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Mi Colombia – Geburtstag und Weiterreise

Hallo liebe Lebensmaler!

Am 10.02. wurde Angies Bruder Robin 25 Jahre und ich hatte schon in Deutschland versprochen, ihm einen Kuchen zu backen, nämlich den besten Schokokuchen der Welt. Die Zutaten hatte ich vorsorglich schon im Gepäck, und ich konnte direkt nach meiner Ankunft am Vorabend noch in der Küche werkeln. Alles, was frisch gekauft werden musste, war etwas Butter.

Am Morgen von Robins Geburtstag erhitzte ich noch Schokolade im Wasserbad, überzog den Kuchen damit und verzierte ihn mit einer 25 aus Mandeln. Wir waren zum Mittagessen mit der gesamten Familie verabredet, sodass Antonio, Angie und ich uns zeitig aufmachten, um mit dem Bus Richtung Portal 80 zu fahren. Wir mussten noch ein kleines Stück laufen, etwa 2 Transmi-Stationen, und dann standen wir vor dem Restaurant. “Campesinos” hieß es, so wie die ländlichen Bewohner Kolumbiens, die Bauern und Landwirte. Draußen stand ein riesiger Pulk an Menschen Schlange und ich war überrascht, denn so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Zum Glück hatten wir einen Tisch reserviert! Wir drängten uns vorbei ins Innere des engen, niedrigen Restaurants und fanden in einer relativ großen Ecke aus Sofas Teile von Angies Familie. Ich wurde herzlich von ihrer Mama und deren Freund Diego begrüßt, ich winkte Angies Schwester Antonia zu und drückte Robin ganz fest zum Geburtstag. Später erschienen noch Angies Opa und Oma und, ganz bizarr, deren Freund. Wir waren eine große Runde und die Zeit verging flugs, während wir die Karten durchschauten und uns für Getränke, Pommes und Burger entschieden. Der Kuchen, den ich Robin gebacken hatte, wurde gehörig bewundert und dann gleich verspeist – reihum wurde die Tupperschale gereicht und jeder schob sich einen oder zwei Bissen in den Mund. Das Essen, das letztendlich erschien, war sehr lecker und die Portionen riesig: Burger und Pommes mit verschiedenen Soßen, große Gläser voller Fruchtcocktails samt endlos langer Strohhalme. Super lecker!

Angies Oma ist eine verrückte Lady und hatte sich in den Kopf gesetzt, dass Robin und ich ein schönes Paar abgeben würden. Sie zwinkerte uns abwechselnd auffällig unauffällig zu, nickte mit dem Kopf und grinste uns auffordernd an – sehr zu unserem Unbehagen, denn Robin und ich kommen zwar gut klar, aber da ist null-komma-null Interesse, das weitergeht. Wir ignorierten es weitgehend und konnten die Feier trotzdem genießen 🙂 Ich verabschiedete mich etwas früher als alle anderen, denn ich wollte noch ins Optiker-Viertel, um ein Brillengestell zu erstehen. In Kolumbien sind diese wesentlich günstiger – auch mein jetziges stammt aus einem kolumbianischen Geschäft. Das Praktische ist, dass es in Bogotá einen Block gibt, in dessen Straßen sich nur Optiker angesiedelt haben, ein Laden nach dem nächsten. Dahin zog es mich, da es aber ein Spätsonntagnachmittag war, hatten die meisten Läden bereits geschlossen, sodass ich die Reise umsonst unternahm. Abends schloss ich erschöpft bei Angie und Antonio die Tür auf und mein Handy vibrierte. Victor, ein Couchsurfing-Bekannter von San Andrés (die Insel, auf die ich am Dienstag reisen würde), wollte wissen, wann genau ich ankommen würde. Ich schaute auf mein Ticket und – Schockschwerenot! Ich hatte mich im Datum geirrt und der Flug war tatsächlich schon am nächsten Tag!

