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Straya Mate – Endlich in Australien

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Nach meiner Marathonreise von fast 50 Stunden stand ich also am 11.03. um 11 Uhr morgens endlich in Shorts und Top im Flughafen von Townsville. townsville-australienTownsville ist eine Stadt mit knapp 190.000 Einwohnern und liegt im Bundesstaat Queensland an der Ostküste Australiens – ziemlich weit oben! Hier gibt es jährlich durchschnittlich 300 Sonnentage – es ist paradiesisch! Besonders für Menschen mit piel de leche (Milchhaut) wie mich ist es aber wichtig, ordentliche Sonnencreme aufzutragen. Touristisch gibt Townsville meiner Meinung nach nicht allzu viel her für mehrere Tage Aufenthalt, und genau darum mag ich die Stadt sehr gerne. Ich kenne mich aus, alles ist in Laufweite, es gibt drei 2nd-hand-Shops direkt nebeneinander und eine wundervolle Strandpromenade, um in der Sonne zu lungern oder einen Morgen-/ Abendspaziergang zu unternehmen. Mit anderen Worten: perfekt zum Entspannen, Runterkommen und Sorgenvergessen!

Der Plan war, ein paar Tage in Townsville zu verbringen, bis Lynda, meine Gastmama, mich abholen würde. Ich bin schon lange Mitglied bei der Reise-Community Couchsurfing (checkt das, es ist wirklich toll!) und hatte mir eine Couch für die ersten zwei Nächte in Townsville organisiert. Mit meinem Couchsurfer namens Lachlan hatte ich ausgemacht, dass er mich vom Flughafen abholen würde, und so begab ich mich nach dem Umziehen hinaus ins tropische Townsville. Lachlan wartete schon und wir fuhren zu seinem Haus, das er mit ein paar Freunden teilte. Ich bekam einen Schlüssel in die Hand gedrückt für mein eigenes kleines Appartment und für das der Jungs, packte ein paar Sachen aus und gesellte mich dann zu “Lockie” und Dan an den Pool. Ich genoss die Aussicht, hielt meine Füße ins Wasser und versuchte, mich an den starken australischen Akzent der beiden zu gewöhnen. Später kümmerte ich mich um meine Wäsche und als Dan anbot, mich zum Supermarkt mitzunehmen, nahm ich das gerne an. In australischen Supermärkten gibt es meist auch Geldautomaten, sodass ich von dort mit meiner Mastercard Geld abheben könnte – ich besaß ganze 15AUS$.

Beim Fahren war alles durcheinander, denn in Australien fahren sie auf der “falschen” Straßenseite,  etwas, an das ich mich auch erst wieder gewöhnen muss, besonders beim Schauen, bevor ich die Straße überquere. Rechts-links-rechts oder links-rechts-links? Jedes Mal komme ich ins Grübeln. Ich schaffte es aber ohne Unfall in’s Innere des Supermarktes und während ich durch die Gänge lief, entdeckte ich eine Menge Lebensmittel, die mir entfallen waren – mir lief das Wasser im Mund zusammen! Ich kaufte aber nur das Nötigste, eine große Überleben-im-Bush-Shoppingtour würde ich später starten. Das war ganz gut so, denn meine Mastercard funktionierte nicht – weder an der Kasse noch am Geldautomaten. Schockschwerenot. Gestrandet in Australien mit 15 Dollar. Dan bot an, meinen Einkauf zu bezahlen und als wir zu Hause ankamen, machte ich mich an eine schier endlose Telefoniererei … ich rief zunächst meine Schwester an, vollkommen vergessend, dass ein immenser Zeitunterschied bestand … sie war dementsprechend begeistert, als ihr Handy um 3 Uhr morgens klingelte. Trotzdem suchte sie mein Passwort zum Abgleich heraus und ich versuchte es erneut – vergeblich. Ich rief bei meiner Mama an, dann bei meiner Bank. Ließ die Karte entsperren und versuchte es an einem anderen Automaten. Hin und her, her und hin – langes Reden, kurzer Sinn: Kreditkarte funktionierte nicht. Mit Schrecken stellte ich fest, dass auch meine EC-Karte mir keine Dienste tun würde: abgelaufen im Dezember 2016! Ach, wie wunderbar. 15 Dollar in der Tasche, 13 Dollar Schulden. Das fängt ja gut an, dachte ich mir!

Dann habe ich aber gemerkt, dass ich das Problem nicht lösen würde, indem ich stresse. Meine Mama hatte angeboten, zur Bank zu gehen mit allen Unterlagen und das zu regeln – da aber Wochenende war und außerdem ein beachtlicher Zeitunterschied, musste das Ganze warten, bis es bei mir Montagabend sein würde. Ich habe also meine Sorgen ein bißchen auf Sparflamme geschaltet, bin zum Strand gegangen, wo ich meine Zehen im Sand vergraben und den Sonnenuntergang über dem Meer bewundert habe.

