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Mi Colombia – Suesca und seine Sandsteinfelsen

07.02.2019
Hallo liebe Lebensmaler,

heute nehme ich euch mit nach Suesca. Suesca ist ein sehr kleiner Ort im Nordosten Bogotás, über den sich prinzipiell nicht viel erzählen lässt außer, dass er ein beliebtes Ziel für Kletterer ist. Circa einen halben Kilometer außerhalb des kleinen Dorfes liegen beeindruckende Sandsteinklippen, die mein erstes Ziel auf dieser Etappe waren.

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Erstmal musste ich allerdings schon eine halbe Weltreise unternehmen, um von Mosquera dorthin zu gelangen, wo ich den Bus nach Suesca nehmen konnte. Angie wohnt in Mosquera, das liegt westlich vom Zentrum Bogotás, circa 50 Minuten im Bus, immer abhängig vom Verkehr. Dann gilt es, vom Portal 80 einen Transmilenio zu nehmen, um zum Portal del Norte zu fahren – wiederum eine Stunde unterwegs. Und am Portal del Norte stellt sich die Herausforderung, die richtige Plattform finden, um durch die Schranke zu den interkommunalen Bussen (“intermunicipales”) zu gehen und den Bus nach Suesca zu nehmen. Man hat eine Karte, die man am Automaten vorhalten muss, um auf die Plattformen der Transmis zu gelangen und wenn man diese Plattform dann durch die falsche Schranke verlässt, kommt man nur zurück, indem man nochmal bezahlt und dies Mal hoffentlich auf der richtigen Plattform ankommt …

Der Bus ist dann ein kleiner, aber komfortabler Reisebus mit relativer Beinfreiheit. Begleitet wird die Fahrt von einem Assistenten, der von den Fahrgästen im Laufe der Reise das Fahrgeld einsammelt, Aussteigenden aus dem Bus hilft und auch neue Fahrgäste anwirbt. Dies geschieht, indem er sich aus dem fahrenden Bus lehnt, cool am Haltegriff der Tür festhaltend, und das Ziel in die Menge ruft. Wenn sich neue Reisende finden, hüpft er athletisch aus dem bremsenden Bus, hilft mit Gepäck und gegebenenfalls auch beim Erklimmen der Stufen. Ich wurde an einem Ort abgesetzt, der eine Westernkulisse hätte sein können … fehlte nur noch der Gestrüppballen, der vom Wind über die staubige Straße getrieben wird. Ich setze mich erstmal hin, streichelte einen Hund und beschloss, in einem kleinen Laden zu fragen. Blöd bloß, dass ich nur einen englischen Reiseführer dabeihatte und nicht wusste, wie man “sandstone cliffs” auf Spanisch sagt. Auch Klettern fiel mir nicht ein … aber die Damen konnten mir dann trotzdem weiterhelfen und die ältere begleitete mich zu einem suspekt wirkenden Pfad, der mich auf Bahnschienen durch wüste Hinterlandschaften führte. Ich war nicht sicher, ob ich wirklich richtig war, aber ja – nach kurzer Kletterpartie lösten sich meine Zweifel in Luft auf, denn die Felsen waren wirklich atemberaubend!

Ich ging ehrfürchtig an den großen Felswänden vorbei und bestaunte die Formen, die Natur und das Panorama im Hintergrund. Die Sonne kam auch heraus und ich genoss die Wanderung sehr. Als ich mich umdrehte, sah ich allerdings, dass mir in einigem Abstand zwei Männer folgten. Mir wurde mulmig, denn ich ging nun mal alleine auf abgelegenen Bahnschienen ins Nichts, in meinem Rucksack sämtliches Geld, Karten und meine Kamera. Hm. Ich versuchte, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen und grüßte die Männer entspannt. Wir kamen ins Gespräch – sie wirkten nett, hatten es aber eilig, weiterzukommen. Ich pausierte und traute mich, meine Kamera aus dem Rucksack zu holen. Beruhigt schlenderte ich weiter und erfreute mich an meiner Umgebung. Der nächste schöne Spot war ein Felsvorsprung, auf dem eine “virgen” (Jungfrauenstatue) stand und vermutlich die Bahnfahrten oder die Kletterer segnen sollte, die in ihrem Schatten die steilen Felswände zu erklimmen gedachten. Die Idylle wurde verstärkt durch zwei entlang der Schienen angepflockte und grasende Kühe. In der Ferne sah ich ein paar Schienenarbeiter ihr Tagwerk verrichten und beschloss, wieder umzukehren und auf ein paar schattigen Felsen meine Pause zu machen.

Gegen Ende meiner Pause kamen die beiden Männer wieder zurück und ich fragte höflich, ob ich mich ihnen anschließen dürfe. Leonardo und Victor nickten und wir spazierten gemeinsam zu der Stelle, an der sie ihr Auto geparkt hatten. Ich erfuhr, dass Leonardo der persönliche Fahrer von Victor war, der wiederum in der Region bestimmte Arbeitertrupps an Schienen überwachte und deren Arbeit sowie Fortschritte überprüfte. Sie fragten mich nach meiner Reise, nach meinen Erlebnissen und allem, was ich schon in Kolumbien erlebt hatte – alles, was ich ihnen über die Aupair-Familie, meine Freunde, meine Reisen und bspw. auch Couchsurfing erzählte, trieb ihre Augenbrauen in ungeahnte Höhen. “Aber was ist denn, wenn dir mal was passiert so alleine? Hast du denn gar keine Angst?”, fragte der ältere Victor ganz perplex. Wir saßen mittlerweile im Auto der beiden, da sie mir die Stadt zeigen und mich dort absetzen wollten, wo ich den Bus zu meinem nächsten Ziel nehmen konnte. Ich schüttelte den Kopf: “Ich bleibe nie lange alleine, und was die Angst betrifft – ich habe bis jetzt immer sehr nette Leute getroffen!”, und ich schaute übertrieben zwischen den beiden hin und her, was sie zum Lachen brachte. Sie setzten mich an einer Mautstation ab und ich bat sie um ein Foto, “damit ich meinen Freunden und meiner Familie die netten Menschen zeigen kann, die ich dieses Mal getroffen habe”.

Wir verabschiedeten uns und ich erkundigte mich bei ein paar Männern, die auf einem kleinen Parkplatz standen, welchen Bus ich nehme müsse zur “Puente de Boyacá“. Es stellte sich heraus, dass ich an der falschen Stelle war und hier eigentlich kein Bus fuhr, der mich zu meinem nächsten Ziel bringen sollte … na großartig, genau das, was man hören möchte, wenn man Kilometer entfernt von der nächsten Stadt steht und nicht weiß, wie man vor- oder zurückkommen soll. Das Dilemma ließ sich allerdings lösen, indem ich einen Busfahrer mit großen Kulleraugen ansah – er meinte, er könne mich auf dem Weg absetzen, es wäre dann nicht mehr weit zu der geschichtsträchtigen Brücke von Boyacá. Vertrauensvoll stieg ich in den Bus … von weiteren Abenteuern erfahrt ihr nächsten Post!

Bis dahin!
Un fuerte abrazo!