Geschäftigkeit setzte ein: wir wuschen zwei Maschinen Wäsche, Angie und ich versuchten, ein günstiges Hostel für mich zu finden und ich packte meinen Koffer, so gut es ohne die fehlenden Wäschestücke eben ging. Alles das, was entspannt für den nächsten Tag geplant war, musste in die letzten Stunden des Sonntags gequetscht werden und wir fielen totmüde ins Bett, nachdem wir die Wäsche noch aufgehängt hatten. Das Wäscheaufhängen ist ein Phänomen in Kolumbien, das ich immer wieder bewundere. Die Wäsche wird nicht etwa auf Wäscheständer gehängt, wie wir das in Deutschland tun. Nein, an der Wand ist noch über Augenhöhe eine Art Gestell angebracht, dass sich auseinanderziehen lässt wie ein Akkordeon und daran wird dann die Wäsche aufgehängt – an Bügeln. Nicht auf die Stangen wie Deutsche es vermutlich tun würden, nein, die Kleidung wird auf Bügel gehängt und diese wiederum dann daran befestigt. Doppelte Arbeit meiner Meinung nach, aber gut: andere Länder, andere Wäschesitten. Mittlerweile erledige ich diese Prozedur mit der mir eigenen deutschen Zielstrebigkeit und Effizienz 😉

Am nächsten Tag standen wir früh auf, nahmen die Wäsche ab, ich packte meine in meinen Koffer und in meinen Rucksack, machte mich reisefertig und wir verließen die Wohnung recht früh, denn wir wollten noch zu den Optikern. Dort angekommen gingen wir in den Laden meines Vertrauens, wo ich schon vor 2 Jahren mein aktuelles Gestell ausgesucht hatte. Sie erinnerten sich tatsächlich noch an mich und suchten den ganzen Laden nach einer “montura” ab, die mir gefallen und in die meine jetzigen Gläser passen würden. Als wir nicht fündig wurden, verließ eine der Angestellten den Optiker “Excelentes” und suchte die anderen Läden ab. Sie kam mit einem oder zwei Gestellen zurück und eines suchte ich mir aus. Den Preis verringerte sie auch noch von 120.000 COP (~40€) auf 90.000 COP  (~30€), was ich dann akzeptieren musste. Ich durfte mir noch ein Etui aussuchen und nahm meine neueste Errungenschaft glücklich mit. Danach suchten Angie und ich uns noch einen Eisladen – immer, wenn wir uns sehen, essen wir Eis und machen ein Foto 🙂 Danach trennten sich unsere Wege leider – ich fuhr mit dem Transmi zum Flughafen, Angie Richtung zu Hause. Wir drückten einander fest und winkten uns noch ewig zu …

… von meinen Erlebnissen auf der Fahrt zum und am Flughafen sowie meiner Ankunft in San Andrés berichte ich dann im nächsten Post! 🙂

Un abrazote!
Katha

 

Mi Colombia – Bogotá

Nachdem ich in Townsville ins Flugzeug stieg, war ich mal wieder ein Weilchen unterwegs … Es ging von Townsville nach Brisbane, von dort über LA nach Atlanta und von dort nach Bogotá. Wie lange ich insgesamt gebraucht habe, weiß ich mittlerweile gar nicht mehr, aber das ist vielleicht auch besser so. Auf dem Flug habe ich jemanden getroffen, die die gleichen Steißprobleme hatte wie ich – sie hat mich ganz verzweifelt gefragt, woher ich denn meinen tollen Sitzring habe … So toll fand ich den gar nicht, denn ich sitze ja nun schon eine Weile (seit April 2016) darauf – außerdem wurde er langsam porös, was mich unruhig machte. Wie auch immer, die Zwischenstopps in den Staaten waren relativ ereignislos, außer der Tatsache, dass ich mich richtig, richtig abhetzen musste, um meine Flüge zu schaffen. Ich rannte von einem Terminal ins andere, zappelte nervös in den Warteschlangen, ließ mich vorlassen und durch Sicherheitsbeamte einschleusen in die Kontrollen, damit ich alles schaffte. Das war vielleicht nervenaufreibend! Darum existieren auch keinerlei Fotos, dazu hatte ich überhaupt keine Zeit. In LA habe ich eins gemacht, bevor mir klar war, wie eng das zeitlich alles war.

