Hallo liebe Lebensmaler!
Am 10.02. wurde Angies Bruder Robin 25 Jahre und ich hatte schon in Deutschland versprochen, ihm einen Kuchen zu backen, nämlich den besten Schokokuchen der Welt. Die Zutaten hatte ich vorsorglich schon im Gepäck, und ich konnte direkt nach meiner Ankunft am Vorabend noch in der Küche werkeln. Alles, was frisch gekauft werden musste, war etwas Butter.
Am Morgen von Robins Geburtstag erhitzte ich noch Schokolade im Wasserbad, überzog den Kuchen damit und verzierte ihn mit einer 25 aus Mandeln. Wir waren zum Mittagessen mit der gesamten Familie verabredet, sodass Antonio, Angie und ich uns zeitig aufmachten, um mit dem Bus Richtung Portal 80 zu fahren. Wir mussten noch ein kleines Stück laufen, etwa 2 Transmi-Stationen, und dann standen wir vor dem Restaurant. “Campesinos” hieß es, so wie die ländlichen Bewohner Kolumbiens, die Bauern und Landwirte. Draußen stand ein riesiger Pulk an Menschen Schlange und ich war überrascht, denn so etwas hatte ich noch nicht erlebt. Zum Glück hatten wir einen Tisch reserviert! Wir drängten uns vorbei ins Innere des engen, niedrigen Restaurants und fanden in einer relativ großen Ecke aus Sofas Teile von Angies Familie. Ich wurde herzlich von ihrer Mama und deren Freund Diego begrüßt, ich winkte Angies Schwester Antonia zu und drückte Robin ganz fest zum Geburtstag. Später erschienen noch Angies Opa und Oma und, ganz bizarr, deren Freund. Wir waren eine große Runde und die Zeit verging flugs, während wir die Karten durchschauten und uns für Getränke, Pommes und Burger entschieden. Der Kuchen, den ich Robin gebacken hatte, wurde gehörig bewundert und dann gleich verspeist – reihum wurde die Tupperschale gereicht und jeder schob sich einen oder zwei Bissen in den Mund. Das Essen, das letztendlich erschien, war sehr lecker und die Portionen riesig: Burger und Pommes mit verschiedenen Soßen, große Gläser voller Fruchtcocktails samt endlos langer Strohhalme. Super lecker!
Angies Oma ist eine verrückte Lady und hatte sich in den Kopf gesetzt, dass Robin und ich ein schönes Paar abgeben würden. Sie zwinkerte uns abwechselnd auffällig unauffällig zu, nickte mit dem Kopf und grinste uns auffordernd an – sehr zu unserem Unbehagen, denn Robin und ich kommen zwar gut klar, aber da ist null-komma-null Interesse, das weitergeht. Wir ignorierten es weitgehend und konnten die Feier trotzdem genießen 🙂 Ich verabschiedete mich etwas früher als alle anderen, denn ich wollte noch ins Optiker-Viertel, um ein Brillengestell zu erstehen. In Kolumbien sind diese wesentlich günstiger – auch mein jetziges stammt aus einem kolumbianischen Geschäft. Das Praktische ist, dass es in Bogotá einen Block gibt, in dessen Straßen sich nur Optiker angesiedelt haben, ein Laden nach dem nächsten. Dahin zog es mich, da es aber ein Spätsonntagnachmittag war, hatten die meisten Läden bereits geschlossen, sodass ich die Reise umsonst unternahm. Abends schloss ich erschöpft bei Angie und Antonio die Tür auf und mein Handy vibrierte. Victor, ein Couchsurfing-Bekannter von San Andrés (die Insel, auf die ich am Dienstag reisen würde), wollte wissen, wann genau ich ankommen würde. Ich schaute auf mein Ticket und – Schockschwerenot! Ich hatte mich im Datum geirrt und der Flug war tatsächlich schon am nächsten Tag!
Geschäftigkeit setzte ein: wir wuschen zwei Maschinen Wäsche, Angie und ich versuchten, ein günstiges Hostel für mich zu finden und ich packte meinen Koffer, so gut es ohne die fehlenden Wäschestücke eben ging. Alles das, was entspannt für den nächsten Tag geplant war, musste in die letzten Stunden des Sonntags gequetscht werden und wir fielen totmüde ins Bett, nachdem wir die Wäsche noch aufgehängt hatten. Das Wäscheaufhängen ist ein Phänomen in Kolumbien, das ich immer wieder bewundere. Die Wäsche wird nicht etwa auf Wäscheständer gehängt, wie wir das in Deutschland tun. Nein, an der Wand ist noch über Augenhöhe eine Art Gestell angebracht, dass sich auseinanderziehen lässt wie ein Akkordeon und daran wird dann die Wäsche aufgehängt – an Bügeln. Nicht auf die Stangen wie Deutsche es vermutlich tun würden, nein, die Kleidung wird auf Bügel gehängt und diese wiederum dann daran befestigt. Doppelte Arbeit meiner Meinung nach, aber gut: andere Länder, andere Wäschesitten. Mittlerweile erledige ich diese Prozedur mit der mir eigenen deutschen Zielstrebigkeit und Effizienz 😉
Am nächsten Tag standen wir früh auf, nahmen die Wäsche ab, ich packte meine in meinen Koffer und in meinen Rucksack, machte mich reisefertig und wir verließen die Wohnung recht früh, denn wir wollten noch zu den Optikern. Dort angekommen gingen wir in den Laden meines Vertrauens, wo ich schon vor 2 Jahren mein aktuelles Gestell ausgesucht hatte. Sie erinnerten sich tatsächlich noch an mich und suchten den ganzen Laden nach einer “montura” ab, die mir gefallen und in die meine jetzigen Gläser passen würden. Als wir nicht fündig wurden, verließ eine der Angestellten den Optiker “Excelentes” und suchte die anderen Läden ab. Sie kam mit einem oder zwei Gestellen zurück und eines suchte ich mir aus. Den Preis verringerte sie auch noch von 120.000 COP (~40€) auf 90.000 COP (~30€), was ich dann akzeptieren musste. Ich durfte mir noch ein Etui aussuchen und nahm meine neueste Errungenschaft glücklich mit. Danach suchten Angie und ich uns noch einen Eisladen – immer, wenn wir uns sehen, essen wir Eis und machen ein Foto 🙂 Danach trennten sich unsere Wege leider – ich fuhr mit dem Transmi zum Flughafen, Angie Richtung zu Hause. Wir drückten einander fest und winkten uns noch ewig zu …
… von meinen Erlebnissen auf der Fahrt zum und am Flughafen sowie meiner Ankunft in San Andrés berichte ich dann im nächsten Post! 🙂
Un abrazote!
Katha