Katha

Mi Colombia – Der Plan

Hallo liebe Lebensmaler 🙂

Bevor ich euch von meinen Abenteuern in Kolumbien berichte,  möchte ich damit beginnen, euch meine Reiseroute vorzustellen, damit ihr schon mal wisst, wohin ich euch mitnehme 🙂 Ich habe in Australien lange über der Karte Kolumbiens gebrütet, völligst planlos, was ich eigentlich sehen wollte. Ich hatte zwar zwei Städtenamen im Kopf, aber das allein macht ja noch keine Route. Letzenendes hat mir Angie geholfen, mit der ich geskypt habe. Sie hat mir von einer der beiden großen Städte abgeraten und mir des Weiteren eine kleine Stadt genannt, die schön sei … und das war alles, was ich brauchte – einen Ort, um loszulegen. Ich zog meinen Reiseführer zu Rate und las, markierte, schrieb ab und plante, druckte aus und buchte schließlich mit Angie zusammen meinen ersten Flug innerhalb Kolumbiens! Der Plan sieht wie folgt aus:

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  1. Aus Australien komme ich nachts in Bogotá an nach dem Marathonflug, wo mich Mayra abholt, die Schwester des Freundes von Angie. Bei ihr bleibe ich ein paar Tage, um wieder anzukommen und alles zu organisieren, was noch ansteht. Sightseeing ist für das Ende des Trips geplant.
  2. Mein erstes Ziel heißt Manizales und wird mit dem Flugzeug angesteuert. Dort erwartet mich ein Aussichtsturm und das Erkunden der Innenstadt, und ich möchte von dort aus einen Ausflug in den Nationalpark „Parque Nacional Natural Los Nevados“ machen.
  3. Weiter geht es dann mit dem Bus nach Pereira, wo die Erkundung des Stadtzentrums auf dem Plan steht, und ich mich in natürlichen warmen Quellen aalen möchte.
  4. Von Pereira aus ist wieder ein Flug geplant: nach Medellín, eine riesige Großstadt, mit vielen Punkten auf meiner Liste. Besonders neugierig bin ich auf die Comuna 13, ein Stadtteil, dessen Wände legal über und über mit Sprühkunst verziert sein sollen (mein Herz schlägt bei dem Gedanken bereits höher), auf die „metrocables“ sowie Straßenbahnen und auf ein rekonstruiertes Dörfchen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Medellín ist außerdem meine Basis für zwei nahegelegene Orte, die ich mit Bussen zu erreichen plane.
  5. Zuerst zieht es mich nach Guatapé, eine Stadt, die mich durch viele bunte Verzierungen an den Hauswänden – zócalos genannt – lockt, und außerdem das kolumbianische Äquivalent des brasilianischen Zuckerhutes aufweist. Die Aussicht, die das Foto in meinem Reiseführer zeigt, ist phänomenal.
  6. Danach möchte ich noch nach Santa Fe de Antioquia. Dort gibt es neben schön restaurierten Gebäuden aus der Kolonialzeit nämlich Südamerikas erste Hängebrücke. Danach geht es wieder zurück nach Medellín, …
  7. …von wo aus ich mit dem Flugzeug das Landesinnere verlassen werde und mich in die heiße Karibik-Region Kolumbiens wage: Cartagena de Indias heißt mein Ziel. Dort gibt es eine eingemäuerte Altstadt, die mich reizt, Wallanlagen, Strand und Hitze. Gnadenlose Hitze. Ich gedenke, braun zu werden.
  8. Von Cartagena aus fährt mich schließlich ein Bus nach Baranquilla, berühmt für den Karneval, der jedes Jahr anfangs des Jahres stattfindet, und außerdem Shakiras Heimatstadt. Auch hier möchte ich „nur“ das Stadtzentrum erkunden und braun werden, bevor ich …
  9. … zu meinem letzten Ziel an der Küste aufbreche: Santa Marta, wo ich mich auf ein paar Parks, bunte Straßen mit verwaschenen Häusern und den Strand freue. Außerdem wird das kleine Küstenstädtchen als Basis dienen für meinen Ausflug in den „Parque Nacional Natural Tayrona“, ein Stückchen Land mit wundervollen Stränden und atemberaubender Natur.
  10. Von Santa Marta aus fliege ich zurück nach Bogotá, wo ich wieder bei Mayra unterkomme und die Hauptstadt des Landes, das es mir so angetan hat, erkunden werde – mit seinen Graffitis, seinem Aussichtshügel, seinen Museen, Kirchen und anderen geschichtsträchtigen Plätzen. Ich plane ebenfalls einen Tagesauflug nach Zipaquirá, wo ich eine unterirdische Salzkathedrale besichtigen möchte.
  11. Schließlich tragen mich die Schwingen eines Flugzeuges zurück „nach Hause“: Cúcuta, ich komme. Hier möchte ich die letzten Tage mit und bei Angie verbringen, meine anderen Freunde und Bekannten besuchen und durch die vertrauten Straßen wandern, bevor es endgültig Abschied nehmen heißt.

All dies habe ich in viel ausführlicher in scheinbar endlosen Liste und Tabellen gesammelt und geordnet, damit ich nicht verloren gehe (s.u.). Ich hatte mir für jede Stadt Hostels herausgesucht und parallel dazu bei der tollen Reisegemeinschaft couchsurfing ein paar Anfragen an Kolumbianer geschickt, ob sie mich für ein paar Tage bei sich aufnehmen könnten. Ich habe alles an Spanisch aus mir herausgeholt, was es gab und zusammen mit leo.org dazugebastelt, was gefehlt hat. Mir war es, wie auf jeder Reise, wichtig, nicht nur touristisch um die Ecken zu luken, sondern die Städte mit Hilfe der „locals“ zu erkunden, das Leben der Kolumbianer kennenzulernen, ihr Essen zu essen und meine Reise mit ihren Tipps gut über die Runden zu bringen.

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Meine Listen mit allen wichtigen Infos 🙂

Ein Wort zur Sicherheit des Unterfangens: ich couchsurfe seit 7 Jahren, in 3 verschiedenen Ländern, und habe auch bei mir in Deutschland schon Surfer aufgenommen. Ich habe keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil: Couchsurfen war oft mein Rettungsanker, besonders in Cúcuta, denn so habe ich u.a. Angie, Carol und Alejandra kennengelernt, Freunde für’s Leben – Lebensretter. Wie bei allem anderen, was man im Leben so anstellt, gehört natürlich auch zum Couchsurfen eine gut bemessene Portion gesunden Menschenverstandes dazu. Ich habe zumeist an Frauen Anfragen geschickt, Angie wusste, wo ich war und hatte die Namen und Nummern der Couchsurfer, die mich bei sich aufnahmen; außerdem ich habe mich regelmäßig bei ihr gemeldet. Außerdem gehe ich immer nach Bauchgefühl und bin damit noch nie verkehrt gefahren.

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Ganz so neu sieht er nicht mehr aus – jetzt kleben Erinnerungen, Gerüche und Geräusche zwischen den zerknickten Seiten

Die Reise geplant habe ich mit Hilfe des tollen „Rough Guide to Colombia“. Rough Guides sind eine sehr gute Alternative zu den geläufigen „Lonely Planet“-Büchern (ich wage es, das Wort „mainstream“ zwischen die Zeilen zu schreiben). Ich habe 2010 mit dem Rough Guide to New Zealand angefangen, habe mich an den Aufbau, die Tipps und die Art, zu schreiben, gewöhnt und möchte es nicht missen. Leider gab es 2016 zu Beginn meiner Reise nur eine Auflage von Oktober 2015, sodass sich im Juni 2017, als ich anfing, zu reisen, einiges geändert hatte. Manchmal war das sehr ärgerlich, aber meistens konnte ich die Probleme mit Hilfe der Hostelbetreiber, Touristeninformierer, Busfahrer oder anderen hilfsbereiten Kolumbianern lösen. Meine Reise war einzigartig, kompliziert, erfüllend, nervenaufreibend, wahnsinnig, unglaublich und unglaublich bereichernd. Ich kann es jetzt wirklich kaum erwarten, euch mitzunehmen!

Packt eure Koffer, schmiert euch Sonnenschutz auf und schnürt eure Schuhe – los geht‘s! 🙂

 

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Colombia, no puedo esperar verte! – Ich kann’s nicht erwarten, dich zu sehen, Kolumbien!

