhin konnte ich ein paar andere Dinge erledigen. Wir wollten eigentlich nicht lange bleiben, aber dann hat die Familie sich für ein komplettes Wochenende entschieden – ich hatte keine Transportmöglichkeit zurück nach Hause, sodass ich auch in der Stadt geblieben bin. Lynda hat netterweise für mein Hostelzimmer bezahlt – das meine ich damit, dass es ein Gefühl von Familie ist. Da wird nicht groß diskutiert und ein Problem aus einer Situation gemacht, sondern einfach gehandelt und auf mich “aufgepasst”. Und nicht nur das, ich wurde sogar eingeladen, am 08.04. mit zum Footie-Spiel der Cowboys zu kommen. Das war mein erstes Rugby-Spiel im Stadion und ich habe mich mega gefreut. Lynda und Darcy hatten VIP-Plätze in einer Kabine und ich bin mit den Kids auf dem Rasen geblieben. Wir hatten gute Plätze und haben das Spiel genossen. Den Morgen habe ich bei Jess verbracht, die ich bei meiner Ankunft im Hostel kennengelernt habe. Ich habe ihr spontan geschrieben und da sie eine OP hinter sich hatte, die sie daran hinderte, sich viel zu bewegen, habe ich mich auf den Weg zu ihr gemacht. Wir haben stundenlang gequatscht und schließlich kam noch eine Arbeitskollegin aus dem Hostel dazu, die ich auch schon kennengelernt hatte. Das tat so richtig gut, mal wieder mit ein paar verrückten Mädels abzuhängen und Unsinn zu reden. Ich hab mich viel besser gefühlt, viel normaler.

Am Sonntag ging es dann zurück nach Hause und ich lernte Emma kennen, Dales Freundin, die ihn für 1.5 Wochen besuchen gekommen ist. Zuerst haben wir nicht viel von einander gesehen, aber als wir am Freitag, 14.04., zu einer Geburtstagsfeier auf der benachbarten station Felspar (45-60 Minuten Fahrt) gefahren sind, haben wir mehr Gelegenheit gehabt, miteinander quatschen. Allie, die jüngste Tochter der Familie Carter, wurde 21 und das musste groß gefeiert werden. Wir sind viel zu spät losgekommen, weil Darcy noch eine Menge zu tun hatte, aber das machte nichts, es war so viel los, dass es gar nicht auffiel. Emma und ich sprachen ganz viel miteinander und obwohl sie erst 17 geworden ist, war sie ziemlich clever und wir hatten ganz viele gemeinsame Meinungen. Sie rettete mich dann auch immer wieder vor Brice, einem Australier, der auf einer weiteren station arbeitete und es auf mich abgesehen hatte. Immer wieder rückte er in Gesprächsrunden näher an mich heran, legte den Arm um mich oder versuchte, mit mir zu tanzen, als schließlich die Tanzfläche eröffnet wurde, obgleich ich freundlich, aber deutlich Desinteresse signalisierte. Die Aufmerksamkeit an sich war ja nett, aber ich war wirklich nicht interessiert. Die Party endete für Grace, Emma und mich unter einem mit Lichterketten geschmückten Baum auf weichen Kissen, weil uns gegen 1.30 Uhr morgens dann einfach der Saft ausging. Um 3 Uhr waren wir schließlich zu Hause. Viele Fotos gibt es nicht dieses Mal, weil es einfach eine tolle Party war, die ich nicht durch die Linse, sondern live genießen wollte.

Am Samstag haben wir alle ausgeschlafen und uns entspannt, während die Familie zu einer Schulveranstaltung fahren musste – die Armen! Nachmittags kam Dale vorbei, um nach Medizin für Emma zu fragen, ihr ging es nicht gut, schon die ganze Woche über nicht. Ich konnte ihm viele kleine Hilfen aus meinem Medizinköfferchen geben, aber geholfen hat es nicht ganz so viel, leider. Am Sonntag gab es dann ein gemeinsames Abendessen mit Emma, Dale, Emily und mir. Emma ging es nicht wirklich besser, obwohl die gemeinsame Mahlzeit sie etwas abgelenkt hat.

Später haben wir uns entschieden, die Flying Doctors anzurufen. Das ist der Arztservice für Familien, die durch die Distanz ihres Wohnsitzes zur Stadt keinen direkten, einfachen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Man ruft den “Royal Flying Doctor Service” an und die Ärzte machen dann eine Telefonkonsultation. Sie rieten Emma, ins Krankenhaus zu fahren – wogegen Dale sich wehrte und sie schließlich klein beigab. Emily und ich sprachen uns dafür aus, aber man kann den Esel ja nicht zum Brunnen tragen. Das Ende vom Lied war, dass Emma sich die ganze Nacht übergab und am Nachmittag des Montags schließlich doch ins Krankenhaus wollte. Da es aber durch Dale verursachte Probleme mit dem Toyota von Darcy gab, war alles komplizierter und anstrengender, als es eigentlich sein müsste. Um es abzukürzen: schließlich fuhr Darcy Emma und Dale mitten in der Nacht ins Krankenhaus nach Charters Towers, in Lyndas Auto. Er war überhaupt nicht begeistert, da 1. sein Toyota kaputt war, 2. er ein superanstrengendes Wochenende mit der Familie hinter sich hatte, 3. er nachmittags 5 Stunden in der sengenden Hitze im Auto verbracht hatte und 4. heute sein und Lyndas Hochzeitstag war und sie einfach nur zusammen auf der Couch sitzen und atmen wollten.