LA

Ich kam am 02.06. mitten in der Nacht in Bogotá an, es dauerte etwas, bis ich endlich durch die migraciones durch war und auf meinen Koffer warten konnte. Außerdem musste ich noch mein Geld umtauschen – die Dame in Australien hatte mir gesagt, am Flughafen bekäme ich die besten Konditionen. Ich hatte Glück, auf der Treppe nach unten von den migraciones zum Gepäckband sprach mich jemand an, auf Englisch sogar!, den ich sogleich um Hilfe bat. Er half mir gerne und kam mit mir zum Schalter des Wechselbüros. Hier zeigte sich, dass es wirklich ein Glück war, dass ich in Australien keine Pesos bekommen hatte, sondern meine AUS$ zu Mitarbeiterkonditionen in US$ umgetauscht wurden. Dadurch habe ich natürlich viel mehr US$ für meine AUS$ bekommen als sonst, und in Bogotá sah ich, dass der Wechselkurs viel besser stand für US$ zu Pesos. Ich bekam fast 1 Million Pesos mehr als gedacht! Die Frau schien gelangweilt auf den Summen herumzukaufen, bis sie sie mir mit einer Geschwindigkeit entgegenspuckte, die mir die Ohren verklebte. Ich bat sie, mir die Zahlen aufzuschreiben – dann verstand ich. Dieser ganze Vorgang dauerte ein Weilchen und bis ich meine Scheine in der Hand hielt, meinen Koffer und schließlich Mayra gefunden hatte, war es bereits 23 Uhr.

Mein Spanisch war etwas eingerostet und Mayra konnte kein Englisch, aber wir verständigten uns ganz gut. Einfach reden, irgendwie wird es schon ankommen – das ist das, was ich im kommenden Monat lernen und vor allem lieben lernen würde. Wir fuhren in den Stadtteil barrio Florencia, wo Mayra in einem riesigen conjunto wohnt. Conjunto lässt sich mit “Einheit” übersetzen – auf das Wohnen bezogen bedeutet das, dass mehrere Häuser, in diesem Fall vier- oder fünfstöckige Häuserblocks, in einem eingezäunten Areal stehen, das nur zu betreten ist durch eine Pforte, die streng von Pförtnern bewacht wird. Dort muss man sich anmelden, sagen, zu wem man möchte, das wird abgefragt bei demjenigen und erst dann darf man durchgehen.

Wir fuhren in die Tiefgarage, hievten meinen Koffer die Treppen hoch und schleiften ihn über die Wege, bis wir in ihrer Wohnung ankamen. Ich lernte Hector kennen, Mayra’s Exfreund, der auf ihre gemeinsame Tochter Rosabel aufgepasst hatte, mir wurde etwas zu essen gegeben und mein Zimmer gezeigt. Wir sprachen kurz ab, für welche Zeit ich mir am nächsten Tag den Wecker stellen würde und ich fiel (mit Leggings, wärmespeichernden Socken und zwei Pullovern bekleidet) ins Bett. Die Nächte in Bogotá sind kalt.

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Mein Zimmer in Mayra’s Wohnung

Der 03.06. war ein Samstag, trotzdem wurde nicht etwa geruht – gibt’s nicht, schon gar nicht in Bogotá. Kurz nach 7 Uhr wurde ich wach durch den Wecker, und kurze Zeit später schaute Mayra herein. Ich zog mich an, bekam Frühstück und wir fuhren durch das Straßengewirr Bogotás, um Freunde von Mayra zu treffen, die etwas für sie und ihr frisch erworbenes Restaurant gekauft hatten. Danach fuhren wir zu einem Notar, mit dem sie und ihre Freunde die Urkunden beglaubigen lassen mussten. Wir mussten ein Weilchen warten, bis alle einen Parkplatz gefunden hatten, sodass noch Zeit blieb, uns über interessante Orte in und um Bogotá zu unterhalten, über das Reisen und Fremdsprachen. Meine schlummernden Spanischkenntnisse zwinkerten träge mit den Augen – trotzdem gelang mir die Konversation ganz gut. Während des Wartens beim Notar lernte ich Rosabel besser kennen – Mayras und Hectors Tochter. Ich mochte sie sehr gerne, sie hatte viele Fragen, war sehr aufgeschlossen, half mir mit meinem Spanisch, war sehr verständnisvoll und äußerst wissbegierig – ich brachte ihr viel auf Deutsch und Englisch bei. Wir lachten viel und ich fühlte mich sehr wohl 🙂