Straya Mate – Die letzten Tage in Australien

Hallo liebe Lebensmaler!

Wow, ich habe ja schon lange nichts mehr geschrieben! Mir geht es aber gut, alles noch dran nach meiner Reise durch Kolumbien 🙂 Seit dem 06.07. stehe ich wieder mit beiden Beinen auf deutschem Boden, wenngleich ich mit dem Kopf – und vor allem mit dem Herzen – noch in Kolumbien bin. Deswegen möchte ich euch in den nächsten Posts auch an meinen letzten Tagen in Australien und den Abenteuern des letzten Monats in Kolumbien teilhaben lassen. Es war so gut, wieder zurück zu sein und das Land alleine zu entdecken, frei nach Lust und Laune dorthin zu reisen, wohin es mich gelockt hat und auf mich selbst aufpassen zu müssen – und zu können!

Ich möchte jetzt damit beginnen, euch von der letzten Woche in Australien und meinen Reisevorbereitungen zu berichten. In den nächsten Posts werde ich euch meine geplante Reiseroute durch Kolumbien vorstellen und dann erzählen, was ich wo gemacht habe! 🙂

¡Vamos!

Lynda, meine Gastmama, war mit Ingrid schon eine Weile in Charters Towers, sodass Emily und ich auf Dan und Grace aufgepasst haben, während Darcy in der Stadt gearbeitet hat und Greg, ein Arbeiter, auf der station die Stellung hielt. Am 25.05. abends gab es eine kleine Abschiedsfeier für mich, an der Grace, Dan und Emily schon den ganzen Tag gewerkelt hatten. Sie hatten alles mögliche an Essen vorbereitet, Ballons aufgepustet und für mich gebacken und gebastelt. Abends saßen wir also alle zusammen, haben gegessen und gelacht – viel Unsinn haben wir angestellt 🙂

Am Freitag, 26.05. kam Lynda morgens, um Grace und Dan abzuholen und am 27.05. packten Emily und ich unsere 7 Sachen in ihr Auto (bei mir waren es eher 25 Sachen) und fuhren nach Charters Towers, wo wir später am Abend die Familie treffen sollten. Ingrid spielte im Theaterstück “Oliver Twist” eine Rolle – wir wollten uns das Stück alle  diesen Samstag anschauen und vorher zusammen Abendessen. Als Abschiedsessen sozusagen.

Emily und ich fuhren auf einen Campingplatz und bauten ihren Campertrailer auf – das ist ein Anhänger, der ein kleines Wohnzelt beherbergt. Ich hatte beschlossen, wieder im SWAG zu schlafen – ein letztes Mal unter freiem Himmel. Ich sprang in den Pool des Campingplatzes, lag in der Sonne, tauschte ein paar Bücher, die im book exchange-Regal standen und abends machten wir uns fertig zum Weggehen.

Emily sah richtig, richtig schick aus und erntete viele anerkennende Blicke. Wir trafen die Familie im Restaurant, bestellten und erzählten eine Weile. Helen Carter, eine Nachbarin, die ich schon kannte, war auch dabei, was mich sehr gefreut hat. Ich bekam eine Karte geschenkt mit Grüßen von jedem einzelnen der Familie, mein Taschengeld und eine riesige Tüte – mit einem echten Cowboyhut!! Sowas cooles 🙂 Am meisten hat mich aber die Karte gefreut und darin der Gruß von Darcy – sehr, sehr persönlich alles. Wir schauten uns das Theaterstück an und mischten uns danach noch etwas unter die Leute. Für mich war das eher anstrengend, da ich eigentlich die meisten Leute nicht kannte oder nicht mitreden konnte. Schließlich wurden aber alle müde, sodass Emily und ich uns darauf einigten, schon zu fahren. Ich suchte die Kids und verabschiedete mich von ihnen – und schließlich ließen Darcy, Lynda und ich noch ein Foto von uns machen. Es gibt nämlich kein einziges, weder von damals noch von diesem Mal.

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Lynda und Darcy, die besten Gasteltern der Welt

Danach fuhren Emily und ich zurück auf den Campingplatz, machten uns fertig und kuschelten uns in unsere jeweiligen Betten. Mir passierte jedoch noch ein Unglück, bevor ich schlafen konnte – meine Brille zerbrach. Jetzt, im Rückblick, sage ich: “Zum Glück nur das Gestell und nicht die Gläser”, aber für mich zerbrach buchstäblich meine Welt. Ich sehe doch ohne Brille nichts! Emily versuchte, mich zu beruhigen und redete beschwichtigend auf mich ein, während ich schweren Herzens meine furchtbare Ersatzbrille aus dem Koffer suchte, die ich glücklicherweise für jede Reise einpacke. Ich würde die Brille in Townsville reparieren lassen müssen. Ich kroch in meinen Schlafsack und schaute zu den Sternen hoch, wohl wissend, dass dies erneut das letzte Mal für eine lange, lange Weile sein würde, dass ich diesen glitzernden Himmel sehen würde. Mir wurde ganz wehmütig ums Herz.

Am nächsten Morgen (sonntags) standen wir zeitig auf, frühstückten und Emily fuhr mich in die Stadt, wo ich für 50$ ein Zimmer im Royal Private Hotel bezahlte. Ich ordnete meine 7 Sachen und wanderte zur Tourist Information, um meinen Bus nach Townsville zu buchen. Ich saß vorm PC, versuchte zu buchen und nichts klappte. Die Website stürzte ständig ab, nahm meine Daten nicht oder zeigte die gewünschte Verbindung nicht an. Ohne diese Buchung würde ich aber am nächsten Tag nicht fahren können. Einer der Mitarbeiter half mir und suchte mir die Nummer für den Zug heraus, der ebenfalls fuhr – da hatte ich schon fast alles gebucht, bis mir gesagt wurde, es sei nicht erlaubt, Kartons mitzuführen und auch nur eine Tasche pro Person sei gestattet. Ich weinte einfach nur noch schniefend vor mich hin und muss so erbärmlich ausgesehen haben, dass der nette Mitarbeiter anbot, mich zu fahren, das sei kein Problem. Ich nahm das Angebot schluchzend an, suchte im Hotel mein Hab und Gut zusammen und sagte Bescheid, dass ich abreisen würde. Die Besitzerin kannte den Mitarbeiter und sagte, mit ihm würde ich keine Probleme haben. Ich rief Jess an und fragte, ob es okay sei, wenn ich schon Sonntagabend käme statt Montag – kein Problem!

Chad, wie der Mitarbeiter hieß, holte mich gegen 17 Uhr ab, lud alles, was ich an Krimskrams dabei hatte in seinen Kofferraum und fragte, ob es okay sei, wenn sein Bruder mitkäme. Als ob ich “Nein” gesagt hätte! Im Laufe der Fahrt erfuhr ich, dass er extra für mich fuhr – also ehrlich, wie viel Glück kann ein Mensch eigentlich haben? Wir fuhren so ca. 1.5 bis 2 Stunden und erzählten zu dritt über Gott und die Welt. Chad setzte mich direkt vor Jess’ Haustür ab und sie konnte es auch nicht fassen, wie viel Glück ich hatte. Jess wohnt mit ihrem Freund Sonny und ihrer Hündin Hanz zusammen in einem total schönen Haus. Ich schmiss mich einfach komplett fertig auf’s Sofa und atmete so vor mich hin. Hanz legte sich zu mir/auf mich und wir verkuschelten uns die Zeit, bis es Zeit wurde zum Schlafen.