scoobDale blieb eine ganze Weile in der Stadt mit Emma, da die Untersuchungen länger dauerten. Sie hatte eine Leberentzündung, die eine Antibiotikum-Behandlung erforderte. Seinen Hund Scooby hatte er bei uns gelassen und ich liebte dieses Riesenbaby. 1x habe ich mich abends draußen auf unseren Gartenmöbeln niedergelassen und Scooby legte sich quer über mich. Ich kraulte und massierte ihn für bestimmt 20 Minuten – es war schwer zu sagen, wem es danach besser ging. Was das Kuscheln anging, kümmerte ich mich um Scooby, aber Emily übernahm das Füttern. Wir hörten wenig von Dale, sicher auch, weil seine Beschwerden und sein Gejammere bei uns nicht die gewünschte Reaktion hevorriefen. Er ist nicht wirklich ein Idiot, sondern hat Probleme, die ihn mit seinen 19 Jahren überfordern und zu viel geworden sind. Weglaufen war seine Antwort, obwohl er bei Darcy und Lynda auf das Verständnis und die Unterstützung hoffen konnte, die er nötig hat in seinem chaotischen, schwierigen Leben. Als Emily und ich am 24.04. nachmittags in die Stadt fuhren, kamen Dale und sein Vater uns im Auto entgegen. Seitdem ward er nicht mehr bei uns gesehen – und Scooby auch nicht, der mir sehr ans Herz gewachsen war.

Warum fuhren wir in die Stadt? Am 25.05. ist ANZAC-Day, ein Feiertag, der in Australien und Neuseeland begangen wird. Grace ist School Captain und musste ihre Schule bei den Feierlichkeiten in der Stadt repräsentieren. Davon werde ich euch im nächsten Post erzählen – das war erstmal der Schnelldurchlauf von Mitte März bis Mitte April!

Straya Mate – Magie

Die Umgebung der station ist ganz anders als alles, was ich sonst so kenne. Ich bin zwar in einem kleinen Dorf aufgewachsen, habe einen Großteil meines Lebens dort verbracht und somit meine Kindheit überwiegend draußen in Bächen, Bäumen oder Wäldern, auf Wiesen, Feldern oder Landstraßen zugebracht, aber nichts davon kommt an das heran, was es hier draußen gibt: 360° Wildernis. Leuchtende, natürliche Farben. Blasse, naturnahe Aquarelltöne. Atemberaubende Details und irre Fels- oder Baumformationen. Szenerie wie aus einem Film – Magie, wenn man sich und seine Augen öffnet und sich darauf einlässt.

Es gibt wunderwundervolle Sonnenauf- und untergänge zu beobachten. Morgens scheint die Sonne verheißungsvoll um die Ecke und taucht draußen alles in einen Glanz, der mir vom bevorstehenden, warmen Tag berichtet. Oft stehe ich auf, gehe hinaus und betrachte die Tautropfen, die am Gras glitzern, bewundere, wie golden alles glänzt und wie zart und durchsichtig die Farben im Licht der aufgehenden Sonne scheinen.

Abends begleiten mich ihre Strahlen auf meinen Joggingrunden. Naja, “Runden” sind es nicht wirklich, sondern eher eine Gerade. Ich laufe immer die Straße am airstrip entlang, bis ich entweder mein Ziel erreicht habe, aus der Puste bin oder mein Rücken oder ein sonstiges Körperteil nicht mehr mitmacht. Der airstrip ist ein etwa 2km langes, eingezäuntes Feld, bewachsen mit nichts als hohem Gras. Hier landen und heben Flugzeuge ab, wenn mal ein großes Event ansteht, ansonsten wird der airstrip nicht genutzt, soweit ich weiß, außer als Parkplatz für Darcys Flugzeug und als Weidefläche für die Pferde. Es ist so still und friedlich, abends hier entlangzulaufen oder zurückzugehen und es ist Balsam für die Seele und rasenden Gedanken, den Farben beim Verlaufen zuzusehen und zu wissen, man muss nichts tun außer sich daran erfreuen.

