Hallo liebe Lebensmaler 🙂
Ich war bei zwei weiteren VHS-Arabischkursen und ich kann schon jetzt von erheblichen Fortschritten berichten! Heute bin ich die Bahnhofsallee hochgegangen, vorbei an einem Schaufenster mit arabischer Schrift, und konnte im Vorbeigehen (!) erkennen, dass eins der Worte تين war – Feigen auf Arabisch! Hab mich aber nicht getraut, unter den Blicken aller Angestellten ein Foto zu machen … Aber stolz wie Bolle war ich, nach nur 4x 2 Stunden schon lesen und übersetzen zu können! 🙂 🙂
Zurück aus dem Leben ins Klassenzimmer: zunächst ist unser Lehrbuch angekommen und mit ihm die CD, sodass ich zu Hause wiederholen kann, was ich im Kurs noch schwierig fand oder nicht richtig verstanden habe. Beides zusammen hat 30€ gekostet, was ich erst sehr teuer, nach Ansicht aber okay fand, denn “die CD” besteht aus 3 CDs und das Buch ist sehr ausführlich und kleinschrittig gehalten, sodass nichts unklar bleibt. Jede Lektion startet zunächst mit ein paar Seiten Buchstaben, sodass wir nach und nach das ganze Alphabet lernen. Auf jeder Seite sind dann 4 Wörter, sodass wir den jeweiligen Buchstaben im Wort sehen, denn (ihr erinnert euch vielleicht): es beeinflusst die Schreibweise des Buchstabens, ob er am Anfang, in der Mitte, am Ende oder isoliert steht. Ganz unten auf der Seite ist die Schreibweise dann noch einmal auf einen Blick zusammengefasst.
Danach kommen mehrere Seiten Übungen: Buchstaben erkennen in ihren verschiedenen Schreibweisen, Sprechübungen, Schreibübungen und Rechtschreibübungen, bei denen wir herausfinden müssen, ob die Buchstaben richtig oder falsch verbunden sind, und wenn falsch, wo und wie es richtig wäre. Ganz am Ende kommt eine Auflistung der Wörter, die wir mit allen bekannten Buchstaben bereits schreiben und erkennen können, sodass wir einen Wortschatz aufbauen können. Ein guter Mix also aus allem, was die arabische Sprache an Tücken so mit sich bringt
Zunächst aber wird am Anfang der Übungen noch einmal die Aussprache jedes einzelnen Buchstabens mit deutschen Wortbeispielen verdeutlicht und dann kommen Tipps zur Orthografie der Buchstaben. So habe ich verschiedene Dinge gelernt:
Die arabische Schrift ist eine Kursivschrift und das zu beschreibende Blatt sollte am besten um 45 Grad nach links gedreht werden, um sie “richtig” zu schreiben. Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen Druck- und Schreibschrift: in Druckschrift werden die zu einigen Buchstaben gehörenden Punkte gedruckt, also einzeln aufs Papier gesetzt, während sie in der Schreibschrift zu einem Strich verschmelzen. Weiterhin ist es so, dass von den 28 Buchstaben des Alphabets nur 3 Stück Vokale repräsentieren (statt wie bei uns 5 der 26) und es im Arabischen keine Großbuchstaben gibt (ein Glück!, ist ja auch so schon schwer genug). Die Buchstaben haben aber verschiedene Größen – ich erinnere mich immer an die Schreibhefte, die wir in der ersten Klasse hatten. Am Anfang der Zeile stand ein kleines Haus und die Linien waren eingeteilt in “Dach”, “Wohnzimmer” und “Keller”, sodass man sich als ABC-Schütze gut orientieren konnte. So ähnlich ist es auch im Arabischen: alif ﺍ zum Beispiel würde im Wohnzimmer und Dach geschrieben werden, wohingegen yā ي im Wohnzimmer und Keller geschrieben würde. Spannend, all dies!
In den beiden letzten Stunden haben wir uns hauptsächlich mit der Aussprache und der Schreibweise der Buchstaben beschäftigt, und ich muss zugeben, dass es richtig Spaß gemacht hat. Mich hatte der Ehrgeiz gepackt und ich habe zu Hause daran gearbeitet, mir die Buchstaben und deren Schreibweise einzuprägen, sodass ich die Worte im Buch schon ohne deutsche Lautschrift daneben lesen konnte. Wir haben jedes Wort der 7 Buchstaben, die wir bereits kennen, in seine einzelnen Buchstaben-Bestandteile zerlegt und das hat enorm geholfen, die verschiedenen Schreibweisen zu begreifen und sie sich einzuprägen. Auch die Hausaufgaben haben dazu beigetragen, dass die Worte kein reiner Buchstabensalat mehr sind, sondern langsam, aber sicher als einzelne Worte zu erkennen sind.
Uuh, und am Ende der letzten Sitzung haben wir dann Galgenraten gespielt. Das war wirklich spannend, denn das Raten der Worte war gar nicht so einfach, wie wir uns das in unser Euphorie gedacht hatten. Jeder, der wollte, durfte sich ein Wort überlegen und nach vorne an die Tafel kommen. Unsere Lehrerin lachte herzlich, als wir alle unsere Striche von links nach rechts zogen, denn Arabisch wird ja von rechts nach links geschrieben, wie sie uns erinnerte 😉 Wir einigten uns ganz schnell darauf, die isolierte Form der Buchstaben zu schreiben, um das Raten etwas einfacher zu gestalten. Fast jeder von uns nahm das Buch mit und schaute nochmal nach, wie viele Buchstaben sein ausgewähltes Wort hatte und an welche Stelle sie gehörten. Dann ging es los, mit viel Spaß und gemeinsamem Lachen. Es war oft echt schwer, sich an die Aussprache der Worte zu erinnern, denn diese gibt ja Aufschluss darüber, wie das Wort geschrieben wird, aber es war eine richtig gute Übung und ich hoffe, dass wir das öfter spielen werden.
Um kurz vor 20h beendeten wir den Unterricht, Jenan bedankte sich bei uns allen für den tollen Unterricht und wünschte uns ein schönes Wochenende – zuerst auf Arabisch, dann auf Deutsch. Wir alle antworteten mit “Für dich auch” oder “Danke” auf Arabisch und dann huschten wir nach einander aus der Tür, um nach Hause zu laufen, fahren oder radeln.
Ich muss sagen, ich bin erstaunt, wie aufnahmefähig ich nach einem anstrengenden Arbeitstag noch bin. Generell schwirrt mir noch Stunden nach Feierabend der Kopf mit Gedanken an die Kinder, an Elterngespräche und Anweisungen von oben oder sonstiges an Zwischenmenschlichem, was sich in der Kita den lieben und vor allem langen Tag so abspielt. Aber meist ist es so, dass ich den Kopf frei habe, sobald ich mein Arbeitsmaterial ausgepackt und die Tafel vor Augen habe. Das Material ist nicht einfach, aber Jenan geht es verständlich und vor allem langsam durch und ermutigt uns stetig, Fragen zu stellen. Ich freue mich richtig auf die nächsten Wochen!
Vielleicht habt ihr ja auch Lust bekommen, Arabisch oder eine andere Sprache zu lernen? Lasst euch nicht abschrecken von den komischen Zeichen oder anderen “Vorurteilen” der Sprache gegenüber, es ist leichter, als es aussieht und spaßiger als gedacht!
Ich sende euch eine Umarmung und bleibt gesund!
Eure Katharina (كاترين)