Die nächsten Tage verbrachte ich mit einkaufen, 2nd-hand-shoppen und einigen organisatorischen Dingen. Ich suchte z.B. nach einer Regenjacke, lief von Bank zu Bank, um meine AUS$ in COP umzutauschen und den besten Wechselkurs zu finden, machte Fotos von tollen Graffiti und packte mein “nach Hause”-Paket unzählige Male ein, aus und um. Außerdem suchte ich den Optiker meines Vertrauens auf. Die Frau dort kannte mich schon und bot mir an, die Brille kostenlos zu kleben – was ich auch annahm. Leider brach sie sofort wieder auseinander, als ich sie aufsetzte, und dann war es zu spät, sie nach Brisbane zum Reparieren zu schicken. Schöne Bescherung! Wenigstens hatte es mich nichts gekostet. Ansonsten lief ich mit meinem schlussendlich fertig gepackten und verklebten Päckchen zur Post und schickte es für 60AUS$ mit dem Schiff Richtung Deutschland. Ich nahm einen Termin bei einer Orthopädin wahr, von dem Jess mich abholte, und außerdem fuhr sie mit mir noch zu ihrer Arbeit und auf dem Weg suchten wir einen günstigen Friseur, der mir die Haare schneiden würde, ohne mir ein Vermögen abzuknöpfen. Ich müsste bei den Friseuren in der Stadt an die 70$ bezahlen! Ich war (und bin) Jess so dankbar, dass sie sich so toll um mich kümmerte.

Des Weiteren hatte ich ein Wechselbüro gefunden, das mir zu den besten Konditionen mein Geld umtauschen würde. Ich hatte mit der Dame dort abgesprochen, dass ich am Mittwoch meine AUS$ vorbeibringen würde und sie mich am Donnerstagnachmittag anrufen würde, damit ich meine Pesos abholen könnte. Freitag morgens um 6 Uhr würde mein Flug gehen. Ich wartete also am Donnerstag auf den Anruf, machte mich gegen 12 Uhr mal probehalber auf den Weg, um nachzufragen – die Dame sagte mir, noch sei keine Geldlieferung aus Brisbane gekommen, sie würde mich anrufen. Später rief sie an – es gäbe da ein Problem … Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Und aus. Und ein. Die Dame erklärte mir, der Fug, mit dem das Geld aus Brisbane nach Townsville kommen sollte, sei gecancelt worden, ohne dass sie davon in Kenntnis gesetzt worden sei. Ahja. Hervoragend. Ich stand am Vorabend meines Fluges ohne jegliche Pesos da. Groooßartig. Die Dame bat mich, vorbeizukommen. Ich kam vorbei. Sie sagte, sie würde mir helfen. Sie half mir. Ich bekam meine AUS$ zurück ausgezahlt, sie tauschte sie mir zu Mitarbeiterkonditionen in US$ um und einen Minimalbetrag in Pesos – ein bißchen hatte sie noch da. Das erwies sich später als pures Glück, in dem Moment jedoch fand ich es nicht ganz so prickelnd.

Ich lief wieder nach Hause, um die letzten Stunden mit Sonny, Jess und Hanz zu genießen. Die Hündin liebte mich und ich liebte sie. Sie sprang immer zu mir auf’s Sofa, lief mir nach, legte sich abends vor meine Tür, wo sie morgens noch immer wartete und war dann überglücklich, wenn ich sie zum morgendlichen Kuscheln hineinließ. So viel Liebe tat mir unglaublich gut. Jess und Sonny hatten mir auch angeboten, mich zum Flughafen zu fahren, morgens um 5 Uhr. Wir mussten am Vorabend unzählige Male bei verschiedenen Fluggesellschaften anrufen, um herauszufinden, zu welcher Uhrzeit ich am Flughafen sein musste. Die Callcenter-Frauen waren überfordert und verwiesen uns immer weiter – Jess meisterte die Situation souverän mit einem Glas Rotwein in der Hand und lautem Fluchen, während Warteschleifenmusik vor sich hindudelte. Ich habe so ein Glück mit den Freunden, die ich auf meiner Reise getroffen habe! Am nächsten Morgen gegen 4 Uhr schlüpfte ich für den Flug in meinen schwarzen Jumpsuit mit Palmendruck – Jess trumpfte noch auf und stieg im Spiderman-Onesie ins Auto. Wie ich diese Fraue liebe … ❤

Ich umarmte Sonny, Jess brachte mich hinein, wir drückten uns ganz fest, winkten und dann stand ich alleine da …. auf nach Kolumbien!  🙂 🙂

 

 

 

 

Straya Mate – Magischer Sonnenaufgang

Vielleicht fragen sich einige von euch, wie Post im Outback funktioniert. Wer mich kennt, hat mich bestimmt schon mal sagen hören, dass man ca. 15 Minuten fahren muss, um zum Briefkasten zu kommen. Der ist ca. 20km entfernt vom Haus und ist der Treffpunkt zur Übergabe von Post und Lebensmitteln. Da noch andere Familien um uns herum wohnen und die Stadt “nur” 2-3 Stunden entfernt ist von uns, können wir Lebensmittel online bestellen und sie werden, zusammen mit der gesammelten Post, in einem Bofrost-ähnlichem Lieferwagen zu uns gefahren. Entweder man trifft sich morgens gegen 7 Uhr am Briefkasten und tauscht ein paar Neuigkeiten aus oder die Lebensmittel und Post werden im und um den Briefkasten verstaut. Nach der Übergabe bei uns geht die Fahrt weiter zu den benachbarten stations. Wenn wir Post haben, übergeben wir sie zusammen mit Geldscheinen der Lebensmittel- und Postbotin und sie kümmert sich darum, oder wir legen wir einfach die Briefe/Karten/Pakete am Vortag (oder wann immer es passt) in den Briefkasten. Ich sage Briefkasten, aber in Wirklichkeit ist es eine große Metalltonne, die umfunktioniert wurde.

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Im Mai gehörte es eines Morgens zu meinen Aufgaben, die Post entgegenzunehmen. Ich stand um 6 Uhr auf, machte mich fertig und fuhr mit Darcys Toyota los, an einem wunderschönen Sonnenaufgang vorbei bzw. in ihn hinein. Am Briefkasten angekommen, hatte ich genug Zeit und Muße, ihn so richtig zu bewundern und zu genießen. Es ist wirklich magisch, wie sich alles in goldenen Glanz hüllt, wenn die Sonne durch die Blätter scheint und alles erleuchtet. Dass es nichts gibt, was man zu dieser Stunde tun muss (z.B. sich für die Schule oder Arbeit fertig machen, Nachrichten schreiben, Essen zubereiten …) und es absolut ruhig ist um einen herum, macht alles zu einer wirklich einmaligen Erfahrung, die man mit 100% Aufmerksamkeit aufnehmen kann. Ich liebe solche Momente, in denen die Welt still steht und man einfach nur sein kann. Dafür stehe ich auch gerne um 6 Uhr auf.

Straya Mate – Beauty

Abends bin ich oft spazieren oder laufen gegangen und neben dem Gefühl, etwas erreicht zu haben, war der Sonnenuntergang eigentlich immer das Schönste an dieser Zeit. Viel Regen gab es in meiner Zeit auf The Brook nicht – eines Abends war es aber bewölkt und ziemlich grau. Die Landschaft sieht gleich viel anders aus – zerfurcht und rauh, aber trotzdem wunderschön. Irgendwie melancholisch und nostalgisch, und die Bilder scheinen mir so, als könnte ich mich in sie fallen lassen und in dem Moment, in dem ich sie aufgenommen habe, wieder auftauchen, den Wind spüren und den Geruch einatmen, den ich bis jetzt nur dort draußen gefunden habe. Schon jetzt fehlt mir die Unbeschwertheit, die es dort draußen gibt, und die Abgeschiedenheit, die Ruhe und Frieden mit sich bringt.

[02.05.2017]

Straya Mate – ANZAC Day

Rückblick auf den 24./25. April: Emily und ich fuhren in ihrem Auto in die Stadt, die Familie folgte uns in Lyndas Wagen mit einigen Stunden Verspätung.