Besonders magisch ist auch der nächtliche Himmel. Manchmal laufe ich weiter, als geplant und komme im Mondschein zurück. Es ist wirklich eindrucksvoll, wie sich der Himmel plötzlich nachtblau über die Landschaft legt und nur der helle Teller des Mondes zu sehen ist. Aber wirklich märchenhaft wird es erst, wenn die Sterne auf dem dunklen Mantel der Nacht funkeln. Hier draußen gibt es keine Lichtverschmutzung und man kann die Milchstraße und verschiedenen Sternenkonstellationen bewundern. Es ist einfach unbegreiflich schön, im Dunkeln zu stehen und das Funkeln und Blinken der abertausend Sterne zu bewundern. Das habe ich so sehr vermisst. Ich fühle mich so klein und unbedeutend, wenn ich mitten im nachtdunklen Nichts stehe und hinauf in den Himmel blicke, und gleichzeitig bin ich so glücklich und erfüllt. Es ist wirklich einmalig hier draußen – etwas, das ich leider nicht besonders gut in Worte fassen kann, aber die Bilder teile ich mit euch, damit ihr auch ein Eckchen der Magie zu sehen bekommt.

Straya Mate – Ausflug zum Creek

Ich möchte euch von einem entspannten Ausflug berichten, den Dale, Emily und ich an meinem zweiten Wochenende auf der station unternommen haben. Am 25.03. war es wunderbar heiß, wir alle hatten frei, weil es Samstag war, und so zogen wir uns nachmittags Schwimmzeug an, packten unsere Taschen und fuhren mit Emilys Auto zum creek.

Der creek ist ein breiter, ruhiger Fluss voller Seerosen, Algen und Geäst unter der Oberfläche, die der Haut viele kleine Schnitte zufügen, wie ich später zu Hause feststellen durfte. Man fährt ca. eine halbe Stunde, erst auf der normalen dirt road und dann querfeldein über einen ausgefahrenen Weg, bis man schließlich zu Fuß durch’s hohe Gras zum Flussufer streift.

Wir hatten Elvis und Dales Hund Scooby dabei, und die beiden konnten es kaum erwarten, in den Fluss zu springen. Sie hechteten einem Stock hinterher und trugen ihn wie Susi und Strolch gemeinsam ans Ufer, um dann darauf herumzukauen. Wir brauchten ein bißchen länger, um uns ins Wasser zu begeben. Ich wartete darauf, dass Dale fertig wurde mit seiner Zigarette, denn ich wollte alleine nicht hinein, da es das erste Mal war, dass ich hier schwimmen ging. Zuerst aber erlaubte er sich einen bösen Scherz: er schaute auf eine Stelle zu meinen Füßen, seine Augen weiteten sich und er schrie: “Snake! There’s a snake!” Ich verschwendete keine Zeit damit, herauszufinden, ob er mich veralberte oder nicht, sondern sprang in Panik auf: “Where!?” Dann lachte er. Ich war fuchsteufelswild, weil man mit so etwas keine Scherze macht, wenn es tatsächlich sein kann, dass giftige Schlangen durch’s Gestrüpp kriechen. Als später seine Zigaretten und Feuerzeug “verschwanden”, hatte wiederum er Schwierigkeiten, die Situation lustig zu finden … Das Leben ist hart.

Als wir dann nacheinander ins Wasser wateten, war es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, durch das ganze Seegras, die Äste und den Schlamm zu waten, aber in der Mitte des Flusses gab es dann warme und kalte Stellen. Ich suchte mir eine warme Stelle aus und beobachtete von dort, wie Dale sich von einer Seilschaukel in’s Wasser plumpsen ließ. Wir schwammen ein bißchen, ließen uns treiben, alberten herum und genossen die Sonne. Emily blieb am Ufer, da sie bereits ein Mal hier geschwommen war und nicht wieder mit Schnitten übersäte Beine haben wollte. Später konnte ich das gut nachvollziehen, denn beim Duschen und Eincremen stachen die doch ganz schön. Als es kühl wurde, trockeneten wir uns, so gut es ging und fuhren schließlich in die untergehende Sonne nach Hause. Obwohl es ein sehr kurzer Ausflug war, konnte ich viele wunderschöne Bilder machen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Das Leben hier draußen ist sehr einfach und genau deswegen so wundervoll, denn man lernt, auf die einfachen Dinge zu achten, wie Sonne im wehenden Gras, Reflektionen auf der Wasseroberfläche, Gerüche … oder Sonnenuntergänge. Es ist langsamer und deswegen so viel “voller” an schönen Momenten.

Straya Mate – Mein Zimmer und zu Hause

Hallo 🙂

Im letzten Post habe ich euch Fotos einige Fotos von meinem Zimmer gezeigt – dieses hat sich mittlerweile etwas verändert: ich habe Fotos, Sprüche und Notizen an die Wände gepinnt und alles ist etwas heimeliger geworden. Ich zeige euch, wie es jetzt aussieht und auch ein paar Fotos meines restlichen zu Hauses.

Ich fange mal draußen an: zwischen den Containern, die unsere Zimmer bzw. die Klassenräume beherbergen, gibt es eine asphaltierte Fläche, auf der sich allerlei Gedöns befindet. Unsere Waschmaschine steht neben einem Waschbecken auf der Seite unserer Zimmer und rüttelt und schüttelt jedes Mal ordentlich gegen die Metallwände, wenn es in den Schleudergang geht. Der Rest “unserer” Seite wird von einem Tisch eingenommen, der vollgestellt ist mit allen möglichen Schulutensilien, und Elvis’ kleiner Hütte.