Wir fuhren viel herum, machten verschiedene Besorgungen und aßen schließlich in Mayra’s Restaurant zu Mittag. Ich passte auf Rosabel auf, während Mayra einige organisatorische Dinge erledigte. Später fuhren wir in den Bezirk Bogotás, der unzählige Optiker beherbergte. Das müsst ihr euch so vorstellen: in einem kompletten Block, vielleicht sogar in zweien, reihen sich Optiker an Optiker an Optiker an Optiker. Wir betraten einen Laden und ich zeigte mein zerbrochenes Gestell vor: “Necesito una nueva montura, por favor!” “Ich brauche ein neues Gestell, bitte!” Ich wurde verstanden, umsorgt und beraten. Wir suchten in den zahlreichen Schubladen nach einem für meine Gläser passenden Gestell, und als wir nichts fanden, verschwand die Optikerin einfach nach draußen und durchforstete die anderen Läden. Wie praktisch! Nach einer langen Weile kam sie schließlich triumphierend zurück 🙂 Meine Gläser wurden in das Gestellt eingesetzt, die Brille angepasst, ich durfte mir sogar noch kostenlos ein Etui aussuchen und bekam Lutscher, Brillenputztücher und -flüssigkeit in einer schnieken Tasche überreicht. Für all dies zahlte ich 60.000COP – umgerechnet ca. 20€, nachdem Mayra noch 10.000COP runtergehandelt hatte. Ich war so froh!

Mayra fuhr mich noch durch die Innenstadt zum Plaza de Bolívar, dem Hauptplatz der Stadt, auf dem die Reporter stehen, wenn in den Medien aus Bogotá berichtet wird. Rosabel und ich gingen Hand in Hand über den Platz, um die Catedral Primera de Colombia anzusehen – leider fand eine Hochzeit statt, sodass wir nur hineinlugten, ich ein paar Fotos machte y ya – und das war’s! Wr versuchten noch, eine SIM-Karte für mich zu finden, aber an diesem Tag schafften wir das nicht mehr. Wir kamen spät an zu Hause und ich fiel totmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen begrüßte mich Hector, der sich heute um mich kümmern würde. Zusammen mit ihm und Rosabel gingen wir erstmal frühstücken – auf meinen Wunsch nach buñuelos und Früchten wurde eingegangen und wir verbrachten eine lustige Frühstücksrunde. Danach begaben wir uns zum Einkaufszentrum Portal 80, um mir eine SIM-Karte zu besorgen und aufzuladen. Wir erzählten und lachten viel, alles auf Spanisch, und er war mir sehr sympatisch. Im Einkaufszentrum standen wir dann am Tresen von movistar und ließen uns beraten. Ich entschied mich für einen Tarif und die beiden kichernden Beraterinnen übergossen mich mit einem Schwall an Worten – ich bat sie mehrmals, langsamer zu sprechen und erklärte, ich würde erst Spanisch lernen. Half nichts – also begann ich, ihnen auf Deutsch zu erklären, wie schwer es mir fiele, sie zu verstehen, und dass ich es unmöglich fände, dass sie nicht langsamer sprächen. Sie starrten mich sprachlos an. Ich wechselte zurück ins Spanische und erklärte, ich würde sie genauso wenig verstehen wie sie mich, wenn sie nicht langsamer sprächen. Danach hatten wir keinerlei Kommunikationsprobleme mehr.
Draußen schauten Hector, Rosabel und ich uns noch eine Fotoausstellung an, die mir sehr gut gefiel, und danach begaben wir uns zurück in die Wohnung, wo ich meine Sachen aus- und umpackte, weil ich nicht alles mitnehmen wollte, was ich besaß. Viel Platz nahmen die Geschenke ein, die ich für die Couchsurfer gekauft hatte, die mich auf meiner Reise beherbergen würden. Alles in allem passte aber alles ziemlich gut in den Koffer.