Der 25. April ist in Neuseeland, Australien und Tonga ein staatlicher Feiertag. ANZAC bedeutet:  Australian and New Zealand Army Corps, und das Ganze war eine Division der Wehrmacht des Britischen Weltreiches im Ersten Weltkrieg. Am 25. April 1915 landete das ANZAC auf der Halbinsel Gallipoli (Türkei), und wie der Name ja schon vermuten lässt, wurde die Divison aus Australiern und Neuseeländern (und Soldaten aus Tonga) gebildet. Sie  kämpfte in der Schlacht von Gallipoli, im Nahen Osten sowie in Frankreich und Belgien. Auch in Belgien und Frankreich wird an diesem Tag der gefallenen Soldaten gedacht.

Schon 1916 wurde der 25. April in Australien offiziell als ANZAC-Day bezeichnet, in den 1920ern zum Gedenktag für die gefallenen australischen Soldaten des Ersten Weltkrieges erklärt und 1927 war er zum ersten Mal landesweit Feiertag. In Neuseeland wird dieser Tag seit 1920 in ähnlicher Form wie in Australien gefeiert.

In ganz Australien gab es an diesem Tag neben den tagsüber stattfindenden Gottesdiensten dawn services (Gedenkgottesdienste während des Sonnenaufganges). Grace ist school captain ihrer Schule und musste im dawn service in Charters Towers ihre Schule vertreten. Da wir nicht mitten in der Nacht aufstehen und in die Stadt fahren wollten, entschieden wir uns, die Nacht in Charters Towers zu verbringen. Die Familie buchte eine Kabine in einem Holiday Park und Emily und ich … well, we swagged it.

SWAGS sind typisch in Australien – ich würde sie als Outdoorschlafsäcke für jede Wetterlage bezeichnen. Sie bestehen aus einer plastik-gummi-artigen Allwetterhülle und beinhalten alles, was man persönlich zum Schlafen braucht: eine Matratze, einen Schlafsack und/oder Bettdecken und ein Kopfkissen. Ich lieh mir Dans Schlafsack aus und Emily und ich schliefen auf dem Rasen vor der Kabine unter den Sternen. Das war so schön!

Wir standen um 5 Uhr auf, machten uns fertig und fuhren zum außerhalb der Stadt liegenden Friedhof, wo um 6 Uhr der Gottesdienst begann. Verschiedene Redner hielten verschiedene Reden, es wurde der Soldaten gedacht, die Nationalhymne wurde gesungen und Kränze und Poppies niedergelegt.

Am ANZAC-Day werden von vielen Australiern und Neuseeländern Mohnblumen (Poppies) getragen, zur Erinnerung an die Gefallenen und an die Soldaten, die immer noch der Armee dienen. Die Mohnblume wird deshalb mit den Kriegsgefallenen assoziiert, da sie die erste Pflanze war, die in der Erde Flanderns (eine der Regionen des Königreichs Belgien) blühte.

Nach dem dawn service machten wir uns getrennt auf den Weg in die Stadt, um zu frühstücken. Emily und ich aßen in einem Café mit superfreundlichen Angestellten und heimeliger Atmosphäre, wo wir Zeitung lasen und die Nachrichten schauten. Danach trafen wir uns im Holidaypark mit der Familie, um uns für die marches vorzubereiten. In der Stadt würde eine Parade stattfinden, mit allen Schulen der Umgebung, Veteranen usw. Grace und Ingrid gingen in ihrer Schulgruppe mit und Emily und ich riefen ihre Namen, pfiffen und jubelten ihnen zu – wieder zu Hause handelten wir uns deswegen natürlich eine Predigt der beiden ein (“Sooooo embarassing!” – “DON’T ever do that again!”). Emily und ich fuhren nach unseren Pfeifeinlagen nach Hause, um uns für den nächsten Tag auszuruhen. Die Familie blieb länger in der Stadt, da die Parade bestimmt 2-3 Stunden dauerte – etwas, das Emily und ich nicht unbedingt haben mussten, so gern wir die Familie auch haben.

Was wir an diesem Tag nicht taten, ist ANZAC-Cookies zu backen. Das sind Kekse, die die zu Hause Gebliebenen ihren Liebsten in die weit entfernten Länder schickten. Da sie aus Zutaten bestehen, die nicht verderben, überstanden sie die weite Reise und hielten sich lange. Sie symbolisieren Liebe und Aufmerksamkeit und werden als australische Tradition verstanden. Ich habe nach dem Rezept schon unzählige Male gebacken und die Kekse sind sehr, sehr lecker.

Ihr braucht:                     | Zubereitungszeit: 20 Minuten      | Backzeit: 12 Minuten

1 Tasse Weizenmehl
1 Tasse Zucker (weißer)
1 Tasse Kokosraspeln
1 Tasse Haferflocken

125 gr Butter
2 Esslöffel gelber Zuckersirup / heller Sirup
(wenn ihr nichts anderes habt, könnt ihr auch Honig nehmen)

½ Teelöffel Natron
(gibt’s im Naturkostladen – oder ihr nehmt Backpulver)
1 Esslöffel kochendes Wasser

So geht’s:

Den Ofen vorheizen, entweder auf 160°C Ober-/Unterhitze oder 140°C Umluft. Zwei große Backbleche mit Backpapier auslegen. Butter und Sirup in einen Topf geben und mäßig erhitzen, bis die Butter schmilzt. Dann vom Herd nehmen. Während die beiden Zutaten schmelzen, das Mehl mit dem Zucker, den Kokosraspeln und den Haferflocken in einer Backschüssel zusammenmixen und das Wasser kochen. Natron in eine Tasse / Schüssel geben und mit dem kochenden Wasser mixen, dann zu Butter-Sirup-Mix geben und einrühren. Das alles zu den trockenen Zutaten in der Schüssel geben und durchmixen. Aus dem Gemisch teelöffelgroße Bällchen formen und etwas flach drücken, dann mit Abstand von einander auf die Backpapierbleche drücken. Dann ab damit in den Ofen für 10-12 Minuten oder bis sie goldbraun sind. 5 Minuten abkühlen lassen, bevor ihr sie auf ein Kuchengitter legt, um sie komplett abzukühlen. Guten Appetit!

 

Straya Mate – Ausflug zum Creek

Ich möchte euch von einem entspannten Ausflug berichten, den Dale, Emily und ich an meinem zweiten Wochenende auf der station unternommen haben. Am 25.03. war es wunderbar heiß, wir alle hatten frei, weil es Samstag war, und so zogen wir uns nachmittags Schwimmzeug an, packten unsere Taschen und fuhren mit Emilys Auto zum creek.

Der creek ist ein breiter, ruhiger Fluss voller Seerosen, Algen und Geäst unter der Oberfläche, die der Haut viele kleine Schnitte zufügen, wie ich später zu Hause feststellen durfte. Man fährt ca. eine halbe Stunde, erst auf der normalen dirt road und dann querfeldein über einen ausgefahrenen Weg, bis man schließlich zu Fuß durch’s hohe Gras zum Flussufer streift.

Wir hatten Elvis und Dales Hund Scooby dabei, und die beiden konnten es kaum erwarten, in den Fluss zu springen. Sie hechteten einem Stock hinterher und trugen ihn wie Susi und Strolch gemeinsam ans Ufer, um dann darauf herumzukauen. Wir brauchten ein bißchen länger, um uns ins Wasser zu begeben. Ich wartete darauf, dass Dale fertig wurde mit seiner Zigarette, denn ich wollte alleine nicht hinein, da es das erste Mal war, dass ich hier schwimmen ging. Zuerst aber erlaubte er sich einen bösen Scherz: er schaute auf eine Stelle zu meinen Füßen, seine Augen weiteten sich und er schrie: “Snake! There’s a snake!” Ich verschwendete keine Zeit damit, herauszufinden, ob er mich veralberte oder nicht, sondern sprang in Panik auf: “Where!?” Dann lachte er. Ich war fuchsteufelswild, weil man mit so etwas keine Scherze macht, wenn es tatsächlich sein kann, dass giftige Schlangen durch’s Gestrüpp kriechen. Als später seine Zigaretten und Feuerzeug “verschwanden”, hatte wiederum er Schwierigkeiten, die Situation lustig zu finden … Das Leben ist hart.