Auf der Seite des Schulcontainers stehen eine kleine Bank, ein alter, von Spinnennetzen verschleierter Schrank und ein paar Gartenmöbel. In der Mitte steht ein großer Holztisch, der zu verschiedenen Dingen genutzt wird. Ich finde es schrecklich unordentlich und es nervt mich, dass fast jegliche Fläche für die Schule oder Projekte verplant ist und es nicht einfach mal Platz gibt, der nur für uns ist. Wenn ich mich draußen zum Lernen oder Essen hinsetzen will, muss ich Kram vom Tisch räumen. Wenn ich etwas waschen will, muss ich das Waschbecken von Pinseln, Farbresten oder Schwämmen befreien. Wenn ich mich sonnen will, muss ich dieses und jenes aus dem Weg schaffen, damit die Möbel Platz auf dem Rasen haben … und so weiter. Ich habe mich irgendwie damit arrangiert, aber als störend empfinde ich es doch. An meiner Wand, die nach hinten rausgeht, ist die Wäscheleine angebracht und quietscht und knarrt ordentlich, wenn es mal etwas windiger wird – das stört mich überhaupt nicht, sondern ist wie ein Schlaflied. 😉

Im Schul-Container werden Dan, Ing und Grace unterrichtet, außerdem ist ein kleiner Teil davon so eingerichtet, dass er einer Küche samt Wohnfläche ähnelt – auch hier wird fast sämtliche Fläche von der Schule/Projekten beansprucht und es macht mich wahnsinnig. Die Küche hat zusätzlich ihre Tücken, was den Platz angeht, und gerade letzte Woche habe ich umgeräumt, damit wir mehr Raum zum Arbeiten haben: der kleine Herd/Ofen wanderte auf das Rollregal links an der Wand, sodass er nicht mehr in der Mitte der Arbeitsfläche stand. Er ist wirklich anstrengend zum Kochen: man kann den Ofen und den Herd nicht gleichzeitig nutzen und man fällt geschätzt 2x in Ohnmacht, bis die Platten heiß genug sind, um irgendetwas zuzubereiten. Kochen macht mir deswegen und auch wegen des begrenzten Platzes eher weniger Freude. Der hintere Teil des Containers ist komplett als Schulraum eingerichtet.

Nachdem ihr jetzt die Teile meines zu Hauses gesehen habt, die ich mit Emily teile, nehme ich euch mit in mein Zimmer. Hier fühle ich mich echt wohl, weil es eben nicht schnieke und wie aus einem Katalog ist. Der PVC-Boden hat schon Risse und Flecken, die Wände zeigen diverse Löcher, die für etwas gebohrt wurden, das jetzt nicht mehr montiert ist und auch die Möbel sind einfach und zeigen definitiv Gebrauchsspuren. Hier macht es nichts, wenn ich Flecken addiere oder irgendwo anecke – aus Versehen natürlich, ich würde nie mit Absicht etwas schmutzig oder kaputt machen! Außerdem bin ich selber dafür verantwortlich, wann ich wie putze und wasche und muss mich an keinen anpassen. Das macht es mir sehr viel leichter, mich zu entspannen.
Die Kleiderstange in meinem Schrank kapitulierte direkt nach 2 Tagen unter dem Gewicht meiner Kleidung – ich habe sie provisorisch-notdürftig repariert und alle paar Wochen macht es “RUMMS!” und ich muss mir etwas Neues überlegen. 😀 Das ist lustiger, als es sich anhört und es macht mir überhaupt nichts aus, da ich die Freiheit habe, mir selbst etwas zu überlegen oder Lynda und Darcy um Hilfe zu bitten. Ich mag den (im wahrsten Sinne des Wortes) “lockeren” Lifestyle hier. Auch der Duschvorhang im Bad erforderte ein bißchen kreatives Werkeln, denn er war ca. 15 cm zu kurz, sodass ich bei jeder Dusche das Bad überschwemmte. Ich behalf mir mit Paketschnur – jetzt klebt mir der kalte Vorhang zwar immer am Po, weil der heiße Wasserdampf nicht ordentlich entweicht, aber immerhin trete ich nicht mehr in Wasserlachen, wenn ich aus der Dusche steige, sondern auf eine weiche Badematte 🙂

Meine Tiegel, Tuben und sonstige Hygienartikel des täglichen Gebrauchs habe ich fein säuberlich auf der Ablage vor meinem Spiegel aufgebaut. Um meine Ketten anzubringen, habe ich die Knäufe, die den Spiegel halten, etwas rausgedreht, um sie als Haken zu verwenden. Der Nachteil dieser Wohncontainer ist eindeutig, dass ich nicht einfach fix einen Nagel in die Wand schlagen kann. Aber frau ist ja nicht auf den Kopf gefallen 😉 Alle anderen Badezimmernotwendigkeiten habe ich in einem Karton auf dem Boiler untergebracht.