Wir bestellten uns Chinesisch zum Abendessen, was mir sehr gut schmeckte und mich sättigte, danach half Hector mir noch, die einzelnen Funktionen meiner SIM-Karte zu verstehen, die Fluggesellschaft anzurufen, um meine LifeMile-Card zu aktivieren, und wir organisierten ein Taxi, das mich am nächsten Morgen zum Flughafen bringen sollte. Für jedes Departamento gibt es eine bestimmte Vorwahl, so wie bei uns auch “050 xxxx” oder “0511 xxxx” oder “096 xxx”. Zum Beispiel für das Hostel in Manizales war die Vorwahl mit T6 = 06 angegeben, und in Bogotá hatten wir die Vorwahl T1 = 01. Was die Reservierung des Taxis anging, erledigte Hector alles für mich, erklärte mir dann aber genau und einfach das Prozedere. Das Unternehmen würde mich ca. 30 Minuten vor der ausgemachten Zeit anrufen und die Fahrt bestätigen, außerdem bekäme ich eine sms mit dem Nummernschild des Taxis. Klang einfach genug. 🙂 Von Hector verabschiedete ich mich abends, von Mayra und Rosabel am nächsten Tag, dem 05.07.
Ich lief mit meinem Koffer zur Pforte und stieg ins Taxi. Wir fuhren los und der Fahrer wollte die Bestätigungsziffern für die Fahrt wissen … Ich schaute ihn groß an. “Perdón, qué quiere saber usted?” – “Entschuldigen Sie, was wollen Sie wissen?”  Ich hätte einen Code bekommen sollen an meine Handynummer – hatte ich aber nicht. Zum Glück bestand dieser Code aus den letzten drei Ziffern der Handynummer, mit der das Unternehmen angerufen wurde, und ebenfalls zum Glück hatten Hector und ich Nummern ausgetauscht, sodass ich dem conductor die richtigen Ziffern nennen konnte. Er fuhr mich zum internationalen Flughafen, vorbei am nationalen – wohin später doch wieder mit dem Transferbus fahren musste. Hauptsache ich war da und es konnte losgehen! Manizales, ich komme! 🙂

Über den Flug und meine Erlebnisse in Manizales erfahrt ihr im nächsten Post alles 🙂 Schön, dass ihr dabei seid!

Un abrazo fuerte 🙂

Straya Mate – Schnelldurchlauf März bis April

Hallo!

Ich habe lange nichts gepostet – es war so viel los! Jetzt werde ich euch im Schnelldurchlauf die letzten Wochen präsentieren, denn meine Zeit auf The Brook nähert sich rasant dem Ende zu ist bereits zu Ende! Ich bin schon in Townsville – aber bevor es die aktuellen Begebenheiten gibt, ein paar “alte Neuigkeiten”:

Kurz nach dem Ausflug zum Creek gab es die Schulhalbjahresabschlussfeier der Kinder – am 23. März wurde der Klassenraum dekoriert, ihre besten Arbeiten zur Präsentation ausgelegt und die Nachmittage vor dem Ereignis waren vermehlt, verschokoladet und verlimonadet, denn Emily und die Kids schwangen Kochlöffel und alle möglichen weiteren Utensilien. Abends kamen dann alle vorbei und wir verbrachten einen schönen Abend zusammen, mit den Kids als Gastgeber. Ich wurde von Darcy überrumpelt und musste eine Rede halten – warum ich The Brook so gerne habe. Und der Abend war ein perfektes Beispiel für mein Warum: Gemeinschaft und Familiengefühl, alle verbringen zusammen einen spaßigen Abend und jeder trägt dazu bei. Ich fühle mich eingebunden und gewollt und es ist eine wohlwollende, gefühlsvolle, ermutigende Atmosphäre. Wir haben gesungen, gegessen, gelacht – und ich habe mich einfach wohl gefühlt, etwas, das mir lange gefehlt hat. Am Ende hat mich Darcy dann umarmt (das kommt alle Jubeljahre mal vor) und gesagt, wie gut es ist, mich wieder bei ihnen zu haben. Das war Balsam für meine Seele.