Als wir dann nacheinander ins Wasser wateten, war es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, durch das ganze Seegras, die Äste und den Schlamm zu waten, aber in der Mitte des Flusses gab es dann warme und kalte Stellen. Ich suchte mir eine warme Stelle aus und beobachtete von dort, wie Dale sich von einer Seilschaukel in’s Wasser plumpsen ließ. Wir schwammen ein bißchen, ließen uns treiben, alberten herum und genossen die Sonne. Emily blieb am Ufer, da sie bereits ein Mal hier geschwommen war und nicht wieder mit Schnitten übersäte Beine haben wollte. Später konnte ich das gut nachvollziehen, denn beim Duschen und Eincremen stachen die doch ganz schön. Als es kühl wurde, trockeneten wir uns, so gut es ging und fuhren schließlich in die untergehende Sonne nach Hause. Obwohl es ein sehr kurzer Ausflug war, konnte ich viele wunderschöne Bilder machen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Das Leben hier draußen ist sehr einfach und genau deswegen so wundervoll, denn man lernt, auf die einfachen Dinge zu achten, wie Sonne im wehenden Gras, Reflektionen auf der Wasseroberfläche, Gerüche … oder Sonnenuntergänge. Es ist langsamer und deswegen so viel “voller” an schönen Momenten.

Straya Mate – Endlich in Australien

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Nach meiner Marathonreise von fast 50 Stunden stand ich also am 11.03. um 11 Uhr morgens endlich in Shorts und Top im Flughafen von Townsville. townsville-australienTownsville ist eine Stadt mit knapp 190.000 Einwohnern und liegt im Bundesstaat Queensland an der Ostküste Australiens – ziemlich weit oben! Hier gibt es jährlich durchschnittlich 300 Sonnentage – es ist paradiesisch! Besonders für Menschen mit piel de leche (Milchhaut) wie mich ist es aber wichtig, ordentliche Sonnencreme aufzutragen. Touristisch gibt Townsville meiner Meinung nach nicht allzu viel her für mehrere Tage Aufenthalt, und genau darum mag ich die Stadt sehr gerne. Ich kenne mich aus, alles ist in Laufweite, es gibt drei 2nd-hand-Shops direkt nebeneinander und eine wundervolle Strandpromenade, um in der Sonne zu lungern oder einen Morgen-/ Abendspaziergang zu unternehmen. Mit anderen Worten: perfekt zum Entspannen, Runterkommen und Sorgenvergessen!

Der Plan war, ein paar Tage in Townsville zu verbringen, bis Lynda, meine Gastmama, mich abholen würde. Ich bin schon lange Mitglied bei der Reise-Community Couchsurfing (checkt das, es ist wirklich toll!) und hatte mir eine Couch für die ersten zwei Nächte in Townsville organisiert. Mit meinem Couchsurfer namens Lachlan hatte ich ausgemacht, dass er mich vom Flughafen abholen würde, und so begab ich mich nach dem Umziehen hinaus ins tropische Townsville. Lachlan wartete schon und wir fuhren zu seinem Haus, das er mit ein paar Freunden teilte. Ich bekam einen Schlüssel in die Hand gedrückt für mein eigenes kleines Appartment und für das der Jungs, packte ein paar Sachen aus und gesellte mich dann zu “Lockie” und Dan an den Pool. Ich genoss die Aussicht, hielt meine Füße ins Wasser und versuchte, mich an den starken australischen Akzent der beiden zu gewöhnen. Später kümmerte ich mich um meine Wäsche und als Dan anbot, mich zum Supermarkt mitzunehmen, nahm ich das gerne an. In australischen Supermärkten gibt es meist auch Geldautomaten, sodass ich von dort mit meiner Mastercard Geld abheben könnte – ich besaß ganze 15AUS$.

Beim Fahren war alles durcheinander, denn in Australien fahren sie auf der “falschen” Straßenseite,  etwas, an das ich mich auch erst wieder gewöhnen muss, besonders beim Schauen, bevor ich die Straße überquere. Rechts-links-rechts oder links-rechts-links? Jedes Mal komme ich ins Grübeln. Ich schaffte es aber ohne Unfall in’s Innere des Supermarktes und während ich durch die Gänge lief, entdeckte ich eine Menge Lebensmittel, die mir entfallen waren – mir lief das Wasser im Mund zusammen! Ich kaufte aber nur das Nötigste, eine große Überleben-im-Bush-Shoppingtour würde ich später starten. Das war ganz gut so, denn meine Mastercard funktionierte nicht – weder an der Kasse noch am Geldautomaten. Schockschwerenot. Gestrandet in Australien mit 15 Dollar. Dan bot an, meinen Einkauf zu bezahlen und als wir zu Hause ankamen, machte ich mich an eine schier endlose Telefoniererei … ich rief zunächst meine Schwester an, vollkommen vergessend, dass ein immenser Zeitunterschied bestand … sie war dementsprechend begeistert, als ihr Handy um 3 Uhr morgens klingelte. Trotzdem suchte sie mein Passwort zum Abgleich heraus und ich versuchte es erneut – vergeblich. Ich rief bei meiner Mama an, dann bei meiner Bank. Ließ die Karte entsperren und versuchte es an einem anderen Automaten. Hin und her, her und hin – langes Reden, kurzer Sinn: Kreditkarte funktionierte nicht. Mit Schrecken stellte ich fest, dass auch meine EC-Karte mir keine Dienste tun würde: abgelaufen im Dezember 2016! Ach, wie wunderbar. 15 Dollar in der Tasche, 13 Dollar Schulden. Das fängt ja gut an, dachte ich mir!

Dann habe ich aber gemerkt, dass ich das Problem nicht lösen würde, indem ich stresse. Meine Mama hatte angeboten, zur Bank zu gehen mit allen Unterlagen und das zu regeln – da aber Wochenende war und außerdem ein beachtlicher Zeitunterschied, musste das Ganze warten, bis es bei mir Montagabend sein würde. Ich habe also meine Sorgen ein bißchen auf Sparflamme geschaltet, bin zum Strand gegangen, wo ich meine Zehen im Sand vergraben und den Sonnenuntergang über dem Meer bewundert habe.

Ich habe den Sonntag auch ganz entspannt angehen lassen, habe meinen Bikini angezogen und bin die Straße hinunter zur Promenade “The Strand” gegangen, wo ich mich nahe des Wasserspielplatzes ins Gras gelegt und die Sonne meinen Körper bräunen lassen habe. Natürlich war ich verbrannt, als ich nach Hause kam und war doppelt und dreifach dankbar, dass ich in Kolumbien Bodylotion gekauft und das nicht für die Australien-Shoppingliste gelassen hatte. Der Rest des Sonntags war dann ebenfalls ganz entspannt, abends bin ich wieder spazieren gegangen und habe ein paar Fotos vom ANZAC-Memorial Park gemacht, bevor ich noch etwas Zeit mit meinem Couchsurfer und seinen Mitbewohnern verbracht habe. Dann habe ich mich an’s Packen gemacht, denn am nächsten Morgen, Montag, würde ich aus dem Apartment aus- und in ein Hostel einziehen. Dienstagmorgen würde Lynda mich abholen und auf die Farm mitnehmen.