Was mein Zimmer angeht, hat sich auch einiges verändert. Zum einen habe ich jetzt einen kleinen flauschigen Teppich, in den ich morgens meine Füße gerne kuschele. Unter’m Bett findet meine gewachsene Schuhsammlung ihr zu Hause – ich trage meist nur die schwarzen Matrosenschuhe, weil die anderen Paare einfach zu schick sind für die station. An der Wand neben meinem Bett habe ich ein paar Fotos der Freunde angebracht, die meine Zeit in Kolumbien viel schöner gemacht haben. Außerdem gibt es ein paar Fotos von schönen Orten oder Momenten, an die ich gerne denke und natürlich findet auch Caramelo (mein Adoptivhund) seinen Platz – den vermisse ich echt.

An den Rohren über meinem Nachttisch findet ein weiterer Teil meiner Schmucksammlung seinen Platz. Die rote Kette und die Sonnebrille habe ich in einem der tollen second-hand-Shops in Townsville gekauft, die Ohrringe in Blumenform waren das Abschiedsgeschenk von Maria Elizabeth und die Viereck-Kette habe ich in Chinácota in einem second-hand-Shop gekauft. Die bunten Ohrringe stammen auch aus Kolumbien, die silbernen Ohrringe waren ein Geschenk meiner Mama. Neben diesem improvisierten Schmuckeckchen hängt das erste Mandala, das ich hier angefertigt habe. Es ging mir in den ersten Wochen hier echt bescheiden und ich habe bemerkt, dass es mich vorrübergehend beruhigt, Formen mit Farbe zu füllen. Das Zitat, mit dem ich das Kunstwerk versehen habe, stammt aus diesem unglaublich bewegenden Video. “Take your broken heart and make it into art.”“Nimm dein kaputtes Herz und mach es zu Kunst.”

In meinem Bücherregal steht, liegt und lehnt alles, was ich regelmäßig brauche, von Nagellack über Medizin bis hin zu meiner tollen Kamera und meine Ringe und Armreifen baumeln von einem zweckentfremdeten Tassenhalter. Die Bücher habe ich secondhand gekauft und auch schon viele von ihnen gelesen. Mein Touristenguide über Kolumbien wird demnächst gründlich durchstöbert werden und auch mein Tagebuch habe ich in letzter Zeit wieder öfter in der Hand. Über meinem Schreibtisch kleben viele Zettel: zum einen meine Spanisch-Notizen und mein temporärer Geburtstagskalender, zum anderen eine kleine Notiz über Erfolg, ein Gruß meiner besten Freundin aus Deutschland und ein zweites Mandala, das ich ebenfalls in meiner schwierigen Phase hier gestaltet habe. Den Spruch poste ich euch separat, da er ziemlich lang ist.

Auch den Rest der vertikalen Flächen in meinem Zimmer habe ich mit mutmachenden Sprüchen, Karten oder Briefen verziert. An meinem Schrank klebt eine Einladung der Kids zu ihrer Schulhalbjahresabschlussfeier und darunter ein Bild von mir in Lima, das ich einfach schön finde. Darunter befindet sich ein selbstgestaltetes Zitat: “Si tus sueños no te asustan, no son suficientemente grandes.”“Wenn dich deine Träume nicht erschrecken, sind sie nicht groß genug.”  An meiner Badezimmertür klebt ebenfalls einer meiner Lieblingssprüche, der schon in Kolumbien meine Wand verschönert hat: “Los grandes cambios siempre vienen acompañados de una fuerte sacudida. No es el fin del mundo. Es el inicio de uno nuevo.”“Große Veränderungen kommen immer begleitet von einer starken Erschütterung. Es ist nicht das Ende der Welt. Es ist der Beginn einer neuen.” Meine Zimmertür bot genug Platz für eine Osterkarte meiner Mama, für die Abschiedskarte, dessen Design meine beiden Arbeitsstellen in Deutschland für mich gewählt hatten und für den Abschiedsbrief meiner Spielplatz-Freudin Juliana in Kolumbien.

Nachts wird es besonders schön, wenn ich meine Lichterkette anschalte. Ich bin ein sehr großer Freund von Lichterkettenbeleuchtung und habe mich sehr gefreut, als Emily mir aus ihrem zweiwöchigen Urlaub eine Lichterkette mitgebracht hat. Ich mag eigentlich lieber gelbes Licht, aber hier kann ich nicht wählerisch sein und die Geste zählt. Ich liebe es, im Bett zu liegen und mich wie in einer kleinen Höhle zu fühlen. Warm und sicher und aufgehoben. 🙂

Das war es auch schon! So lebe ich hier, das war die Tour durch mein kleines Reich. Dort werde ich mich jetzt in mein Bett kuscheln und die Vorbereitung der nächsten Posts für morgen aufheben. Bis zum nächsten Post also! 🙂

Straya Mate – Outback Life

Zuallererst mal: eine riesige Huntsman-Spinne lebt irgendwo in meinem Zimmer – seit über einer Woche …! Willkommen im Outback!

Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Da waren wir im letzten “Straya Mate”-Post stehengeblieben – und mittlerweile lebe ich schon seit über 6 Wochen auf der cattle station.
Lynda und ich luden meinen Koffer, meinen Rucksack und meine Reisetasche in den Kofferraum ihres Autos, fuhren zum Supermarkt und kauften riesige Mengen an Lebensmitteln ein. Mindestens 3 Einkaufswagen waren gefüllt mit essbarem Allerlei, das wir dann ebenfalls in den Kofferraum und auf dem Rücksitz verteilten. Und dann ging die knapp dreistündige Fahrt “nach Hause” los. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt und ich freute mich, bekannte Landschaft und Straßen wiederzusehen.

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Fletcher Vale Road – auf dem Weg ins Outback

Einen Großteil der Strecke müssen wir auf einer “dirt road” zurücklegen – das bedeutet, wir verlassen die asphaltierte Straße und fahren auf rotem Sand, Kies oder einem Mix aus beidem – ca. 120km. Wir fuhren in die Sonne und je näher wir kamen, desto aufgeregter wurde ich. Schließlich bogen wir von der Fletcher Vale Road ab auf die “The Brook Road”, passierten die Mailbox/den Briefkasten und rasten die letzten 20km auf einen großen Wassertank zu, in dem die Kids ein Bad nahmen. “Die Kids”, das sind: Grace (11), Ingrid (9) und Daniel (5). Alle 3 riefen und winkten und konnten gar nicht schnell genug aus dem Wasser klettern, um mich zu begrüßen. Das war so schön, alle drei kamen angelaufen und riefen “Katharina!!! You’re back! You’re here!” und umarmten mich (mit triefenden T-shirts und Haaren). Auch Darcy drückte mich und machte mir eins der äußerst seltenen, ernst gemeinten Komplimente: “You look great!”

Weiter ging es nach Hause, wir luden alle Lebensmittel und alles Gepäck von Lynda aus, begleitet von vielen Umarmungen und Fragen und entzückten Ausrufen der Kids. Schließlich fuhr Lynda mich in mein neues zu Hause, wo ich meine Habseligkeiten 4 Stufen hinauf in eine kleine Kabine samt angeschlossenem Bad hievte. Das war neu für mich. Das letzte Mal waren wir als Team im alten Haus der Familie untergebracht, wo auch die Schulräume waren. Die Familie hat allerdings kurz nach unserer Abreise einen Container-Klassenraum bauen lassen und einen weiteren Container mit 2 Zimmern – eins davon wird von Emily bewohnt, sie ist 37 und die Lehrerin/Governess der Familie. Sie habe ich erst später getroffen, weil sie zum Zeitpunkt meiner Ankunft mit ihrem Labrador Elvis unterwegs war.

Ich war auf den ersten Blick sehr zufrieden mit meinem Zimmer – ein Doppelbett (samt Nachttisch) direkt unter’m Fenster! Ein Schreibtisch und ein Bücherregal (das ich dieses Mal auch füllen konnte, ich hatte in den 2nd-hand-Shops zugeschlagen ❤ )!! Ein normaler Schrank! Und ein angeschlossenes Bad! Doch, alles wunderbar – klein und fein, und nicht steril wie in Kolumbien, hier würde ich mich wohlfühlen. Ich räumte meine Kleidung in meinen Schrank, schob meine Schuhe unter’s Bett, reihte meine Tuben und Tiegel, Dosen und Flaschen im Badezimmer auf, verstaute dieses und jenes in Schubladen und sortierte alles weitere in’s Bücherregal.

Als ich im Bad den Vorhang herunterließ, erschreckten mich zwei sehr laute “PLOPPS!” und an zweien der Wände saß je ein Frosch, dessen Herz ebenfalls wummerte. Ich lachte auf den Schreck und beschloss, meine beiden Mitbewohner Bob und Claire zu nennen, in Gedenken an die zwei Frösche, die ich das letzte Mal so ins Herz geschlossen hatte. Da ich mittlerweile schon über 6 Wochen hier bin, kann ich mich nicht mehr allzu genau erinnern, was wie passiert ist, aber ich erinnere mich, dass es gegen 19 Uhr bei Lynda und Darcy Abendessen gab. Emily habe ich vorher noch getroffen und wir waren uns einig, dass wir gut miteinander klarkommen würden. Das merkt man ja eigentlich recht fix, ob es eine “naja, wird schon”-, eine “oh neee”- oder eine “jo, das läuft mit uns!”-Konstellation wird. Ich würde sagen, bei uns ist es zwischen “naja, wird schon” und “jo, das läuft mit uns!”. Jedenfalls wurde mir bei Lynda und Darcy von den Kids noch Dale vorgestellt, ein 19-jähriger Australier, der mit Darcy arbeitete.

Die Kids waren allesamt sehr aufgeregt, umarmten mich oft und sagten: “I can’t believe that you’re actually here!” (In den nächsten Wochen würde ich lernen, dass actually in so ziemlich jeder Unterhaltung vorkommen würde.) Ich antwortete jedes Mal: “Me neither, but isn’t it just fantastic?!” Wir aßen zu Abend und Darcy erzählte peinliche, weil nicht der Wahrheit entsprechende, Anekdoten meines letzten Aufenthaltes. Die Kids sprangen natürlich sofort darauf an, wir lachten viel und es war ein schöner Abend und eine gute Ankunft. Später fiel ich totmüde ins Bett – um am nächsten Morgen zu einem wundervollen Sonnenaufgang aufzuwachen – mein erster Arbeitstag auf der station konnte beginnen!