Am 25.03., Samstagabend, haben Dale, Emily und ich beschlossen, gemeinsam zu kochen und es uns gemütlich zu machen, statt dass jeder für sich selbst kocht und isst. Wir haben beschlossen, einen mexikanischen Abend zu machen: es gab Nachos mit allem Drum und Dran. Wir haben draußen den Tisch gedeckt und es wurde ein richtig toller Abend.

Am 06.04. hatte die Familie einen Termin in Townsville und ich bin mitgefahren, weil ich mein Handy reparieren lassen musste – hat zwar nicht geklappt, und hinterher war es kaputter als vorher, aber immerhin konnte ich ein paar andere Dinge erledigen. Wir wollten eigentlich nicht lange bleiben, aber dann hat die Familie sich für ein komplettes Wochenende entschieden – ich hatte keine Transportmöglichkeit zurück nach Hause, sodass ich auch in der Stadt geblieben bin. Lynda hat netterweise für mein Hostelzimmer bezahlt – das meine ich damit, dass es ein Gefühl von Familie ist. Da wird nicht groß diskutiert und ein Problem aus einer Situation gemacht, sondern einfach gehandelt und auf mich “aufgepasst”. Und nicht nur das, ich wurde sogar eingeladen, am 08.04. mit zum Footie-Spiel der Cowboys zu kommen. Das war mein erstes Rugby-Spiel im Stadion und ich habe mich mega gefreut. Lynda und Darcy hatten VIP-Plätze in einer Kabine und ich bin mit den Kids auf dem Rasen geblieben. Wir hatten gute Plätze und haben das Spiel genossen. Den Morgen habe ich bei Jess verbracht, die ich bei meiner Ankunft im Hostel kennengelernt habe. Ich habe ihr spontan geschrieben und da sie eine OP hinter sich hatte, die sie daran hinderte, sich viel zu bewegen, habe ich mich auf den Weg zu ihr gemacht. Wir haben stundenlang gequatscht und schließlich kam noch eine Arbeitskollegin aus dem Hostel dazu, die ich auch schon kennengelernt hatte. Das tat so richtig gut, mal wieder mit ein paar verrückten Mädels abzuhängen und Unsinn zu reden. Ich hab mich viel besser gefühlt, viel normaler.

Am Sonntag ging es dann zurück nach Hause und ich lernte Emma kennen, Dales Freundin, die ihn für 1.5 Wochen besuchen gekommen ist. Zuerst haben wir nicht viel von einander gesehen, aber als wir am Freitag, 14.04., zu einer Geburtstagsfeier auf der benachbarten station Felspar (45-60 Minuten Fahrt) gefahren sind, haben wir mehr Gelegenheit gehabt, miteinander quatschen. Allie, die jüngste Tochter der Familie Carter, wurde 21 und das musste groß gefeiert werden. Wir sind viel zu spät losgekommen, weil Darcy noch eine Menge zu tun hatte, aber das machte nichts, es war so viel los, dass es gar nicht auffiel. Emma und ich sprachen ganz viel miteinander und obwohl sie erst 17 geworden ist, war sie ziemlich clever und wir hatten ganz viele gemeinsame Meinungen. Sie rettete mich dann auch immer wieder vor Brice, einem Australier, der auf einer weiteren station arbeitete und es auf mich abgesehen hatte. Immer wieder rückte er in Gesprächsrunden näher an mich heran, legte den Arm um mich oder versuchte, mit mir zu tanzen, als schließlich die Tanzfläche eröffnet wurde, obgleich ich freundlich, aber deutlich Desinteresse signalisierte. Die Aufmerksamkeit an sich war ja nett, aber ich war wirklich nicht interessiert. Die Party endete für Grace, Emma und mich unter einem mit Lichterketten geschmückten Baum auf weichen Kissen, weil uns gegen 1.30 Uhr morgens dann einfach der Saft ausging. Um 3 Uhr waren wir schließlich zu Hause. Viele Fotos gibt es nicht dieses Mal, weil es einfach eine tolle Party war, die ich nicht durch die Linse, sondern live genießen wollte.