Montagmorgen machte ich mich also mit Sack und Pack auf den Weg in die Reef Lodge. Dort habe ich schon 2013 ein paar Mal gewohnt, als ich das erste Mal in Australien gereist bin und es ist ein wundervolles Hostel. Ich hatte Lynda von meinem Geldproblem berichtet und sie meinte, es sei kein Problem, sie würde dort anrufen und ein Zimmer für mich reservieren und bezahlen. Ich musste recht früh morgens aus dem Apartment ausziehen, und ihre Reservierung war noch nicht eingetroffen, als ich schnaufend meinen Koffer in der Rezeption abstellte. Ich durfte allerdings alles in der Lounge lagern und machte mich mit meiner Liste und einem Plan B auf den Weg in die Stadt. Ich hatte vor, eine Western Union-Stelle ausfindig zu machen und die befand sich in der Post. Mein Plan B ging leider nicht auf, aber zum Glück gab es in der Post eine Geldwechselstelle und ich hatte noch ein paar Pesos dabei, die ich dann allesamt umtauschen musste. Plan C klappte: 272.000 Pesos tauschte ich um zu knapp 100AUS$. Damit konnte ich dann meine Lebensmitteleinkäufe erledigen und auch die second-hand-shops durchforsten. Ich fand einige Dinge, die ich brauchte und andere Dinge, die ich einfach nur wollte und schließlich kam ich vollgepackt im Hostel an. Alles war organisiert, ich musste nur noch in meinen Dorm ziehen. Lynda war so toll, einen 4er-Dorm mit Klimaanlage für mich zu organisieren. Das war echt klasse, und ich verbrachte einen ganz entspannten Tag im Hostel.

Die Nacht war dann leider nicht ganz so entspannt wie der Tag, denn meine 3 Mitbewohner sichtete ich zum ersten Mal gegen 22.30h, als sie ins Zimmer kamen und begannen, ihre Koffer zu packen. Sie knisterten mit Tüten, wühlten durch Kleidung, zerknüllten Papier und zerrissen Prospekte, warfen Dinge in den Mülleimer und hörten partout nicht auf damit. Um 00:30h bin ich dann wieder aufgewacht und bat sie, ob wir dann wohl demnächst mal das Licht ausschalten könnten. Ich meine, wenn man weiß, dass man am nächsten Tag auszieht, fängt man doch etwas früher zu packen an als 22.30h, oder nicht? Irgendwann hatten sie dann auch ihre 7 Sachen zusammen und das Licht ging aus. Keine 5 Minuten später – gefühlt zumindest – klingelte ein Wecker. Ich schrak hoch – es war noch dunkel, was sollte denn das? Die Antwort war ganz einfach: meine Mitbewohner fingen nachts um 3 Uhr an, auszuziehen, mit erneutem Knistern, Rascheln, Räumen und Schieben. Ich war SO genervt! Sie verließen den Raum gegen 4 Uhr, einschlafen konnte ich dann aber erstmal nicht mehr, erst gegen 6 Uhr fielen meine Augen zu. Gegen 8 klingelte mein eigener Wecker und ich machte mich an’s Packen und dann an’s Frühstücken. Hier ein kleiner Einblick in das tolle Hostel:

Ich hatte gerade mein Frühstück beendet, Zähne geputzt und die restlichen Dinge im Koffer verstaut, als die Tür sich öffnete und ein Mädchen reinkam, das den Raum putzen wollte. Wir begannen ein Gespräch und verstanden uns total super – der Beginn einer tollen Freundschaft! Wir tauschten später Kontaktdetails aus, ich parkte mein Gepäck wieder in der Lounge und machte mich auf den Weg in die Stadt, um noch ein letztes Mal in den Shops zu stöbern. Um 12 Uhr saß ich mit meinem Hab und Gut im Eingangsbereich und wartete auf Lynda, die ein paar Minuten später hereingestürmt kam – mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich sprang auf und wir umarmten uns ganz fest – es war genau so wie vor 4 Jahren.

Von der Fahrt und dem nach-Hause-Kommen berichte ich euch im nächsten Post! 🙂

 

En Camino – Auf dem Weg

Hallo 🙂

Ich knüpfe mal an, wo ich in einem der letzten Beiträge stehen geblieben bin – meiner Nacht im Flughafen in Bogotá.

Ich saß im Flugzeug von Cúcuta nach Bogotá und würde sehr spät nachts ankommen. Da der Weiterflug erst am nächsten Morgen stattfinden sollte, war geplant, dass ich bei einer Bekannten in Bogotá die wenigen Stunden der Nacht verbringen würde, damit ich weder am Flughafen campen noch ein Hotel bezahlen müsste. Diese Bekannte hatte mir dann aber am Nachmittag meines Fluges (!!) geschrieben, dass sie nochmal darüber nachgedacht habe und es seien schon sehr wenige Stunden und ein sehr langer Weg usw. … Ich könne gerne kommen, aber sei es für mich nicht besser, in einem Hotel zu schlafen? Über diesen Wink mit dem Zaunpfahl war ich natürlich nicht sehr begeistert, weil ich schon Wochen vorher genau diese Bedenken geäußert hatte und sie meinte, es sei kein Problem – und dann 4 Stunden vorher zu schreiben, ist doch etwas kurzfristig. Angel rief dann bei einer Verwandten in Bogotá an, die 10 Minuten vom Flughafen entfernt wohnte – ich könne dort schlafen, sagten er und sie. Puh!

Als ich also um 23 Uhr im Puente Aéreo in Bogotá ankam, schrieb ich Angel und er sagte, er würde seine Verwandte anrufen, um ihr zu sagen, ich sei auf dem Weg, und ich solle kurz warten. Aus dem kurz wurden dann 15 Minuten – denn sie nahm nicht ab! Als Angel ihren Sohn anrief, meinte dieser, sie sei sicher schon schlafen gegangen. Ach, wie erfreulich.

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Zwei dieser Bänke schob ich zusammen, und sie dienten mir als erstaunlich “bequemes” Bett

Lange Rede, kurzer Sinn: ich stand in viel zu dünner Kleidung in einem viel zu kalten nationalen Flughafen ohne einen Ort, an den ich gehen konnte – denn auch der Transfer-Bus nach El Dorado, dem internationalen Flughafen, fuhr erst am nächsten Morgen um 5 Uhr. Ich fror und fühlte mich ziemlich verloren. Zum Glück hatte ich meinen Koffer dabei, aus dem ich alle möglichen Kleidungsstücke zog, um sie übereinander anzuziehen. Ich nutzte gesammelte Wertpunkte, um in meinem Stammcafé ein Heißgetränk zu erwerben, das mich am Ende nicht wärmte, und suchte dann Asyl in einem anderen Café, um mein Handy aufzuladen. Danach schob ich die Wartebänke zusammen und schlug mein Nachtlager auf. Ich schlief tatsächlich etwas, bis am nächsten Morgen um kurz vor 5 mein Wecker klingelte. Ich nahm das Bus-Shuttle, das mich in El Dorado absetzte.