Straya Mate – Endlich in Australien

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Nach meiner Marathonreise von fast 50 Stunden stand ich also am 11.03. um 11 Uhr morgens endlich in Shorts und Top im Flughafen von Townsville. townsville-australienTownsville ist eine Stadt mit knapp 190.000 Einwohnern und liegt im Bundesstaat Queensland an der Ostküste Australiens – ziemlich weit oben! Hier gibt es jährlich durchschnittlich 300 Sonnentage – es ist paradiesisch! Besonders für Menschen mit piel de leche (Milchhaut) wie mich ist es aber wichtig, ordentliche Sonnencreme aufzutragen. Touristisch gibt Townsville meiner Meinung nach nicht allzu viel her für mehrere Tage Aufenthalt, und genau darum mag ich die Stadt sehr gerne. Ich kenne mich aus, alles ist in Laufweite, es gibt drei 2nd-hand-Shops direkt nebeneinander und eine wundervolle Strandpromenade, um in der Sonne zu lungern oder einen Morgen-/ Abendspaziergang zu unternehmen. Mit anderen Worten: perfekt zum Entspannen, Runterkommen und Sorgenvergessen!

Der Plan war, ein paar Tage in Townsville zu verbringen, bis Lynda, meine Gastmama, mich abholen würde. Ich bin schon lange Mitglied bei der Reise-Community Couchsurfing (checkt das, es ist wirklich toll!) und hatte mir eine Couch für die ersten zwei Nächte in Townsville organisiert. Mit meinem Couchsurfer namens Lachlan hatte ich ausgemacht, dass er mich vom Flughafen abholen würde, und so begab ich mich nach dem Umziehen hinaus ins tropische Townsville. Lachlan wartete schon und wir fuhren zu seinem Haus, das er mit ein paar Freunden teilte. Ich bekam einen Schlüssel in die Hand gedrückt für mein eigenes kleines Appartment und für das der Jungs, packte ein paar Sachen aus und gesellte mich dann zu “Lockie” und Dan an den Pool. Ich genoss die Aussicht, hielt meine Füße ins Wasser und versuchte, mich an den starken australischen Akzent der beiden zu gewöhnen. Später kümmerte ich mich um meine Wäsche und als Dan anbot, mich zum Supermarkt mitzunehmen, nahm ich das gerne an. In australischen Supermärkten gibt es meist auch Geldautomaten, sodass ich von dort mit meiner Mastercard Geld abheben könnte – ich besaß ganze 15AUS$.

Beim Fahren war alles durcheinander, denn in Australien fahren sie auf der “falschen” Straßenseite,  etwas, an das ich mich auch erst wieder gewöhnen muss, besonders beim Schauen, bevor ich die Straße überquere. Rechts-links-rechts oder links-rechts-links? Jedes Mal komme ich ins Grübeln. Ich schaffte es aber ohne Unfall in’s Innere des Supermarktes und während ich durch die Gänge lief, entdeckte ich eine Menge Lebensmittel, die mir entfallen waren – mir lief das Wasser im Mund zusammen! Ich kaufte aber nur das Nötigste, eine große Überleben-im-Bush-Shoppingtour würde ich später starten. Das war ganz gut so, denn meine Mastercard funktionierte nicht – weder an der Kasse noch am Geldautomaten. Schockschwerenot. Gestrandet in Australien mit 15 Dollar. Dan bot an, meinen Einkauf zu bezahlen und als wir zu Hause ankamen, machte ich mich an eine schier endlose Telefoniererei … ich rief zunächst meine Schwester an, vollkommen vergessend, dass ein immenser Zeitunterschied bestand … sie war dementsprechend begeistert, als ihr Handy um 3 Uhr morgens klingelte. Trotzdem suchte sie mein Passwort zum Abgleich heraus und ich versuchte es erneut – vergeblich. Ich rief bei meiner Mama an, dann bei meiner Bank. Ließ die Karte entsperren und versuchte es an einem anderen Automaten. Hin und her, her und hin – langes Reden, kurzer Sinn: Kreditkarte funktionierte nicht. Mit Schrecken stellte ich fest, dass auch meine EC-Karte mir keine Dienste tun würde: abgelaufen im Dezember 2016! Ach, wie wunderbar. 15 Dollar in der Tasche, 13 Dollar Schulden. Das fängt ja gut an, dachte ich mir!

Dann habe ich aber gemerkt, dass ich das Problem nicht lösen würde, indem ich stresse. Meine Mama hatte angeboten, zur Bank zu gehen mit allen Unterlagen und das zu regeln – da aber Wochenende war und außerdem ein beachtlicher Zeitunterschied, musste das Ganze warten, bis es bei mir Montagabend sein würde. Ich habe also meine Sorgen ein bißchen auf Sparflamme geschaltet, bin zum Strand gegangen, wo ich meine Zehen im Sand vergraben und den Sonnenuntergang über dem Meer bewundert habe.