Am Samstag haben wir alle ausgeschlafen und uns entspannt, während die Familie zu einer Schulveranstaltung fahren musste – die Armen! Nachmittags kam Dale vorbei, um nach Medizin für Emma zu fragen, ihr ging es nicht gut, schon die ganze Woche über nicht. Ich konnte ihm viele kleine Hilfen aus meinem Medizinköfferchen geben, aber geholfen hat es nicht ganz so viel, leider. Am Sonntag gab es dann ein gemeinsames Abendessen mit Emma, Dale, Emily und mir. Emma ging es nicht wirklich besser, obwohl die gemeinsame Mahlzeit sie etwas abgelenkt hat.

Später haben wir uns entschieden, die Flying Doctors anzurufen. Das ist der Arztservice für Familien, die durch die Distanz ihres Wohnsitzes zur Stadt keinen direkten, einfachen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Man ruft den “Royal Flying Doctor Service” an und die Ärzte machen dann eine Telefonkonsultation. Sie rieten Emma, ins Krankenhaus zu fahren – wogegen Dale sich wehrte und sie schließlich klein beigab. Emily und ich sprachen uns dafür aus, aber man kann den Esel ja nicht zum Brunnen tragen. Das Ende vom Lied war, dass Emma sich die ganze Nacht übergab und am Nachmittag des Montags schließlich doch ins Krankenhaus wollte. Da es aber durch Dale verursachte Probleme mit dem Toyota von Darcy gab, war alles komplizierter und anstrengender, als es eigentlich sein müsste. Um es abzukürzen: schließlich fuhr Darcy Emma und Dale mitten in der Nacht ins Krankenhaus nach Charters Towers, in Lyndas Auto. Er war überhaupt nicht begeistert, da 1. sein Toyota kaputt war, 2. er ein superanstrengendes Wochenende mit der Familie hinter sich hatte, 3. er nachmittags 5 Stunden in der sengenden Hitze im Auto verbracht hatte und 4. heute sein und Lyndas Hochzeitstag war und sie einfach nur zusammen auf der Couch sitzen und atmen wollten.

scoobDale blieb eine ganze Weile in der Stadt mit Emma, da die Untersuchungen länger dauerten. Sie hatte eine Leberentzündung, die eine Antibiotikum-Behandlung erforderte. Seinen Hund Scooby hatte er bei uns gelassen und ich liebte dieses Riesenbaby. 1x habe ich mich abends draußen auf unseren Gartenmöbeln niedergelassen und Scooby legte sich quer über mich. Ich kraulte und massierte ihn für bestimmt 20 Minuten – es war schwer zu sagen, wem es danach besser ging. Was das Kuscheln anging, kümmerte ich mich um Scooby, aber Emily übernahm das Füttern. Wir hörten wenig von Dale, sicher auch, weil seine Beschwerden und sein Gejammere bei uns nicht die gewünschte Reaktion hevorriefen. Er ist nicht wirklich ein Idiot, sondern hat Probleme, die ihn mit seinen 19 Jahren überfordern und zu viel geworden sind. Weglaufen war seine Antwort, obwohl er bei Darcy und Lynda auf das Verständnis und die Unterstützung hoffen konnte, die er nötig hat in seinem chaotischen, schwierigen Leben. Als Emily und ich am 24.04. nachmittags in die Stadt fuhren, kamen Dale und sein Vater uns im Auto entgegen. Seitdem ward er nicht mehr bei uns gesehen – und Scooby auch nicht, der mir sehr ans Herz gewachsen war.

Warum fuhren wir in die Stadt? Am 25.05. ist ANZAC-Day, ein Feiertag, der in Australien und Neuseeland begangen wird. Grace ist School Captain und musste ihre Schule bei den Feierlichkeiten in der Stadt repräsentieren. Davon werde ich euch im nächsten Post erzählen – das war erstmal der Schnelldurchlauf von Mitte März bis Mitte April!