Dort kaufte ich mir erstmal einen Sub zum Frühstück, gab dann mein Gepäck auf, brachte die “migración” hinter mich und lungerte schließlich eine ganze Weile bei den Gates herum, bis endlich das Boarding losging. Das freie WLAN funktionierte leider nicht. Ich flog zum ersten Mal mit Delta Airlines und war positiv überrascht. Die Sitze waren gemütlich und recht geräumig, die Stewards/essen sehr nett und das Essen lecker. Natürlich gab es wie immer Probleme mit meinem vegetarischen Essen, sodass ich einfach doppelt Obst und Kuchen bekam – nicht, dass ich mich darüber beschwere 😉

Dann: touch down in the US of A! Mein erstes Mal in den Staaten! Zunächst musste ich mich an den starken Akzent des Bodenpersonals gewöhnen und die Einreisekarte ausfüllen – das war etwas kompliziert, aber ich war nicht die einzige, die das dachte, sodass ich mich mit einer anderen Reisenden austauschte. Dann ließ ich mich im Strom mit den anderen Passagieren zur Gepäckausgabe, zur erneuten Gepäckaufgabe und dann zu den Sicherheitskontrollen treiben. Ich war etwas nervös, denn man hört ja so einiges über die Kontrollen, und aus Kolumbien kommend habe ich natürlich extra Drogenkontrollen, Fragen usw. erwartet. Die meisten Reisenden waren aber entspannt, sodass ich auch ruhiger wurde. Wartend wurden wir dann erstmal nach 1a Feldwebelmanier zurechtgestutzt, als wir es nicht schafften, zwei Reihen zu formen: “TWO ROWS!! If you are not on the RIGHT or the LEFT side, you are NOT FORMING TWO ROWS!!!!!”, schnauzte Frau Feldwebel. Ein herzliches Willkommen im Land der 1000 Möglichkeiten! Alle zogen sich fix nach rechts/links zurück, allerdings nicht ohne hochgezogene Augenbrauen, Augenrollen oder ein Schmunzeln auszutauschen.

Am Ende der “TWO ROWS!!!” musste ausgepackt, ausgezogen und auf die Fließbänder gelegt werden, was wir so im Rucksack und am Leib hatten, ich trat in den Rundumscanner und wieder hinaus und wurde nochmal extra abgetastet. Als mir das all clear gegeben wurde, suchte ich einen Airline-Tresen, um das mit dem Essen zu regeln – erfolglos, ich müsse es in LA probieren, sagte man mir. Danach stand ich verloren im Hartsfield-Jackson Flughafen – so etwas Riesiges hatte ich noch nie gefühlt. Ich konnte tatsächlich spüren, wie klein ich in diesem riesigen Konstrukt war. Ich sprach jemanden an, der sich sehr freundlich um mich kümmerte und mich mit in den Zug zu meinem Terminal nahm – ein ZUG, kein Shuttlebus oder so! Nein, eine U-Bahn, die mich und andere Reisende schließlich am richtigen Terminal ausspuckte.

Ich lief erstmal auf die Toilette, um mich frisch zu machen, dann suchte ich einen Ort, an dem das Wifi funktionieren würde, was es leider nicht tat, dann suchte ich mein Gate und dann einen McDonalds. Es hört sich vielleicht doof an, aber ich war so allein in diesem riesigen Flughafen und da ist das McDonalds-Menü mit McFlurry, Sundaes und Pommes ein Stück Bekanntes in all dem Neuen, das immer gleich und darum äußerst beruhigend ist. Ich bestellte mir einen McFlurry, sprach mit einer sehr netten Asiatin, mit der ich am Ende Nummern tauschte, und machte mich zurück auf den Weg zum Gate, wo ich genüsslich mein Eis verzehrte. Danach machte ich ein paar Gymnastikübungen und wurde schon “fast aus dem Flug gestrichen”, zeterte die Dame am Schalter, weil ich im letzten Moment des Boardings mein Ticket vorlegte. Unbeeindruckt von diesem Geschimpfe lief ich ins Flugzeug und weiter ging es mit Delta Airlines über die USA nach … Los Angeles! 🙂

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“Zu Hause” zum Anfassen und Essen

LA! “I hopped off the plane at LAX with a dream and my cardigan …”  So ähnlich wie bei Miley Cyrus war das auch bei mir – mein “dream” bestand allerdings schlicht und einfach daraus, liegend ein Nickerchen zu machen. Zuerst irrte ich allerdings durch die riesigen Gänge des Flughafens, verlief mich, wurde von A über Z nach B geschickt und versuchte währenddessen mal wieder, mich ins WLAN-Netz einzuloggen, was – wie sollte es anders sein? – natürlich nicht klappte! ARGH, sowas von frustrierend! Schließlich sprach ich ein Mädchen an, ob ich von ihrem Telefon kurz einen WhatsApp-Anruf tätigen könne. Kein Problem. Nachdem das erledigt war, sprachen wir noch eine Weile und sie schenkte mir einen Apfel und eine Banane, wofür ich ihr über alle Maßen dankbar war. Als ich dann endlich im richtigen Terminal ankam, gefahren durch die Nacht von einem Bus, kümmerte ich mich an einem Schalter um mein vegetarisches Essen und änderte gleichzeitig auch meinen Mittelplatz zu einem Gangplatz, da ich eh ein neues Ticket bekam – das stellte sich später als pures Glück heraus. Danach verschwendete ich keine Zeit mehr, sondern suchte mir eine gemütliche Lounge und schlief. Ich fühlte mich viel besser, als ich aufwachte und ging über den glitzernden Boden zum Boarding.

Diesmal ging es weiter mit Virgin Australia. Ich hatte einen wundervollen Platz … mit tatsächlichem Platz für meine Beine! Das war toll 🙂 Außerdem hatte ich besondere Kopfhörer, eine kuschelige Decke und sehr nette Flugbegleiter, gute Filmauswahl und leckeres, leckeres Essen. Ich genoss diesen Flug, obwohl es die längste Teilstrecke des Weges war – 15 Stunden! Ich schlief, schaute Filme, lief viel hin und her, machte meine Gymnatikübungen, freundete mich mit einer Reisenden an und entdeckte schließlich die Snacks – das war ein Fest! Äpfel, Schokolade und Müsliriegel, Saft und Softdrinks, so viel das Herz begehrt! Alles in allem war der Flug sehr erträglich, viel mehr als angenommen.

Um 07:10 Uhr landeten wir schließlich in Brisbane, Australien – viel Zeit blieb nicht, um alles zu erledigen. Die Gepäckbänder waren kompliziert und die Schlange an den Sicherheitskontrollen ewig lang. Ich machte mir Sorgen, ob ich das alles zeitlich schaffen würde, aber es klappte. Ich wurde als Einzige aus der regulären Schlange gebeten, “doch bitte hier entlang” zu gehen. Naja, sowas hatte ich erwartet. Der Beamte, der mich schließlich empfing, fragte mich: “So, why are you in this lane?” Ich musste lachen: “Well, I don’t know, I’m just following orders here.” Dann folgten viele Fragen zu meinem Reiseverlauf, vergangen und zukünftig, und offensichtlich sah der Beamte in mir die vertrauenswürdige Person, die ich nun mal bin, und ließ mich ohne weiteres Auspacken und Röntgen und was-weiß-ich durchgehen. Die Zeit reichte dann gerade aus, um ein paar Nachrichten zu schicken (endlich klappte das mit dem WLAN mal!), das Gepäck aufzugeben und dann mit dem Shuttlebus ins richtige Terminal zu fahren. Dort ging es dann zum x-ten Mal durch die Sicherheitskontrolle und fix ins Flugzeug nach Townsville.

Für den letzten Flug dieser Marathon-Reise saß ich neben einem sehr netten australischen Paar, das mir nach einem Blick auf meinen Sitz-Doughnut (ihr erinnert euch, meine Rücken-/Steißprobleme) halfen, eine leere Reihe zu finden, in der ich liegend schlafen konnte. Das tat vielleicht gut! Wir erreichten das sonnige, heiße Townsville zu früh, sodass ich noch Zeit hatte, mich aus meinem Jumpsuit zu schälen und in kurze Hosen und ein Top zu schlüpfen, bevor mich mein Couchsurfer abholte.

Und wie es weiterging, erfahrt ihr im nächsten Post! 🙂 🙂 Zumindest sind wir jetzt schon mal auf  australischen Boden angekommen – wir holen auf, was die Einträge angeht!

Bis bald! 🙂