Ich habe den Sonntag auch ganz entspannt angehen lassen, habe meinen Bikini angezogen und bin die Straße hinunter zur Promenade “The Strand” gegangen, wo ich mich nahe des Wasserspielplatzes ins Gras gelegt und die Sonne meinen Körper bräunen lassen habe. Natürlich war ich verbrannt, als ich nach Hause kam und war doppelt und dreifach dankbar, dass ich in Kolumbien Bodylotion gekauft und das nicht für die Australien-Shoppingliste gelassen hatte. Der Rest des Sonntags war dann ebenfalls ganz entspannt, abends bin ich wieder spazieren gegangen und habe ein paar Fotos vom ANZAC-Memorial Park gemacht, bevor ich noch etwas Zeit mit meinem Couchsurfer und seinen Mitbewohnern verbracht habe. Dann habe ich mich an’s Packen gemacht, denn am nächsten Morgen, Montag, würde ich aus dem Apartment aus- und in ein Hostel einziehen. Dienstagmorgen würde Lynda mich abholen und auf die Farm mitnehmen.

Montagmorgen machte ich mich also mit Sack und Pack auf den Weg in die Reef Lodge. Dort habe ich schon 2013 ein paar Mal gewohnt, als ich das erste Mal in Australien gereist bin und es ist ein wundervolles Hostel. Ich hatte Lynda von meinem Geldproblem berichtet und sie meinte, es sei kein Problem, sie würde dort anrufen und ein Zimmer für mich reservieren und bezahlen. Ich musste recht früh morgens aus dem Apartment ausziehen, und ihre Reservierung war noch nicht eingetroffen, als ich schnaufend meinen Koffer in der Rezeption abstellte. Ich durfte allerdings alles in der Lounge lagern und machte mich mit meiner Liste und einem Plan B auf den Weg in die Stadt. Ich hatte vor, eine Western Union-Stelle ausfindig zu machen und die befand sich in der Post. Mein Plan B ging leider nicht auf, aber zum Glück gab es in der Post eine Geldwechselstelle und ich hatte noch ein paar Pesos dabei, die ich dann allesamt umtauschen musste. Plan C klappte: 272.000 Pesos tauschte ich um zu knapp 100AUS$. Damit konnte ich dann meine Lebensmitteleinkäufe erledigen und auch die second-hand-shops durchforsten. Ich fand einige Dinge, die ich brauchte und andere Dinge, die ich einfach nur wollte und schließlich kam ich vollgepackt im Hostel an. Alles war organisiert, ich musste nur noch in meinen Dorm ziehen. Lynda war so toll, einen 4er-Dorm mit Klimaanlage für mich zu organisieren. Das war echt klasse, und ich verbrachte einen ganz entspannten Tag im Hostel.

Die Nacht war dann leider nicht ganz so entspannt wie der Tag, denn meine 3 Mitbewohner sichtete ich zum ersten Mal gegen 22.30h, als sie ins Zimmer kamen und begannen, ihre Koffer zu packen. Sie knisterten mit Tüten, wühlten durch Kleidung, zerknüllten Papier und zerrissen Prospekte, warfen Dinge in den Mülleimer und hörten partout nicht auf damit. Um 00:30h bin ich dann wieder aufgewacht und bat sie, ob wir dann wohl demnächst mal das Licht ausschalten könnten. Ich meine, wenn man weiß, dass man am nächsten Tag auszieht, fängt man doch etwas früher zu packen an als 22.30h, oder nicht? Irgendwann hatten sie dann auch ihre 7 Sachen zusammen und das Licht ging aus. Keine 5 Minuten später – gefühlt zumindest – klingelte ein Wecker. Ich schrak hoch – es war noch dunkel, was sollte denn das? Die Antwort war ganz einfach: meine Mitbewohner fingen nachts um 3 Uhr an, auszuziehen, mit erneutem Knistern, Rascheln, Räumen und Schieben. Ich war SO genervt! Sie verließen den Raum gegen 4 Uhr, einschlafen konnte ich dann aber erstmal nicht mehr, erst gegen 6 Uhr fielen meine Augen zu. Gegen 8 klingelte mein eigener Wecker und ich machte mich an’s Packen und dann an’s Frühstücken. Hier ein kleiner Einblick in das tolle Hostel:

Ich hatte gerade mein Frühstück beendet, Zähne geputzt und die restlichen Dinge im Koffer verstaut, als die Tür sich öffnete und ein Mädchen reinkam, das den Raum putzen wollte. Wir begannen ein Gespräch und verstanden uns total super – der Beginn einer tollen Freundschaft! Wir tauschten später Kontaktdetails aus, ich parkte mein Gepäck wieder in der Lounge und machte mich auf den Weg in die Stadt, um noch ein letztes Mal in den Shops zu stöbern. Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Von der Fahrt und dem nach-Hause-Kommen berichte ich euch im nächsten Post! 🙂