Ich habe den Sonntag auch ganz entspannt angehen lassen, habe meinen Bikini angezogen und bin die Straße hinunter zur Promenade “The Strand” gegangen, wo ich mich nahe des Wasserspielplatzes ins Gras gelegt und die Sonne meinen Körper bräunen lassen habe. Natürlich war ich verbrannt, als ich nach Hause kam und war doppelt und dreifach dankbar, dass ich in Kolumbien Bodylotion gekauft und das nicht für die Australien-Shoppingliste gelassen hatte. Der Rest des Sonntags war dann ebenfalls ganz entspannt, abends bin ich wieder spazieren gegangen und habe ein paar Fotos vom ANZAC-Memorial Park gemacht, bevor ich noch etwas Zeit mit meinem Couchsurfer und seinen Mitbewohnern verbracht habe. Dann habe ich mich an’s Packen gemacht, denn am nächsten Morgen, Montag, würde ich aus dem Apartment aus- und in ein Hostel einziehen. Dienstagmorgen würde Lynda mich abholen und auf die Farm mitnehmen.

Montagmorgen machte ich mich also mit Sack und Pack auf den Weg in die Reef Lodge. Dort habe ich schon 2013 ein paar Mal gewohnt, als ich das erste Mal in Australien gereist bin und es ist ein wundervolles Hostel. Ich hatte Lynda von meinem Geldproblem berichtet und sie meinte, es sei kein Problem, sie würde dort anrufen und ein Zimmer für mich reservieren und bezahlen. Ich musste recht früh morgens aus dem Apartment ausziehen, und ihre Reservierung war noch nicht eingetroffen, als ich schnaufend meinen Koffer in der Rezeption abstellte. Ich durfte allerdings alles in der Lounge lagern und machte mich mit meiner Liste und einem Plan B auf den Weg in die Stadt. Ich hatte vor, eine Western Union-Stelle ausfindig zu machen und die befand sich in der Post. Mein Plan B ging leider nicht auf, aber zum Glück gab es in der Post eine Geldwechselstelle und ich hatte noch ein paar Pesos dabei, die ich dann allesamt umtauschen musste. Plan C klappte: 272.000 Pesos tauschte ich um zu knapp 100AUS$. Damit konnte ich dann meine Lebensmitteleinkäufe erledigen und auch die second-hand-shops durchforsten. Ich fand einige Dinge, die ich brauchte und andere Dinge, die ich einfach nur wollte und schließlich kam ich vollgepackt im Hostel an. Alles war organisiert, ich musste nur noch in meinen Dorm ziehen. Lynda war so toll, einen 4er-Dorm mit Klimaanlage für mich zu organisieren. Das war echt klasse, und ich verbrachte einen ganz entspannten Tag im Hostel.

Die Nacht war dann leider nicht ganz so entspannt wie der Tag, denn meine 3 Mitbewohner sichtete ich zum ersten Mal gegen 22.30h, als sie ins Zimmer kamen und begannen, ihre Koffer zu packen. Sie knisterten mit Tüten, wühlten durch Kleidung, zerknüllten Papier und zerrissen Prospekte, warfen Dinge in den Mülleimer und hörten partout nicht auf damit. Um 00:30h bin ich dann wieder aufgewacht und bat sie, ob wir dann wohl demnächst mal das Licht ausschalten könnten. Ich meine, wenn man weiß, dass man am nächsten Tag auszieht, fängt man doch etwas früher zu packen an als 22.30h, oder nicht? Irgendwann hatten sie dann auch ihre 7 Sachen zusammen und das Licht ging aus. Keine 5 Minuten später – gefühlt zumindest – klingelte ein Wecker. Ich schrak hoch – es war noch dunkel, was sollte denn das? Die Antwort war ganz einfach: meine Mitbewohner fingen nachts um 3 Uhr an, auszuziehen, mit erneutem Knistern, Rascheln, Räumen und Schieben. Ich war SO genervt! Sie verließen den Raum gegen 4 Uhr, einschlafen konnte ich dann aber erstmal nicht mehr, erst gegen 6 Uhr fielen meine Augen zu. Gegen 8 klingelte mein eigener Wecker und ich machte mich an’s Packen und dann an’s Frühstücken. Hier ein kleiner Einblick in das tolle Hostel:

Ich hatte gerade mein Frühstück beendet, Zähne geputzt und die restlichen Dinge im Koffer verstaut, als die Tür sich öffnete und ein Mädchen reinkam, das den Raum putzen wollte. Wir begannen ein Gespräch und verstanden uns total super – der Beginn einer tollen Freundschaft! Wir tauschten später Kontaktdetails aus, ich parkte mein Gepäck wieder in der Lounge und machte mich auf den Weg in die Stadt, um noch ein letztes Mal in den Shops zu stöbern. Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Von der Fahrt und dem nach-Hause-Kommen berichte ich euch im nächsten Post! 🙂